Auf den Spuren von Fritz Wüllenweber
Der AdB, ein politisch sehr pluraler Verband, wurde 1959 als Arbeitskreis Jugendbildungsstätten gegründet. Die Jugendhöfe: Reeducation-Einrichtungen, die besonders von den Engländern gefördert wurden (vgl. Stambolis 2023), machten den Entwicklungskern aus, bald aber kamen Europäische Akademien, Heimvolkshochschulen, Stiftungen und andere Bildungsstätten hinzu. Die gemeinsamen Merkmale bildeten ein eigenes Tagungshaus und eine deutliche Berücksichtigung politischer Bildung. Bei der Gründung des AdB war Werner Rietz besonders aktiv, er agierte damals als Leiter des Jugendhofs Vlotho in Ostwestfalen, steuerte aber mehrere weitere Einrichtungen in Vlotho und Umgebung, unter anderem die Stätte der Begegnung und das Gesamteuropäische Studienwerk. Der Historiker Karsten Wilke, Fachmann für die Veteranen der Waffen-SS, spricht hier von einem Nachkriegsnetzwerk der SS (Wilke 2018, S. 91). Es gab in der Tat Verflechtungen und prominente Fälle, dazu gehörten u. a. Alexander Dolezalek und Werner Georg Haverbeck (vgl. Ciupke 2009, S. 80 ff.).
Rietz war im Mai 1933 als junger Mann in die NSDAP eingetreten und hatte verschiedene Funktionen im NS-Staat inne. Er war u. a. Beauftragter des Reichsbauernführers Richard Walther Darré für „Nachwuchsgewinnung und Berufserziehung“, außerdem Mitglied der Waffen-SS und der SS-Leibstandarte Adolf-Hitler (siehe auch Ciupke 2003 und Günther 2002). Er spielte auch eine Rolle in dem folgenden, besonders bizarren Fall. Dieser Beitrag ist die erheblich gekürzte Fassung einer längeren Abhandlung, die auf Recherchen, Quellenfunden und Dokumenten aus Archiven beruht. Aus Platzgründen müssen diese Nachweise hier wegfallen. Ebenso können Nebenpersonen nicht weiter vorgestellt werden.