Außerschulische Bildung 3/2020

Die digitale Plattform politischbilden.de ist online!

Interview mit Jasmin-Marei Christen, Geschäftsstelle des AdB

Die digitale Plattform politischbilden.de ist ein Medium für Fachkräfte und Aktive in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung, das frei zugänglich vielfältiges Hintergrundmaterial und methodisches Handwerkzeug zu allen Themen der politischen Bildung zur Verfügung stellt. In diesem Interview berichtet Jasmin-Marei Christen über Hintergründe, Anliegen und Entwicklungsmöglichkeiten der Plattform.

Im Juni 2020 ist die digitale Bildungsplattform politischbilden.de online gegangen. Wie würden Sie diese Plattform bei Menschen bewerben, die bisher noch nichts davon gehört haben?

Ich würde sagen: politischbilden.de wird ein vielfältiges Nachschlagewerk für die politische Bildung werden und dabei können alle mitmachen. Auf politischbilden.de können alle, die mit Jugendlichen oder Erwachsenen arbeiten, Hintergrundtexte und Methoden für die politische Bildung finden, sie frei nutzen, weiterentwickeln und eigene Materialien einstellen. Gleichzeitig können sich alle Interessierten zu verschiedenen Themen und Formaten der politischen Bildung orientieren. Sie können mögliche Ansprechpartner*innen aus verschiedenen Zusammenhängen für mehr Informationen oder auch Kooperationen zu den jeweiligen Themen finden. Das Besondere dabei ist, dass politischbilden.de den Akteuren, Themen und Methoden, die in den verschiedenen Kontexten der politischen Bildung verortet sind, einen gemeinsamen Raum bietet. Suchen, Finden und Kontaktieren ist hier einfach, aber auch eigenes Material einstellen geht online in wenigen Schritten.

Was sind die zentralen Inhalte der Plattform?

Bei politischbilden.de geht es darum, politische Bildung gemeinschaftlich und partizipativ zu stärken, zu professionalisieren, zu inspirieren und zu vernetzen. Ganz einfach eigentlich. Und das alles, indem wir Materialien frei – unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz – zur Verfügung stellen und eine Plattform bieten, die nicht auf einen speziellen Kontext festgeschrieben ist.

Es gibt so viele Themen, Diskurse, Methoden und Akteure der politischen Bildung, da ist ein Austausch untereinander immer wertvoll. Sich als Akteur*in zu einem Thema zu orientieren oder einfach mal andere Methoden und Expert*innen zu finden, ist aufwendig. politischbilden.de will die vielfältige Expertise greifbar machen und ganz praktisch Wissenstransfer, Austausch und Zusammenarbeit in der Breite fördern. Ausgangspunkt ist dabei ein Verständnis der politischen Bildung, die den Grund- und Menschenrechten verpflichtet ist.

Der zentrale Moment der Plattform ist letztlich, dass sie einen Raum für politische Bildner*innen eröffnet, den sie gemeinsam nutzen und füllen können. Gestartet sind wir mit Materialien zu vier Oberthemen – auf der Plattform nennen wir sie „Module“: Politik, Rassismus, Diversität und Globalisierung. Hier sind bisher bereits erste Aspekte präsent und es ist noch viel Platz für weitere Materialien. Zugleich wird es in nächster Zeit darum gehen, weitere Module zu eröffnen, damit die eben angesprochene Vielfalt an Themen und Methoden ihren Raum bekommt. Ein fünftes Modul ist bereits in Planung und wir sind gespannt, welche Materialien demnächst eingereicht werden und welche Module sich daraus ergeben.

Die Idee bei der Plattform ist es, dass möglichst viele politische Bildner*innen und Expert*innen ihre Expertise einbringen und allen zur Verfügung stellen. Wie gewinnen Sie diese Autor*innen?

Die beste Werbung ist die Plattform selbst. Darum wollen wir sie bei möglichst vielen Gelegenheiten vorstellen. Dabei werden wir potenziellen Autor*innen aufzeigen, dass es nicht viel Aufwand sein muss, Material auf politischbilden.de einzustellen. Viele haben ja gute Texte und erprobte Methoden.

