Außerschulische Bildung 1/2021

Bleibt alles anders

Der Wandel der Arbeitswelt und seine Folgen

Die Arbeitswelt verändert sich – nicht das erste Mal, aber vielleicht noch nie so schnell. Als die Megatrends, die Einfluss auf die Arbeitswelt haben, gelten die Digitalisierung, die Globalisierung und der demografische Wandel. Gleichzeitig finden ein Wertewandel und bedeutende Transformationsprozesse, etwa im Energie- und Mobilitätsbereich, statt. Dieser Artikel ordnet den aktuellen Wandel in den historischen Kontext ein und gibt einen Überblick über die zentralen Entwicklungen.  von Annabelle Krause-Pilatus

Veränderungen in der Arbeitswelt sind kein Phänomen der letzten Jahre oder gar Jahrzehnte. Vielmehr war und ist es die Regel, dass sich insbesondere durch den technischen Fortschritt auch berufliche Tätigkeiten, Arbeitsprozesse und -bedingungen immer wieder ändern und anpassen. Wie lässt sich der aktuelle Wandel der Arbeitswelt demzufolge in den historischen Kontext einordnen? Der Begriff „Industrie 4.0“ fällt regelmäßig als Schlagwort, wenn es um die aktuellen Veränderungen geht, und dient als Bezeichnung der vierten industriellen Revolution. Demnach sind drei weitreichende Umbrüche der aktuellen Entwicklung vorausgegangen. Die erste – und die eigentliche – industrielle Revolution läutete Ende des 18. Jahrhunderts durch die Erfindung der Dampfmaschine den Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft ein (vgl. Wolter et al. 2015; Barthelmäs et al. 2017). Maschinen ersetzten dabei erstmals handwerkliche Arbeit, auch etwa durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls. Die Rohstoffe Kohle und Eisen wurden erstmals massenhaft abgebaut und verwendet. Gleichzeitig wurden die ersten Gewerkschaften und Arbeiterparteien gegründet.

Bei der zweiten industriellen Revolution Anfang des 20. Jahrhunderts stand die Einführung elektronischer Energie im Vordergrund. Die Erfindung der Verbrennungskraftmaschine, des Elektromotors und die Herstellung von Kunststoffen sind entscheidende Technologien, die mit dem damaligen technischen Fortschritt verbunden werden. Die dadurch entstandene Fließband- und Massenproduktion führte zu einem Produktivitätsschub, welcher wiederum Auslöser eines beginnenden Wohlfahrtsstaats war. Die dritte industrielle Revolution läutete in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts den Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft ein. Die Entwicklung der Steuerungstechnik und die Erfindung des Computers führten zu einer Automatisierung der Produktion. Auch die Anfänge des Internets gelten als Teil der dritten industriellen Revolution. Bei der „Industrie 4.0“ geht es schließlich um die Digitalisierung der Produktion; insbesondere die Vernetzung und Selbststeuerung stehen hier im Vordergrund. Da diese technischen Neuerungen allerdings letztlich „nur“ Weiterentwicklungen von Technologien aus der dritten industriellen Revolution darstellen, besteht kein Konsens, ob tatsächlich schon die vierte Phase der industriellen Revolutionen angebrochen ist oder eigentlich die dritte Phase noch andauert (vgl. Barthelmäs et al. 2017). Diese Frage der Definition ändert jedoch letztlich nichts an der Tatsache einer sich durch die neuen technischen Entwicklungen verändernden Arbeitswelt.

Digitalisierung und ihre Folgen für den Arbeitsmarkt