Außerschulische Bildung 2/2020

Rechtsextremismus im Netz: Aktueller Lagebericht von jugendschutz.net

Rechtsextreme Gruppen verlagern ihre Aktivitäten zunehmend auf Social-Media-Kanäle und nehmen damit gezielt Jugendliche ins Visier. Über alle verfügbaren Dienste locken sie mit Angeboten, die an die Lebenswelt junger Menschen anknüpfen und deren Emotionen wecken – zum Beispiel durch Musik von Rock bis Hip-Hop. Das zeigt der Lagebericht „Rechtsextremismus im Netz 2018/19“, den Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey Mitte April vorgestellt hat. Erarbeitet und herausgegeben wurde der Bericht von jugendschutz.net, dem Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Jugendschutz im Internet. Der Lagebericht macht einmal mehr deutlich, dass Social-Media-Dienste ein zentrales Aktionsfeld von Rechtsextremen sind. Gerade dort, wo Schutzmaßnahmen durch Plattformbetreiber nicht vorhanden oder zu wenig wirksam seien, entstünden gefährliche „Echokammern“.

jugendschutz.net dokumentierte 2018 und 2019 im Themenfeld Rechtsextremismus 1.486 Verstöße. Meist handelte es sich um die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Volksverhetzung. 2.248 Maßnahmen wurden eingeleitet; in über 80 % der Fälle wurde eine Löschung oder Sperrung erreicht. Der Großteil der gesichteten rechtsextremen Propaganda befand sich auf Social-Media-Plattformen wie YouTube, Facebook, Twitter und Instagram.

Auch jugendschutz.net und das Kompetenznetzwerk Rechtsextremismus im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ beobachten, dass Rechtsextreme aktuell versuchen, die Corona-Krise für ihre Propaganda zu instrumentalisieren. Das führe zu einer „Hass- und Rassismus-Pandemie in den sozialen Netzwerken“, so Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung als koordinierende Stelle des Kompetenznetzwerks Rechtsextremismus. Um sich der Bedrohung von Geflüchteten, Einwanderern und Repräsentanten der Demokratie durch Rechtsextreme entgegenzustellen und Fake News, gezielter Desinformation und rechtsextremen Narrativen präventiv und pädagogisch begegnen zu können, werden Trägern der Jugendarbeit und pädagogischem Fachpersonal Informationen und Methoden an die Hand gegeben.

Der Bericht „Rechtsextremismus im Netz 2018/19“ und die Praxis-Information „Corona-Pandemie und rechtsextreme Onlinepropaganda: Verschwörungstheorien, Hasskampagnen und rechtsextremes Framing“ stehen zum Download bereit.