Außerschulische Bildung 1/2023

Demokratische Resilienz

Was macht eine widerstandsfähige demokratische Gesellschaft aus?

Die Demokratie steht unter Druck. Zwar halten die meisten Bundesbürger*innen die Demokratie als Herrschaftsform generell für die erfolgversprechendste – auch angesichts der aktuellen Krisen. Nur die in Deutschland praktizierte nicht. Hier ist der Vertrauensverlust groß – und die Gegner der Demokratie sind weltweit auf dem Vormarsch. Gerade bei jungen Menschen ist die Verunsicherung beträchtlich: Sie antizipieren das Ende der Wohlstandzeiten, sind besorgt um die Inflation und haben Angst vor einer Ausweitung des Ukrainekrieges. Und es geht ihnen nicht gut: Antriebsschwäche, Depression, Orientierungslosigkeit sind verbreitet (vgl. Schnetzer/Hurrelmann 2022). Das alles stärkt nicht die demokratische Resilienz unserer Gesellschaft – und insbesondere nicht die der Jugend. von Thomas Klie

Was heißt demokratische Resilienz?

Unter demokratischer Resilienz verstehen wir im Zusammenhang mit Ansätzen aus der Stadt- und Regionalplanung (vgl. Kegler 2016) und dem Monitoring Demokratische Integration (vgl. Klie 2019a) die Fähigkeit eines Gemeinwesens, in gesellschaftlichen und politischen Krisensituationen sowie in Transformationsprozessen immer wieder zu einer von der Mehrheit der Bevölkerung getragenen Akzeptanz von Demokratie als Gesellschafts-, Staats- und Lebensform zu gelangen und dies in einem die Grundwerte einer pluralistischen Gesellschaft verteidigenden Sinne.

Unser Verständnis von Demokratie geht dabei weit über das einer parlamentarisch repräsentativen Herrschaftsform auf den unterschiedlichen staatlichen Ebenen hinaus. Sie bleibt zentral, macht aber nur eine Dimension eines demokratischen Gemeinwesens aus. Demokratie bietet prinzipiell allen Bürger*innen Mitentscheidungs-, Mitwirkungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten in ihrem Gemeinwesen und ist auf die Identifikation der Bürger*innen mit diesem angewiesen. Demokratie stellt sowohl individuell als auch kollektiv eine Lebensform dar, die sich in ihren institutionellen Ausprägungen immer wieder neu bewähren muss. Dazu gehört auch die Nutzung verschiedener Spielarten und Formen der Demokratie – von Beteiligungsprozessen, kooperativer Demokratie, Bürger*innenräten, Bürgerhaushalten etc. – mit dem Ziel, möglichst viele Bürger*innen zu aktiven Mitgestalter*innen des Gemeinwesens zu machen (vgl. Lessenich 2019).