Kunst – Politik – Geschlecht
Vermutlich beschäftigt kein Thema die politische Bildung derzeit mehr als der globale Rechtsruck. Er ist Gegenstand zahlreicher Analysen, die vorwiegend aus den Politik- und Sozialwissenschaften stammen. Der Sammelband hat es sich, angesichts der Bedeutung kultureller Politiken und ästhetisierender Praktiken des Rechtspopulismus, zum Anliegen gemacht, diese Perspektiven mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Aspekten zu verknüpfen. Die Analysen machen deutlich, inwiefern linkspopulistische Strategien an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus emanzipatorische Gegenbewegungen im radikaldemokratischen Sinn ermöglichen können.
Der Band gliedert sich in vier Abschnitte. Der erste Abschnitt „Begriffliche Reflexionen“ untersucht die Beziehung zwischen Populismus und dem Konzept des „Volkes“ mit Rückgriff auf Ernesto Laclaus’ „leere Signifikanten“, womit Begriffe mit ideologischer Aufladung gemeint sind. Damit wird die Bedeutung von (pop-)kulturell „bespielbaren“ Begriffen für die Mobilisierung herausgearbeitet und gleichzeitig das Spannungsfeld zwischen populistischen und antipopulistischen Ansätzen untersucht, um linke und rechte Populismusstrategien differenziert zu betrachten, ohne diese gleichzusetzen.
Im zweiten Abschnitt werden „Popkulturelle Artikulationen“ des Rechtspopulismus in ihren unterschiedlichen Ausprägungen untersucht. Dabei wird deutlich, wie kulturelle Narrative zur Popularisierung von politischen Ideologien beitragen.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit „Postdemokratischen Mobilisierungen“ und fokussiert dabei u. a. geschlechts- und sexualitätsorientierte Dimensionen des Rechtspopulismus, welche als verbindendes, sowie emotional triggerndes Element in unterschiedlichen rechten Strömungen fungiert. Neben dem Angebot zur „Rettung traditioneller Männlichkeit“ spielt Feminität als Gegenkonzept zum Feminismus eine bedeutende Rolle und spitzt sich in Form des „Tradwives“-Trends zu, der sowohl als Ausdruck einer Emanzipationsmüdigkeit als auch eine Mimikry feministischer Politik verstanden werden kann.