Erasmus+ und der Service Civique (International) in Verbindung mit der Mission Locale und Parcours le Monde
Kompetenzen im Ausland erwerben? Die Mission Locale informiert in einer ihrer fünf Servicebereiche Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, wie das geht. Parcours le Monde möchte internationale Mobilität für jede/jeden ermöglichen und fördert dies u. a. durch Beratung und Information für Interessierte und Fachpersonal. Dank der im Ausland gemachten Erfahrungen, erfolgt die Rückkehr ins eigene Land zumeist gestärkt mit neuen und/oder vertieften Kompetenzen, neuen Freunden und Kontakten, die Türen für den weiteren professionellen Weg öffnen. So die Theorie: Doch wie sieht es in der Praxis aus?
Die Mission Locale
Seit 1982 ist die Mission Intercommunale Action Jeunes (M.I.A.J.) eine von insgesamt 450 Einrichtungen der Mission Locale. Unter diesem Namen seit 1987 von La Seyne sur Mer (Côte d’Azur) aus interkommunal tätig, ist ihr Hauptziel, junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, die nicht mehr zur Schule gehen, ganzheitlich zu mehr Autonomie zu begleiten.
Seit 2011 informiert sie zusätzlich zu ihren weiteren Angeboten kostenfrei über Möglichkeiten, Erfahrungen und Kompetenzen im Ausland zu erlangen. Getan wird dies vor allem im Rahmen von wöchentlichen Informationsveranstaltungen, ausgerichtet von Peers im Volontariat des Service Civique (SC) sowie im Rahmen von verschiedenen Foren. Themen hierbei sind unterschiedliche Mobilitätsangebote, die es z. B. im Rahmen von Erasmus+ gibt sowie die Fragen, was ein Service Civique (International) (SV(I)) ist, wann ein solcher gemacht werden kann und was die Unterschiede der einzelnen Angebote sind.
Ihre Zielgruppe erreicht die M.I.A.J. überwiegend über Mundpropaganda, das französische Arbeitsamt, dem „Pôle Emploi“, und ihr Netzwerk von Partnern in ihrem Einzugsgebiet in der Region Var. Zusätzlich gibt es eine Facebook-Seite (www.facebook.com/mission.locale.79) und einen Block (http://missionlocalemiaj.blogspot.com), über die Interessierte weitere Informationen erhalten können. Gleichzeitig ist es möglich, nach der Teilnahme an einer Informationsveranstaltung, Informationen per E-Mail zu bekommen.
„Die internationale Mobilität erlaubt es, Lösungen für die Jugend anzubieten, eine Erfahrung im Ausland zu leben und ihre Kompetenzen zu entwickeln. Ziel hierbei ist es immer, die jungen Menschen arbeitsmarktfähiger zu machen, um ihnen somit einen Zugang zur Autonomie zu ermöglichen,“ so Catherine Rossi, Projektleitung der M.I.A.J., in einem Interview, das die Autorin im Februar 2020 mit ihr geführt hat. Um dies zu erreichen, arbeitet die M.I.A.J. mit Sendeorganisationen zusammen, an die sie Interessierte nach individueller Beratung durch den/die Ambassador/Ambassadrice de la Mobilité Internationale Titel der Freiwilligen im Service Civique (SC), die im Bereich der Mobilität tätig sind. (Botschafter*in der internationalen Mobilität) und gemeinsamer Projektgestaltung, weiterleitet. Abgerundet wird die Begleitung durch eine Bilanz am Ende der Mobilität, um Erfahrungen zu reflektieren, einen Mehrwert zu erkennen sowie diesen, bspw. in Form eines Erfahrungsberichtes, zu teilen.
Zwischen 2015 und 2018 haben 36 Personen an einer Mobilität im Ausland teilgenommen. Die meisten (25) hiervon nahmen an interkulturellen Jugendaustauschen (bis 30 Jahren) teil (vgl. M.I.A.J. 2015, S. 35; 2016, S. 41; 2017, S. 43; 2018, S. 47). Die Hauptmotivation hierbei war überwiegend, Englisch oder eine weitere Sprache zu lernen, bzw. zu vertiefen, was vielerorts in Frankreich noch immer als Herausforderung angesehen wird.
Durch das Kennenlernen des Anderen und der eigenen Person verändere sich außerdem das Bild der EU und das eigene Verständnis, ein/eine EU-Bürger*in zu sein. Auf der anderen Seite hemme u. a. die Anhänglichkeit (zu) der Familie und/oder Freunden sowie die Finanzierung, den Schritt ins Neue, so Catherine Rossi. Diese Erfahrung teilt auch die Autorin aus ihrer Zeit als Ambassadrice de la Mobilité Internationale und fügt hinzu, dass speziell in dem Bereich der Finanzierung, zusätzlich erhobene Gebühren der Sendeeinrichtungen, ebenfalls diesen Schritt ins Neue nicht unbedingt erleichtern.
Parcours le Monde
Diese Gebühren fallen im Nord-Westen des Landes bei Parcours le Monde – Grand Ouest weg. Ziel der seit 2015 fünf Mal in Frankreich vertretenden Einrichtung ist es, jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren einen Zugang zur internationalen Mobilität zu ermöglichen und diese zu fördern. In diesem Kontext entwickeln sie u. a. Aktivitäten zu diversen Themen wie Staatsbürgerschaft und Interkulturalität und arbeiten im Feld der außerschulischen Bildung, der sozialen und beruflichen Eingliederung und bieten als Sendeeinrichtung selbst Mobilitäten an, in deren Rahmen sie sich immer über weitere Partner im Ausland, wie z. B. Deutschland, freuen (vgl. www.parcourslemonde.org; auf Facebook: www.facebook.com/ParcoursLeMondeGO/?ref=page_internal).
Ihre Angebote gliedern sich in drei Bereiche (vgl. Parcours le Monde – Grand Ouest 2017):
- Information für junge Erwachsene (16–30 Jahre), wie Erfahrungen und Kompetenzen im Ausland erlangt werden können;
- Information und Serviceleistungen für Fachpersonal, welches im Bereich der Jugendeingliederung tätig ist und z. B. eigene Mobilitätsprojekte kreieren möchte;
- Individual- und Gruppenberatung sowie Mentoring junger Menschen zwischen 16 und 30 Jahren.
Ihr Hauptklientel besteht aus Menschen, die unter die Bezeichnung NEET (Not in Education, Employment or Training) fallen, was 2018, 12,9 % der 15- bis 25-Jährigen in Frankreich betraf sowie generell Menschen, die ihre Schul- oder Studienlaufbahn frühzeitig abgebrochen haben und somit einen schwächeren oder gar keinen Abschluss haben. Mehr Informationen unter: https://dares.travail-emploi.gouv.fr/dares-etudes-et-statistiques/etudes-et-syntheses/dares-analyses-dares-indicateurs-dares-resultats/article/les-jeunes-ni-en-etudes-ni-en-emploi-ni-en-formation-neet-quels-profils-et (Zugriff für diesen und alle weiteren in diesem Beitrag genannten Links: 06.04.2020)
Dank der im Ausland gemachten Erfahrungen, erfolgt die Rückkehr ins eigene Land zumeist gestärkt mit neuen und/oder vertieften Kompetenzen, neuen Freunden und Kontakten, die Türen für den weiteren professionellen Weg öffnen.
Kontakt zu dieser Zielgruppe bekommt Parcours le Monde – Grand Ouest über Informationsveranstaltungen (zweimal im Monat) sowie dank ihres ausgebauten Netzwerkes in und um Nantes und dank ihrer Präsenz auf unterschiedlichen Foren sowie in „Maisons de Quatier“ (Soziokulturelle Zentren in verschiedenen Stadtteilen) (vgl. https://fr.wikipedia.org/wiki/Maison_de_quartier). Seit 2020 ist Parcours le Monde – Grand Ouest ebenfalls vermehrt in weiterführenden Schulen, den Lycées, aktiv, wo sie Workshops anbieten, um der Schulabbrecherquote entgegenzuwirken und aufzuzeigen, dass es neben der geraden Laufbahn: Schule – Studium, auch andere Möglichkeiten gibt.
Ihre Begleitung (Angebot 3) umfasst drei Phasen: vor, während und nach dem Projekt im Ausland. Nach der Informationsveranstaltung erfolgen mehrere individuelle Beratungen während derer die „Chargée d‘accompagnement“ (Zuständige für die Begleitung) zusammen mit dem/der Interessierten ein „projet pro(fessionnel)“ (ein auf Selbstreflexion basierendes Projekt für den Weg ins Berufleben) gestaltet, welches sich u. a. an seinen/ihren Interessen und Fähigkeiten orientiert sowie in seinen/ihren bisherigen Werdegang eingebettet ist. Ein „cahier de route“, ein Buch, welches von dem Verein verfasst wurde, begleitet die Jugendlichen und ihre Begleiter*innen durch alle drei Phasen und enthält u. a. verschiedene Tools und Auto-Reflexionsbögen, die die Teilnehmer*innen vor und nach einer Mobilität ausfüllen, um sich ihrer Kompetenzen und Entwicklung bewusster zu werden. Hinzu kommen Gruppeninteraktionen, in denen sich die Teilnehmenden über ihre Projekte austauschen, interkulturelles Briefing sowie bspw. offene Sprachangebote, durchgeführt von Volontären im SC, um Sprachbarrieren abzubauen.
2017 wurden in diesem Rahmen 151 Personen im Einzugsgebiet Nantes-Angers gebührenfrei begleitet, wovon 74 zeitgleich im Ausland waren, so die Information von Hélène Amouzou, eine von zurzeit zwei Chargées d’accompagnement von Parcours le Monde-Grand Ouest in Nantes, mit der die Autorin im Februar 2020 ebenfalls ein Interview durchführte.
Eine der Hauptmotivationen, ins Ausland zu gehen, ist generell die Lust, neue Eindrücke zu bekommen, da viele lieber andere Lebens- und Arbeitsweisen kennenlernen möchten, anstatt alleine zu Hause zu sitzen. Geld bleibt jedoch auch hier häufig noch ein Hindernis, weshalb das Team von Parcours le Monde – Grand Ouest Interessierte auch dabei begleitet, finanzielle Unterstützung z. B. bei der Stadt Nantes oder der Metropolregion Nantes zu beantragen oder sie auf Möglichkeiten aufmerksam macht, die ein kleines oder kein eigenes Budget voraussetzen.
Bevor es in die Ferne geht, nehmen die Jugendlichen an Vorbereitungstagen teil. Hierbei beschäftigen sie sich in einem Abschnitt ausschließlich mit Europa und den Fragen, was Europa und was die EU ist sowie wofür diese gut ist. „Einige der Teilnehmer*innen haben davon bereits etwas in der Schule gehört, aber für die meisten ist es doch eher verschwommen“, teilt Hélène Amouzou ihre Erfahrung. Außerdem werde sich die Mehrheit der Teilnehmenden während einer Mobilität im EU-Ausland bewusster, dass sie Teil von etwas Größerem sind, das unterschiedliche Kulturen umfasst, die sie vorher nicht unbedingt kannten. Im Rahmen von europäischen Freiwilligendiensten (EFD/ESK) Seit 2018 geht der Europäische Freiwilligendienst (EFD) im Programm des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) auf., in deren Zusammenhang auch Workshops mit einer Vielzahl von anderen Volontär*innen aus der EU durchgeführt werden, komme es, laut Hélène Amouzou, ebenfalls zu einer persönlichen Reflexion, die mitunter dazu führe, dass die meisten nach ihrer Rückkehr ein klareres Bild davon haben, was die EU überhaupt ist und welche Vorteile sie durch sie haben. Erfahrungsberichte von Teilnehmenden finden sich hier: www.youtube.com/channel/UCk1BfnmMmvRsHdgKaM4Fqnw; http://parcourslemonde.org
Diese Erfahrung spiegeln auch Erhebungen aus Irland wider (vgl. Hughes 2018a, S. 16 ff. sowie die Ausführungen in Hughes 2018b, S. 14), die zeigen, dass bereits eine Mobilität unter vier Wochen signifikante Prozesse anstoßen kann. Sie steigert z. B. das Interesse zu erfahren, was in der Welt passiert (78 %) sowie das Interesse, sich im sozialen und politischen Leben der eigenen Gemeinde aktiver einzubringen (76 %). Darüber hinaus lernt ein Großteil, mit Menschen von unterschiedlichen Backgrounds und Kulturen zu kooperieren (95 %) und toleranter auf deren Werte und Handlungsweisen einzugehen (93 %), was einen besonderen Stellenwert im Zusammenhang des noch wachsenden Rechtspopulismus in der EU hat. 68 % der Befragten gibt an, sich mehr als Europäer*innen zu fühlen, seine Stärken und Schwächen besser zu kennen (95 %) und selbstbewusster und überzeugter von seinen eigenen Fähigkeiten zu sein (96 %), was auf dem Arbeitsmarkt von Vorteil ist (vgl. ebd.).
Dies zeigen ebenfalls im Ansatz die Zahlen von Parcours le Monde – Grand Ouest, von denen Hélène Amouzou im Interview berichtete, wo 2017 rund 48 % der Begleiteten nach ihrem Auslandsaufenthalt entweder eine Ausbildung aufnahmen (22 %) oder eine Beschäftigung fanden (26 %). Andere entschieden sich u. a. für eine weitere Mobilität.
Was ist ein Service Civique (International) (SC(I))?
Beim SC(I) handelt es sich um einen Freiwilligendienst mit dem Motto: „#LepouvoirDetreUtile“ (Die Macht, nützlich zu sein) (vgl. https://twitter.com/hashtag/LePouvoirDetreUtile), der sich in mehreren Etappen aus dem ursprünglichem „Service National“ von 1965 entwickelt hat (vgl. Agence du Service Civique 2016, S. 6 f.). Seit März 2010 richtet er sich in seinem Hauptangebot an Personen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, bzw. bis 30 Jahren bei besonderen Bedürfnissen. Ziel ist es, unabhängig von ihrer schulischen Bildung, sozialer oder kultureller Herkunft, der Zielgruppe zu ermöglichen, gemeinnützig tätig zu werden und somit neue Erfahrungen und Kompetenzen zu erlangen (vgl. dazu www.service-civique.gouv.fr).
Die zuständige Agence du Service Civique steht unter der Aufsicht des französischen Bildungsministeriums, dem Ministère de l‘Éducation Nationale (vgl. www.service-civique.gouv.fr/a-propos-de-nous).
Während sechs bis zwölf Monaten können sich Interessierte im Rahmen von neun Aktionsfeldern (u. a. Bildung, Kultur) z. B. in einem Verein, einer öffentlichen Einrichtung o. Ä. im In- und Ausland einbringen und bekommen bei einer Mindestbeschäftigung von 24 h/Woche eine Aufwandsentschädigung von 580 Euro netto. Durch eine Freiwilligenkarte, profitieren die Engagierten von verschiedenen Vergünstigungen und sind gleichzeitig durch ihren Status sozialversichert (vgl. zu diesen Angaben die Seiten der Agence du Service Civique: www.service-civique.gouv.fr). Hinzu kommen ein obligatorischer Erste-Hilfe-Kurs sowie eine Fortbildung „Civique et Citoyenne“, in der es z. B. um die eigene Rolle als Staats-/EU-Bürger*in geht und die Fragen, was überhaupt eine Staatsbürgschaft ist und welches die Werte eines Landes und der EU sind.
Ziel ist es, unabhängig von ihrer schulischen Bildung, sozialer oder kultureller Herkunft, der Zielgruppe zu ermöglichen, gemeinnützig tätig zu werden und somit neue Erfahrungen und Kompetenzen zu erlangen.
Möchte jemand einen SC(I) absolvieren, geht dies u. a. über die digitale Plattform des Service Civique, oder eine Mission Locale, wie die M.I.A.J., die über Möglichkeiten und notwendige Schritte informiert. Ist eine Einrichtung daran interessiert einen SC(I)-Volontär aufzunehmen, kann sich diese mitunter ebenfalls an die M.I.A.J. wenden.
Was ist Erasmus+?
Angefangen im Jahr 1987 als Mobilitätsprogramm für Studierende (vgl. https://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/anniversary/30th-anniversary-and-you-_de), handelt es sich bei dem heutigen Erasmus+ um ein Programm, welches in drei Key Actions verschiedene vorher einzeln laufende Programme vereint und mit einem Budget von 14,7 Mrd. Euro (vgl. European Comission 2017) (Zeitraum: 2014–2020) u. a. daraufhin zielt, die Modernisierung der Systeme der Kinder- und Jugendhilfe sowie der allgemeinen und beruflichen Bildung zu unterstützen. Es soll die Beschäftigungsfähigkeit von Individuen ebenso wie ihre Kompetenzen verbessern und dabei helfen, die politische Agenda für Wachstum, Arbeitsplätze, Gerechtigkeit und soziale Integration zu stärken (vgl. www.erasmusplus.de/erasmus/erasmus-ab-2021). Darüber hinaus trägt das Programm zur Verwirklichung der Ziele der EU-Jugendstrategie bei, die mit sechs konkreten Zielsetzungen, insbesondere die Schulabbrecherquote und Jugendarbeitslosigkeit reduzieren soll. Ein weiteres Ziel ist es, junge „(…) Menschen zur Teilhabe am demokratischen Leben in der EU“ (https://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/about_de) zu motivieren, wie auch die Mobilität und Zusammenarbeit im Austausch mit den Partnerländern der EU zu fördern.
Hierbei richten sich die Angebote zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa an Einzelpersonen jeden Alters und allen Arten von Organisationen, von Bildungsträgern, Denkfabriken bis privaten Unternehmen (vgl. ebd.). 8,6 % des Gesamtbudgets sind für „Angebote zum nicht formalen und informellen Lernen im Bereich Jugend vorgesehen“ (https://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/programme-guide/part-b_de). Zeitgleich ist für die Folgeperiode 2021–2027 eine Aufstockung des Budgets auf 30 Milliarden Euro angedacht (vgl. Europäische Kommission 2018, S. 15).
Einsatz in der Praxis
Die Erfahrung der beiden vorgestellten Einrichtungen zeigt, dass im Bereich der beruflichen Eingliederung auf dem Weg zu mehr Autonomie, die folgenden Mobilitätsarten für ihre Zielgruppe besonders interessant sind:
- die Teilnahme an einem interkulturellen Jugendaustausch (bis 30 Jahre) zu einem spezifischen Thema;
- ein europäischer Freiwilligendienst (Kurz- oder Langzeit);
- ein Erasmus+ gefördertes Praktikum im EU-Ausland.
In diesem Zusammenhang ist eine nachhaltige und umfangreiche Begleitung für die genannte Zielgruppe essentiell, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass jeder/jede Teilnehmer*in bereits die Kapazitäten hat, die gelebten Realitäten im Ausland für sich zu reflektieren und zu nutzen. Hierbei spielen die Vor- und Nachbereitung, aber auch vor allem die Begleitung vor Ort eine entscheidende Rolle. Ein Beispiel hierfür ist u. a. die Rolle eines/einer Tutor*in oder des häufig noch unterschätzten Youthleaders, der ab Beginn im eigenen Land für seine Landesgruppe bei Jugendaustauschen der/die erste Ansprechpartner*in für jegliche Belange ist und u. a. sprachliche Hilfestellungen leistet, Gruppendynamiken gezielt begleitet sowie den allgemeinen interkulturellen Austausch fördert. Unter Berücksichtigung, dass nicht nur Menschen unterschiedlicher Kulturen, sondern auch unterschiedlicher sozialer Herkunft aufeinanderstoßen, gewinnt seine Rolle zusätzlich an Bedeutung. Während viele EU Länder Erasmus+ Projekte häufig noch als Belohnung für ausgezeichnete Leistungen oder generell eher für eine privilegiertere Klientel nutzen, setzt Frankreich zusätzlich einen anderen Fokus und unterstützt somit seine Inklusionsstrategie vom Januar 2017 (vgl. Boissin-Cohen/Gerner/Zamora 2017). Dies kann vor Ort zu Verwirrung und Reibereien führen, denen jedoch, wenn vorhanden, von einer fachkundigen Begleitung vorgebeugt oder die konstruktiv von ihr umgeleitet werden können.
Fazit
Die Praxis zeigt, dass die Ansätze vielversprechend sind, es gleichzeitig jedoch noch einige Punkte gibt, die vor allem im Bereich der Begleitung zu offenen Fragen führen und die es zu überdenken und ggf. anzupassen gilt.
In diesem Zusammenhang kann z. B. eine mögliche Hauptbegleitung durch Peers in Frage gestellt werden, auch wenn der Grundgedanke natürlich seine Berechtigung findet. Vor Ort als Youthleader oder bei der Vor- und Nachbereitung, können diese, sofern sie nicht selbst von einem/einer kompetenten Tutor*in begleitet werden, schnell an ihre eigenen Grenzen stoßen und somit ungewollt förderliche Prozesse hemmen.
Ein weiterer Punkt sind die von einigen Sendeorganisationen zusätzlich erhobenen Gebühren, die somit unbewusst den Zugang für die genannte Zielgruppe erschweren können.
Die Frage bleibt somit offen, wie und durch wen qualitativ wertvolle Begleitung gestaltet werden kann und welchen Wert dieser Begleitung zugesprochen wird, ebenso wie die Frage, ob zusätzlich erhobene Gebühren im Rahmen von Erasmus+ Projekten wirklich notwendig sind oder ggf. verringert oder gar, wie im Beispiel von Parcours le Monde – Grand Ouest, weggelassen werden können.
Einrichtungen wie die M.I.A.J. und Parcours le Monde – Grand Ouest sind Inspirationen dafür, wie junge Menschen mit weniger Möglichkeiten hautnah mit der EU und deren Möglichkeiten in Kontakt treten können. Sie regen durch ihre Arbeit zum Nachdenken an und motivieren im besten Fall, selbst aktiv zu werden und seine eigenen Aktionsfelder auszuweiten, denn die Erfahrung zeigt: Diese Art von politischer Bildung, mit der genannten Zielgruppe, ist ein möglicher Schritt in eine tolerantere und reflektiertere Zukunft, die es auszubauen gilt! Sind Sie dabei?
Zur Autorin
Judith-Breuer@outlook.com