Außerschulische Bildung 2/2025

Drei Fragen an Eva Berendsen, Bildungsstätte Anne Frank

Mich beschäftigt ganz besonders die Frage, wie wir als Akteur*innen im Bereich Bildung unsere teils komplexen und komplizierten Themen im Netz auf eine Weise vermitteln können, dass die Inhalte und Botschaften auch tatsächlich beim Publikum ankommen – ohne zu verflachen, ohne einfache Antworten auf komplizierte Fragen zu geben, ohne mit Hyper-Emotionalisierung zu überwältigen, die ja auf vielen Plattformen zur Währung und zum Geschäftsmodell gehört und unseren politischen Diskurs entsprechend zu verändern scheint. Wie schafft man es also, unter bestimmten technischen, algorithmischen Vorgaben gute Bildungsinhalte zu vermitteln – die von einem möglichst breiten Publikum auch angenommen werden? Welche Ansprache ist die richtige, wie schaffen wir es, dass die Nutzer*innen bei einem Bildungsvideo auf TikTok nicht bereits nach zwei oder drei Sekunden abspringen? Diese Fragen beschäftigen mich und mein Team jeden Tag, immer wieder aufs Neue. Scheitern und Wieder-Neu-Probieren inklusive.

Auf einer Meta-Ebene stellt sich die Frage nach den Rahmenbedingungen: Die politische Meinungsbildung findet heute maßgeblich auf digitalen Plattformen statt, die nicht ausreichend reguliert und nach den Interessen von einigen wenigen Tech-Milliardären gestaltet sind. Instagram, YouTube, TikTok & Co. sind inzwischen digitale Sozialräume insbesondere von jugendlichen Zielgruppen, die hier aber jeden Tag ziemlich schutzlos hochgradig problematischen Inhalten, Gewalt, Hassrede, Desinformation und Propaganda ausgesetzt sind.

Angesichts der Fluten an Hassinhalten haben demokratische Inhalte es schwer, durchzukommen. Zumal es in dem Bereich auch an öffentlicher Förderung und Finanzierung mangelt. Deshalb kann man sich auch nicht allein auf die politische Bildung im Netz verlassen. Auch die klassischen Bildungsräume, die Schule und die außerschulische Bildung sind gefragt, Kinder und Jugendliche zu stärken. Sie müssen Social Media-Kompetenzen aufbauen. Gleiches gilt natürlich für die Erwachsenenbildung.

Es müsste sichergestellt werden, dass alle Kinder und Jugendlichen bundesweit befähigt werden, im Netz zurechtzukommen und sich zu schützen. Leider sehen wir hier aktuell noch viel zu wenig politische Leidenschaft, Social Media-Literacy als verpflichtendes Angebot in den Lehrplänen und Curricula zu integrieren.

Zuerst würde ich sie beglückwünschen, dass sie sich für diesen Weg entschieden haben! Und dann sollte man sich fachliche Expertisen reinholen, mit Institutionen in den Austausch gehen und erst einmal strategisch überlegen: Wen will ich erreichen? Was sind meine Themen? Welche Plattform eignet sich dafür? Auch gerne Mut zur Lücke: Vielleicht lieber die (meist eher übersichtlichen) finanziellen Mittel in einen guten TikTok-Account investieren als überall nach dem Gießkannenprinzip präsent zu sein und mehrere mäßige Auftritte auf unterschiedlichen Plattformen zu absolvieren. Man kann auch einzelne Influencer*innen oder Creator*innen unterstützen, statt einen eigenen Account zu betreiben. Es kommt immer auf die Ziele an.