Die Bayer AG hat im April 2023 die Hans und Berthold Finkelstein Stiftung gegründet. Berthold Finkelstein ist der Gründungsdirektor des Gustav-Stresemann-Instituts Bonn und war entscheidend an der Gründung des AdB beteiligt.
Die beiden Namensgeber sind mit der Bayer AG bzw. den I.G. Farben eng verbunden. Dr. Hans Finkelstein ist der Erfinder der sogenannten Finkelstein-Reaktion, war Forschungsleiter bei Chemische Fabriken vorm. Weiler – ter Meer in Uerdingen, einem Unternehmen, das später in der I.G. Farben aufging. Er stammte aus einer liberalen jüdischen Familie. Forschungsarbeiten im Bayer Archiv haben offenbart, dass er das Unternehmen im Zuge der Arisierung 1938 verlassen musste. Noch im selben Jahr nahm er sich das Leben. Sein Sohn Berthold Finkelstein musste später im selben Betrieb Zwangsarbeit leisten. Ihre Biografien stehen stellvertretend für das erlittene Unrecht und die Verfolgung vieler Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus. Mit der Zustimmung ihres Sohns und Enkelsohns Johannes Finkelstein prägen ihre Erinnerungen und Gedanken die Tätigkeiten der Stiftung.
Mit ihrer Arbeit würdigt die Finkelstein Stiftung die Geschichte der Finkelsteins, erinnert an die Vergangenheit und reflektiert die Taten der I.G. Farben während des Nationalsozialismus – damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Denn trotz aller heutigen Erkenntnisse übersehen wir oft die Verbindungen und die Kontinuitäten zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Stiftung schärft die Erinnerungskultur im Unternehmen Bayer. Sie unterstützt Forschungs- und Erinnerungsprojekte zu den Verbrechen der Nationalsozialisten – insbesondere zum Thema NS-Zwangsarbeit und der I.G. Farbenindustrie AG, kurz I.G. Farben. Die Finkelstein Stiftung entwickelt Programme für eine durch historische und ethische Verantwortung geprägte Unternehmenskultur, für zeitgemäße Führung sowie demokratisches Handeln. Sie treibt dialogorientierte Projekte in Europa, Israel und den USA voran, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Hass und Diskriminierung zu stärken – heute und in Zukunft.
Die Finkelstein Stiftung fördert Projekte, mit den Zielen: Erinnerung gestalten, Resilienz stärken und Forschung vorantreiben. Erinnerung: Sich mit dem Erbe der I.G. Farben auseinandersetzen, zeitgemäße Erinnerung gestalten und die Geschichten von Opfern und Tätern, insbesondere zur NS-Zwangsarbeit sichtbar machen. Resilienz: Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Antisemitismus, Rassismus, jeglichem Hass und (digitaler) Gewalt stärken – in der Gegenwart und in Zukunft. Forschung: Dazu beitragen, Forschungslücken bezüglich der Rolle von Unternehmen zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes zu schließen und die Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen.