Geschlechterreflektierende Perspektive auf rechten Terror und rechte Gewalt
Die frauen- und queerfeindlichen Mobilisierungen der extremen Rechten münden in den letzten Jahren zunehmend in Gewalttaten gegen queere Menschen und ihre Orte. Im queerfeindlichen Gewalthandeln suchen die Täter:innen die Restauration einer aus extrem rechter Sicht in Unordnung geratenen Geschlechterordnung. Ein Teil der Täter:innen wähnt sich dabei im Glauben, den Willen einer Mehrheit gegen eine angebliche Minderheit zu verteidigen. Hierfür berufen sie sich auf antifeministische Feindbilder mit langer Tradition. Der Beitrag blickt auf geschlechterrelevante Dimensionen rechter Gewalt und betont die Bedeutung einer geschlechterreflektierenden Analyse des rechten Terrors. von Juliane Lang
Im Juli 2024 verabredet sich eine Gruppe junger Neonazis in der Berliner Innenstadt. Ihr Ziel ist die offizielle Parade anlässlich des Christopher-Street-Days (CSD) (vgl. Peter 2024). Sie werden frühzeitig von Polizeikräften festgesetzt und daran gehindert, näher an die Parade ranzukommen. Aufnahmen des Polizeikessels werden später über die Social Media-Kanäle einer Gruppe jugendlicher Neonazis mit überregionaler Einbindung in die rechte Szene geteilt.
Es bleibt nicht das einzige Mal, dass Neonazis sich im Sommer 2024 dafür verabreden, einen CSD zu stören. Nur wenige Wochen später stehen den gut 1.000 Teilnehmenden an einer Pride-Parade in Bautzen mehrere Hundert Neonazis gegenüber (vgl. Springfeld 2024). Die Situation in der sächsischen Kreisstadt ist so bedrohlich, dass die Teilnehmenden des CSD gebeten werden, die Parade nicht allein zu verlassen (vgl. Radio Lausitz 2024). Die anschließende Abschlussfeier muss schließlich mit Blick auf die Sicherheit der Teilnehmenden abgesagt werden.
Rechte Gewalt und Mobilisierungen stehen in einem Zusammenhang