Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI), basierend auf einer standardisierten Online-Befragung von 1.500 jungen Menschen im Mai 2023 zeigt: Hass im Netz gehört für viele junge Menschen zum Alltag und hemmt ihre Meinungsäußerung: Mehr als die Hälfte der 16- bis 27-Jährigen nimmt mindestens einmal pro Woche beleidigende oder bedrohende Kommentare auf Websites, Blogs, in sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten wahr. Knapp ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen war in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal selbst mit herabwürdigenden Äußerungen gegenüber ihren politischen Ansichten, ihrem Körpergewicht oder ihrem Geschlecht konfrontiert. Jugendliche mit Migrationsgeschichte sind demnach besonders häufig davon betroffen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige junge Menschen der Politik und der Demokratie distanziert bis kritisch gegenüberstehen: So äußerten knapp ein Drittel der 16- bis 27-Jährigen, sehr wenig oder kein Interesse an Politik zu haben. 23 % von ihnen sind nicht der Meinung, dass das demokratische System in Deutschland gut funktioniere und 9 % halten die Demokratie nicht für die beste Staatsform. Die Ergebnisse unterstreichen den dringenden Bedarf an gezielter Unterstützung und politischer Bildung. Denn: Das Interesse junger Menschen an Unterstützung und Beratung ist groß, ebenso wie das Interesse, politisch relevante Kompetenzen zu erlangen, insbesondere in Bezug auf digitale Kompetenzen: Junge Menschen wollen Falschnachrichten im Internet erkennen (51 %) und lernen, auf Hass im Netz zu reagieren (44 %), aber nur wenige fühlen sich durch die Schule gut darauf vorbereitet (20 %). Unterstützungs- und Beratungsbedarf im Falle von Beleidigungen und Bedrohungen äußern die Befragten außerdem vor allem beim Schutz der Privatsphäre im Internet, aber auch in Hinblick auf emotionale, psychologische und rechtliche Beratung.
Die Befunde der Jugendbefragung werden im Laufe des Jahres 2024 durch eine qualitative Zusatzerhebung vertieft, die Aufschluss über politische Erfahrungen junger Menschen, ihre Lernbedürfnisse und ihre Vorstellungen zur Gestaltung entsprechender Angebote geben soll. Darüber hinaus ist geplant, die quantitative Jugendbefragung zu einem Monitoring-Instrument für eine dauerhafte Erhebung weiterzuentwickeln.
Die Jugendbefragung ist Teil des Projekts „Ermittlung von Bedarfslagen im Bereich Demokratieförderung und Extremismusprävention“, in dem das DJI, das International Centre for Socio-Legal Studies (SOCLES) und das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) kooperieren, um den Wissensstand zu Bedürfnissen und Bedarfslagen von jungen Menschen und Fachkräften in den Handlungsfeldern Demokratieförderung, Extremismusprävention und Vielfaltgestaltung zu ermitteln. Das Verbundprojekt wird bis Ende 2024 vom BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert.