Außerschulische Bildung 4/2023

Das Fräulein ist schließlich auch verschwunden

Toolbox für eine gerechte (politische) Kommunikation

Angesichts der zunehmend polarisierenden Tendenzen in öffentlichen Diskursen tut sich immer wieder die Frage auf, ob und wie mutig geschlechtergerechte Sprache in der politischen Kommunikation verwendet werden kann. Dabei sollte es im Kern nicht um eine vermeintliche „Reinheit“, Schönheit oder Korrektheit der Sprache aus linguistischer Sicht gehen, sondern um die darüber vermittelte wertschätzende Anerkennung aller Menschen in der Gesellschaft. Deshalb ist gerechte politische Kommunikation ein Anliegen, das die Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem neuen methodischen Ansatz „Re:framing Gender“ fördert. von Stefanie Elies

Der Begriff Feminismus hat Konjunktur. Feministische Außenpolitik, feministische Entwicklungspolitik – auch die Bundesregierung hat realisiert, dass eine jahrzehntelange Gleichstellungspolitik, die sozusagen unter dem Radar läuft, nicht ausreicht, um die große Herausforderung der Geschlechtergerechtigkeit in absehbarer Zeit zu erreichen. Es ist auch bitter nötig, den Begriff des Feminismus nicht nur inhaltlich und politisch zu füllen, denn leider hat auch der Antifeminismus, geschürt von rechten Kräften, weltweit Konjunktur.

Aber Gender? Gerade erst hat der deutsche Rechtschreibrat sich wieder in aller Unzweideutigkeit gegen eine Befassung mit diesem für die deutsche Sprache sicherlich wohl zu schwierigen Konzept ausgesprochen. Dabei trägt das Gendern in der Sprache doch nur dem Rechnung, was eigentlich eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit sein sollte und was auch feministische Forderungen seit langem umfassen: Nämlich, dass es im Kern um die gleichen Rechte, Ressourcen und die Repräsentation von Frauen, Männern und anderen Geschlechtern in allen Bereichen der Gesellschaft geht – das, was progressive Kräfte schon lange als Geschlechtergerechtigkeit bezeichnen. Gendern gehört sozusagen zum Handwerkszeug einer modernen Gesellschaft.

Dabei geht es nicht darum, aus sprachwissenschaftlicher oder -philosophischer Sicht das generische Maskulinum oder die deutsche Rechtschreibung zu verteidigen oder zu kritisieren, sondern Sprache als lebendigen „Kitt“ unserer Gesellschaft zu begreifen, die stetigem Wandel und Weiterentwicklung unterworfen ist.