Außerschulische Bildung 1/2022

Die Kolonialität der Macht

Erinnerungsorte in der postmigrantischen Gesellschaft als Beitrag zur politischen Bildungsarbeit

Ohne Rassismus wäre die Kolonialzeit nicht denkbar, und ohne das Wissen um die Kolonialzeit können gegenwärtige wirtschaftliche, soziale und ökologische Verflechtungen und Ungleichheiten nicht verstanden werden. Ziel der hier vorgestellten Bildungsidee „Koloniale Erinnerungsorte in der Stadt Köln“ ist es, die Kontinuitäten des Rassismus in der Vergangenheit und in der Gegenwart aufzuzeigen. Denn nur so können rassistische Strukturen erkannt und verlernt werden. Der folgende Beitrag zeichnet die Gedankengänge nach, die zur Entstehung der digitalen Karte zu postkolonialen Erinnerungsorten in Köln und die dazugehörigen Bildungsmaterialien geführt haben. von Jarosław Bąk und Elizaveta Khan

Rassismus als wirkmächtiges strukturierendes Merkmal unserer Welt(sichten)

Wir alle sind in das rassistische System hineingeboren, wir alle gestalten es täglich aktiv und passiv mit. Damit erschaffen und erhalten wir – bewusst und unbewusst – unfaire Lebensbedingungen. Wo wir auch hinschauen, überall Rassismus. Das rassistische System ist so selbstverständlich, dass es vor allem denen, die nicht rassistisch markiert sind, kaum bis gar nicht auffällt. Die, die von Rassismus nicht negativ betroffen sind, spüren ihn nicht, sehen ihn nicht. Vielleicht wird auch nicht hingeschaut, denn das würde bedeuten, dass Platz gemacht und eine ungerechtfertigte Besserstellung aufgegeben werden muss.

Blicken wir zunächst zurück zur Kolonialzeit. Es war selbstverständlich, dass die weiße Bevölkerung ganze Kontinente gewaltsam besetzte, die Menschen vor Ort unterdrückte, versklavte und ermordete. Durch Einflussnahme und Gewalt wurden Ressourcen und Güter in die Länder der Kolonialmächte gebracht. Wie war das möglich? Die Kolonialisierung basierte auf einer rassistischen Weltvorstellung. Nicht als weiß wahrgenommen Menschen wurden das Menschsein und damit das Recht auf Würde und Leben abgesprochen. Und es lag nicht daran, dass Vorstellungen von Würde, Gleichheit und Freiheit nicht vorhanden waren. Sie wurde nur nicht jedem zugesprochen. Um das zu verdeutlichen: Einerseits begann 1904 der Völkermord deutscher Truppen an den Herero und Nama in Namibia, andererseits trat in Deutschland das Kinderschutzgesetz in Kraft.