Außerschulische Bildung 2/2025

Politische Bildung im Netz

Warum Bildungseinrichtungen sich den Herausforderungen des Social-Media-Zeitalters stellen sollten

Rechte Akteur*innen nutzen Social Media gezielt, um junge Menschen emotional zu erreichen und ihre Ideologien zu verbreiten – insbesondere auf TikTok. Analysen der Bildungsstätte Anne Frank zeigen: Nicht Inhalte, sondern Masse und Inszenierung dominieren. Die politische Bildung steht vor der Herausforderung, in einer Welt der kurzen Clips und popkulturellen Formate wirksam zu bleiben. Wie kann digitale Bildung diesen Raum gestalten? Die Bildungsstätte Anne Frank entwickelt dazu innovative Ansätze auf Instagram, YouTube und TikTok. von Nicole Broder

Bei den Landtags- und Europawahlen 2024 zeigte sich eine Entwicklung, die sich im Zuge der aktuellen Bundestagswahl leider weiter bestätigt hat: Die AfD konnte im Februar mit 19 % den zweithöchsten Stimmanteil der Erstwähler*innen für sich gewinnen (vgl. Schmalzried 2025). Bereits eine im April 2024 veröffentlichte Studie mit dem Titel „Jugend in Deutschland“ hatte das enorme Potenzial der AfD unter Erstwähler*innen beschrieben. Die Gründe für diese hohen Zustimmungswerte zu einer in weiten Teilen rechtsextremen Partei sind vielschichtig. Doch spielen die große Verunsicherung junger Menschen angesichts einer Vielzahl von globalen Krisen sowie die Instrumentalisierung dieser Verunsicherung durch rechte Akteur*innen laut den Autor*innen der Studie eine zentrale Rolle (vgl. Schnetzer/Hampel/Hurrelmann 2024).

Insbesondere auf Social Media schaffen es rechte Akteur*innen die Emotionen der jungen User*innen aufzufangen und sich als Problemlöser*innen zu inszenieren. Dabei zeigen Analysen der Sozialen Medien, die die Bildungsstätte Anne Frank im Rahmen unterschiedlicher Projekte durchgeführt hat, ganz klar, dass weniger die Inhalte entscheidend sind als die schiere Masse an Posts, Reels und TikToks. So haben sich rechte Akteur*innen ein Spam-Netzwerk aufgebaut, indem massenhaft Content erstellt und verbreitet wird (vgl. Berendsen/Schnabel 2024a, S. 16).

Vor allem auf der Kurzvideoplattform TikTok, eine der beliebtesten Social-Media-Plattformen für Jugendliche und junge Erwachsene, konsumieren junge Menschen politische Inhalte. Denn längst hat sie sich von einer Plattform, auf der Tanzvideos geteilt werden, zu der Plattform für politische Meinungsbildung der sogenannten Generation Z (Geburtenjahrgänge 1997 bis 2012) entwickelt.