Außerschulische Bildung 1/2025

Statement

Sport fungiert als gesellschaftlicher Resonanzraum, in dem Werte wie Fairness, Leistungsorientierung und Kollektivität verhandelt werden. Diese Ideale können zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beitragen. Im Sportbetrieb offenbart sich jedoch eine kognitive Dissonanz: Während das kollektive Bewusstsein für gemeinsame Ideale genutzt wird, reproduziert es zugleich exkludierende Strukturen und systematische Ausgrenzung, die auf Bewertungslogiken basieren, nach denen bestimmte Gruppen qua Herkunft, Körperlichkeit oder Kultur als „wesentlich anders“ und/oder unvereinbar mit etablierten Gegebenheiten angesehen werden.

So werden bestimmte Personen/-gruppen über scheinbare Anerkennung hinweg als „besonders belastbar“ oder „gewinnbringend“ hervorgehoben und legitimiert, oder aber in umgekehrter Weise im Sinne von ethnic und cultural heritage als „befremdliche“, gar „taktisch defizitäre“ Personen/-gruppen markiert.

In diesem Spannungsfeld kann politische Bildung im Sport eine transformative Rolle einnehmen und Strukturen vor und hinter den Kulissen nutzen, um Reflexionsprozesse anzuregen oder kritisches Bewusstsein zu stärken – ein Ansatz, der in Konkurrenz zu den meist kurzfristig angelegten Logiken von Vermarktung, Wettbewerbsdruck und symbolischer Repräsentation steht. Vorbilder im Sport werden auf diese Weise weniger als reine Leistungsikonen, sondern viel mehr als Akteur*innen sozialer Verantwortung anerkannt, die nicht alleine wegen ihrer Sichtbarkeit gefeiert werden wollen, sondern für ihr Bestehen in eben diesen widrigen Strukturen.

Denn wenngleich Sichtbarkeit häufig als Fortschritt gewertet wird, ist zu betonen, dass sie kein Indikator für gleichberechtigte Partizipation ist und häufiger einer kosmetischen Applikation gleicht, die zudem als pseudo-progressives Täuschungsmanöver eingesetzt wird. Repräsentation hingegen impliziert aktive Teilhabe und Mitgestaltungsoptionen, auch in den Narrationen. In demokratischen Gemeinschaften wie Sportvereinen spielen insofern jene Sportler*innen eine Schlüsselrolle, die ihr aktives Engagement in der kritischen Auseinandersetzung mit einer breiten Öffentlichkeit teilen und diese für Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Inklusion sensibilisieren. Sie sehen sich in der Lage, andere zu ermutigen und können dadurch eine facettenreiche wie belastbare (Vereins-)Kultur initiieren, stabilisieren oder auch transformieren, die bestenfalls auf Inklusionsarbeit durch diskriminierungskritische Bildungsangebote oder Empowerment-Programme für unterrepräsentierte Gruppen setzt, um wahrhaftige Teilhabe zu fördern.

Auf Grundlage meiner Erfahrungen als Leistungssportler*in und mit soziologischem Blick auf Machtverhältnisse im Sport weiß ich: Es braucht über die Teilhabe und Sichtbarkeit hinaus strukturelle Einbindung für strukturelle Lösungen.