Der AdB auf dem 4. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit
Der 4. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit fand vom 16. bis 18. September 2024 in Potsdam statt. Vertreter*innen aus Fachpraxis, Verbänden, Verwaltung, Politik und Wissenschaft tauschten sich während des Kongresses aus und traten in einen fachpolitischen Diskurs über aktuelle und zukünftige Herausforderungen und gesellschaftliche Entwicklungen ein.
In der Session „What´s youth work in Europe about? Grundprinzipien der Jugendarbeit in Europa“ diskutierten Georg Pirker, AdB, Professor Daniel Weis, Universität Luxemburg, Dr. Frederike Hofmann-van de Poll, Deutsches Jugendinstitut e. V., sowie Prof. Dr. Kathrin Klein-Zimmer von der Hochschule Koblenz über die große Bandbreite der Jugendarbeit in Europa. „Jugendarbeit“ und „Youth Work“ sind ähnliche Begriffe, die sich auf die Arbeit mit jungen Menschen beziehen. Sie können aber je nach Kontext und kulturellem Hintergrund unterschiedliche Nuancen haben. „Jugendarbeit“ bezieht sich auf verschiedene pädagogische und soziale Aktivitäten, die junge Menschen „zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen“ sollen (§11 SGB VIII). „Youth work“ wird im europäischen Kontext weiter gefasst und als „Schlüsselbegriff für alle Arten von Aktivitäten mit, für und von jungen Menschen mit sozialem, kulturellem, bildendem und politischem Charakter, die freiwilligen Charakter haben, (verstanden). Das Hauptziel der Youth Work ist es, Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, ihre eigene Zukunft zu gestalten.“ (Europarat 2017)
Im Denklabor stellte Daniel Weis den Kontext der Entwicklung um Youth Work in Luxemburg vor, die von der europäischen Jugendpolitik maßgeblich beeinflusst ist. Insbesondere die non-formale Bildung hat eine deutliche Aufwertung erfahren. Kathrin Klein-Zimmer erläuterte die Strukturen und Wechselwirkungen deutscher und europäischer jugendpolitischer Prozesse und Themen. Frederike Hofmann-van de Poll stellte die verschiedenen Ebenen der Europäischen Jugendarbeitsagenda vor und zeigte Felder auf, in denen mithilfe der Agenda Entwicklungen aufgenommen und unterstützt werden könnten.
Was bedeutet Youth Work für die Arbeitsbezüge, Grundlagen und vor allem für die Profession(en) von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Deutschland in sich fundamental wandelnden gesellschaftlichen Kontexten und Lebenswelten junger Menschen? Im Workshop wurde die Vielfalt von Jugendarbeit in Europa zum Ausgangspunkt genommen. Mit einer feldübergreifenden Diskussions- und Denkwerkstatt konnte ein vertieftes Nachdenken über die Grundlagen von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in einem erweiterten Kontext von europäischer Youth Work angeregt werden. Öffnet eine verschärfte inhaltliche Orientierung am europäischen „Dach“ Youth Work neue Zugänge, Selbstverständnisse und Handlungsmöglichkeiten? Klar ist: Mit der Verabschiedung der European Youth Agenda 2020 und dem laufenden Prozess zu ihrer Ausgestaltung wurden auf europäischer Ebene Weichenstellungen vorgenommen, die eine Weiterentwicklung des Feldes und seiner inhärenten Gegebenheiten und Ausgestaltung in Deutschland durchaus ermöglichen – bspw. in der Etablierung einer stärker an politischer Bildung orientierten Jugendarbeit, in einer Aufwertung von Jugendarbeit gegenüber einem die Lebenswelt junger Menschen stark defizitär aufgreifenden formalen Bildungsdiskurs, aber auch in der Einbeziehung von und der Ausrichtung der Strukturen auf eine hochdiverse Gruppe junger Menschen.