Außerschulische Bildung 1/2025

PIAAC-Studie: Kein Schock, aber auch kein Signal zur Entspannung

Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE) hat Mitte Dezember 2024 die PIAAC-Studie 2023 (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Erwachsene in Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich abschneiden, aber gleichzeitig in Teilen der Bevölkerung gravierende Defizite bei Lese- und alltagsmathematischen Fähigkeiten sowie beim adaptiven Problemlösen bestehen. Initiiert wurde die Erhebung vom Bildungsdirektorat der OECD; in Deutschland hat sie ein Team um Professorin Beatrice Rammstedt vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften umgesetzt.

Im Vergleich zur ersten Erhebung 2011/2012 liegen die mittleren Grundkompetenzen der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland höher als im Mittel aller teilnehmenden OECD-Länder; das geht vor allem auf die Ergebnisse älterer Erwachsener zurück. Gleichzeitig haben sich die Durchschnittswerte für Lese- und alltagsmathematische Kompetenzen kaum verändert. Der verbesserte Rangplatz Deutschlands ergibt sich also vor allem daraus, dass Länder mit schwächeren Durchschnittsergebnissen erstmals in die Erhebung aufgenommen wurden. Zudem hat sich der Anteil von Erwachsenen mit sehr geringen Kompetenzen leicht erhöht: Rund ein Fünftel der Erwachsenen in Deutschland verfügt über nur geringe Lese- und alltagsmathematische Kompetenzen und geringe Fähigkeiten zum adaptiven Problemlösen. Für die Lesekompetenz bedeutet das: auch einfachste Informationen aus kurzen Texten werden nicht verstanden.

Das sozioökonomische Gefälle zwischen Erwachsenen aus Elternhäusern mit hohem und niedrigem Bildungsniveau hat sich noch einmal erheblich verschärft; nur Estland und Österreich weisen ein noch größeres Ungleichgewicht auf. Auch die Unterschiede in der Lesekompetenz bei Erwachsenen, die in Deutschland aufgewachsen bzw. zugewandert sind, ist hierzulande doppelt so hoch wie im OECD-Durchschnitt.

Die PIAAC-Studie zeigt, dass Kompetenzerwerb und -erhalt ohne Weiterbildung kaum möglich sind. Obwohl die Weiterbildung in Deutschland mittlerweile der größte Bildungsbereich ist, wird ihre Bedeutung in der politischen und öffentlichen Debatte oft unterschätzt. Die Ergebnisse bieten der Weiterbildungspraxis Argumentationshilfen, ihre Arbeit zu legitimieren und auszubauen.