Außerschulische Bildung 3-2024

Berufsbildung der Zukunft

Mit politischer Bildung zu einer Transformativen Beruflichen Bildung

In der Berufsbildung liegt ein Schlüssel zur sozial-ökologischen Transformation, da sie den Grundstein für nachhaltiges berufliches, aber auch privates Handeln legen kann. Dafür braucht es in der beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) den Ansatz der politischen Bildung. Denn es ist entscheidend, in den Berufsschulen und Betrieben, über das individuelle Handeln hinaus, systemisches Denken und demokratieförderndes, kollektives nachhaltiges Handeln zu stärken. Dieser Artikel beleuchtet, wie ein zukunftsorientiertes, wechselseitiges Lernen zwischen politischer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die berufliche Bildung Einzug halten kann und zeigt damit Handlungsempfehlungen für eine Transformative Beruflichen Bildung (TBB) auf. von Larissa Donges

Berufsbildung als Schlüssel für nachhaltigen Wandel

Angesichts aktueller multipler Krisen stehen wir als Gesellschaft vor sehr komplexen Herausforderungen, die umfassende politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen von lokaler bis globaler Ebene erfordern. Um diverse Wirtschaftszweige sozial und ökologisch zu transformieren, ist es eine grundlegende Voraussetzung, dass Arbeitskräfte entsprechend qualifiziert sind und die Kompetenzen haben, einen solchen Wandel mitzugestalten. Dementsprechend ist die berufliche Bildung, neben den weiteren Bildungsbereichen von der frühkindlichen Bildung bis zur Hochschulbildung, ein zentraler Schlüssel für nachhaltige Entwicklung (vgl. Nationale Plattform BNE 2017). Als bedeutender Baustein in der Bildungsbiografie von 1,22 Millionen Auszubildenden in Deutschland im Jahr 2022 (vgl. Statista 2024) sollte die Berufsbildung zusätzlich zu den berufsspezifischen Lerninhalten auch als Erfahrungs- und Gestaltungsraum von gesellschaftlicher Transformation verstanden werden. Insbesondere seit den 1990er-Jahren wurden deshalb diverse Schritte und Anstrengungen unternommen, um BNE in der beruflichen Bildung zu verankern (vgl. de Haan/Holst/Singer-Brodowski 2021). Eine zentrale Struktur, um BBNE zu fördern, stellt auf Bundesebene beispielsweise das Forum Berufliche Bildung der Nationalen Plattform BNE sowie das Partnernetzwerk Berufliche Bildung dar. Insgesamt umfasst die Nationale Plattform sieben BNE-Foren sowie neun BNE-Partnernetzwerke, die wiederum im BNE-Partnerforum zusammengeschlossen sind, vgl. www.bne-portal.de/bne/de/bundesweit/gremien/gremien_node.html (Zugriff: 24.06.2024) Ebenfalls von wichtiger Bedeutung waren die Modellversuche des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), die im Rahmen des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ die strukturelle Verankerung von nachhaltiger Entwicklung in der Berufsbildung vorangetrieben haben (vgl. Melzig/Kuhlmeier/Kretschmer 2021) sowie den BBNE-Transfer beleuchteten. Derzeit unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderperiode 2022–2027 des Europäischen Sozialfonds (ESF Plus) mit dem Programm „Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden (NIB)“ die Umsetzung und Verankerung von BBNE. Der Fokus liegt dabei auf der Stärkung der nachhaltigkeitsbezogenen Kompetenzen des ausbildenden Personals in Betrieben sowie in über- und außerbetrieblichen Bildungsstätten.

Auch als Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU) haben wir uns in den letzten Jahren in unterschiedlichen Projekten mit der Frage beschäftigt, wie Nachhaltigkeit und Transformative Bildung in der Berufsbildung gestärkt werden können. In Kooperation mit dem Institut für Betriebliche Berufsforschung (IBBF) wurden beispielsweise sogenannte KlimaKompetenz Camps für Zukunftsberufe als Weiterbildung für Berufsschullehrer*innen und berufliche Aus- und Weiterbilder*innen durchgeführt. Zusammen mit der Projektagentur Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (PA-BBNE) wurden Begleitmaterialien entwickelt, um die Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ konkret auszugestalten.