Auf politischbilden.de können die Autor*innen ihre Materialien frei zur Verfügung stellen und damit nicht zuletzt sich und ihre Arbeit präsentieren. Als Autor*innen bzw. Organisationen können sie sich mit einer kurzen Beschreibung und ihren Kontaktdaten vorstellen. Menschen auf der Suche nach Methoden oder Informationen zu bestimmten Themenbereichen der politischen Bildung können so direkten Kontakt aufnehmen. Mit wenig Aufwand lassen sich so neue Kontakte herstellen, möglicherweise auch neue Kooperationspartner*innen und ganz bestimmt eine größere Öffentlichkeit für die eigene Arbeit gewinnen.

Also ist es für alle Beteiligten eine gute Sache. Nebenbei stärken wir damit ganz nachhaltig die politische Bildung. Gerade in Zeiten von Covid-19 ist das aus unserer Sicht besonders wichtig. Politische Bildung ist systemrelevant. Sie ist notwendig für eine starke Demokratie und besonders dann, wenn Verschwörungsmythen um sich greifen, wenn alle auf Abstand gehen müssen und die Orte, an denen wir sonst demokratisch aushandeln und miteinander ins Gespräch kommen, eher verlassen sind. Gerade dann muss politische Bildung wirksam, reflektiert und stark sein.

In welcher Weise ist die Plattform in die Arbeit des AdB eingebunden?

Konzipiert und koordiniert wird politischbilden.de durch das Fachreferat „Religiös begründeter Extremismus“ im AdB. Auch weiterhin wird der AdB sich um die Redaktion und Weiterentwicklung von politischbilden.de kümmern. In Zukunft kann die Plattform in den verschiedenen Bereichen des AdB eine Rolle spielen. Denn wir wollen damit politische Bildner*innen und Bildungsträger in ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Die Plattform richtet sich an die breite Landschaft politischer Bildung, aber die Vorteile sind natürlich nicht nur für die anderen gedacht. Selbstverständlich wollen wir auch immer mehr Themen und Methoden aus der Arbeit des AdB und seiner Mitglieder hier einstellen und weitere Kolleg*innen aus unserem Kontext dort einbeziehen und präsentieren.

Wo soll die Plattform in zwei Jahren stehen? Was kennzeichnet sie dann und welchen Stellenwert sollte sie haben?

In zwei Jahren hat die Plattform bestimmt mindestens acht Module und eine breite Palette an Themen. Die Materialien werden vielfältig sein, mit Texten, Videos, Unterlagen, Bastelvorlagen und diversen Links. Es wird eine schöne Mischung an Expertise-Kontakten vertreten sein, aus neuen und bekannten Organisationen, aus dem Kreis der freien Bildner*innen, aus den verschiedensten thematischen Kontexten von Jugendbildung, Schule, Erwachsenenbildung und zivilgesellschaftlichem Engagement. Und Multiplikator*innen werden die, die nach Expertise oder Inspiration suchen, auf politischbilden.de hinweisen, weil da viele Kolleg*innen gerne ihre Sachen einstellen und sich orientieren.

Ich hoffe, es werden die möglichen Synergieeffekte genutzt und Projekte der politischen Bildung dokumentieren ihre Arbeit nicht mehr nur in Abschlussbroschüren, sondern bringen ihre Erkenntnisse und Materialien auf politischbilden.de ein. Oder Fördergeber weisen auf diese Möglichkeit hin, anstatt immer neue Produkte zu erwarten.

Außerdem wäre es schön, wenn im Rahmen von Aktivitäten, analog oder digital, politischbilden.de regelmäßig vorgestellt und genutzt wird. Denn es gibt immer wieder neue Akteure, die in der politischen Bildung aktiv werden oder Kontakte suchen. Daher könnte politischbilden.de in zwei Jahren eine Institution für den gemeinschaftlichen und partizipativen Wissenstransfer und ein Gegenbeispiel zur „Closed-Shop-Mentalität“ sein, wie sie viel zu oft sichtbar wird.

Und unsere Hoffnung erfüllt sich bereits jetzt: Schon nach kurzer Zeit nutzen Kolleg*innen aus verschiedenen Zusammenhängen die Chance, die politischbilden.de bietet, stellen Materialen ein und verweisen dabei auf ergänzende, dezentrale Quellen für weiteres Material.

Zur Interviewpartnerin

Jasmin-Marei Christen leitet seit Januar 2020 das Fachreferat „Religiös begründeter Extremismus“ beim Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. Zuvor konzipierte und realisierte sie Jugendbeteiligung an bundes- und europapolitischen Prozessen und war als politische Bildnerin tätig.
christen@adb.de
https://politischbilden.de