Außerschulische Bildung 2/2021

Klaus-Peter Hufer: Zivilcourage

Mut zu Widerspruch und Widerstand

Anfang der 80er-Jahre nahm ich als junger Bürger der alten Bundesrepublik das Recht auf Kriegsdienstverweigerung in Anspruch und verweigerte den Wehrdienst. Grundlage war der Artikel 4 des Grundgesetzes: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden (…).“ Die Wahrnehmung dieses Grundrechts musste beantragt und gegenüber einem Ausschuss dreier, zumeist betagter Männer im staatlichen Auftrag nachgewiesen werden. Nach der Lektüre des von Klaus-Peter Hufer vorgelegten Bandes zur Zivilcourage stellte sich mir die Frage, ob es sich bei der Kriegsdienstverweigerung auch um einen Akt der Zivilcourage handelte.

Der Autor nennt in seinem Buch eine Vielzahl von historischen Beispielen und Alltagssituationen, in die ein jeder geraten kann. Plötzlich steht man vor der Situation, eine Entscheidung treffen zu müssen und ggf. couragiertes Verhalten an den Tag zu legen, um in Situationen, in denen Menschen gefährdet sind oder bedroht werden, einzugreifen. Das Beispiel der massenhaften Kriegsdienstverweigerung junger Männer in der Geschichte der Bundesrepublik findet allerdings keine Erwähnung.

Aus meiner Sicht stellt das keinen Mangel dar, sondern führt durch die Reflexion des eigenen Verhaltens zu einem hervorragenden Einstieg in die Lektüre des Buches. Es gibt nämlich keine fertigen Antworten, sondern vor allem Hinweise und Anregungen, sich mit diesem facettenreichen Thema zu befassen.

Klaus-Peter Hufer, selbst jahrzehntelang Praktiker und Wissenschaftler der politischen Bildung, trug Vieles zum Thema des Buches zusammen und kam damit zu einem Zeitpunkt heraus, an dem sich nicht wenige Menschen Gedanken darüber machten, was angesichts der rechtspopulistischen und rechtsextremen Aktivitäten in diesem Land passieren kann und muss, um die Demokratie nicht vor die Hunde gehen zu lassen.