Rückblick auf ein krisenreiches und gleichzeitig lehrreiches Jahr
Die Frage, wie (politische) Bildung unter Pandemiebedingungen gelingen kann und welche Probleme dabei auftreten, ist mit der „Turbodigitalisierung“ von Bildung durch die globale Corona-Pandemie überall en vogue. Im Fokus aktueller Studien stehen insbesondere strukturell-materielle Ein- und Ausschlüsse, die sich vor allem mit der technischen Seite des Problems beschäftigen. Diese Auseinandersetzung findet letztlich vor dem Hintergrund der seit den 1990er Jahren geführten Debatte darum statt, ob Ungleichheit und Diskriminierung im Kontext einer digitalen Diversität obsolet oder ob soziale Spaltung und Ungerechtigkeit im Sinne des digital divide durch Digitalisierungsprozesse noch verstärkt werden (vgl. etwa AdB-Fachgruppe „Digitale Medien und Demokratie“ 2019). Auch wenn der Digitalindex 2020/2021 einen Rückgang bei den „digital Abseitsstehenden“ auf 16 % ausmacht, so stellt er weiterhin fest, dass starke Unterschiede im Digitalisierungsgrad der Bevölkerung in Deutschland zu erkennen sind, die sich insbesondere an Alter und formellem Bildungsgrad festmachen lassen (vgl. Initiative D21 2020/2021, S. 42). Dies bestätigte auch eine bereits im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 durchgeführte Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft, die aufzeigte, dass soziale Benachteiligung und Bildungsbenachteiligung – etwa im Fall von sogenannten Hartz IV-Haushalten und migrantischen Familien – sich in der Krise verstärken (vgl. Institut der deutschen Wirtschaft 2020; vgl. auch Kramer 2020).
Im Bereich der außerschulischen politischen Bildung stellen wir fest, dass ökonomisch und bildungsbenachteiligte Zielgruppen, egal ob Jugendliche oder Erwachsene, kaum mehr erreicht werden konnten. Und wenn doch, dann galt es viele weitere ausschließende Faktoren mitzudenken, um die Teilnehmenden in Online-Angeboten nicht wieder zu verlieren (vgl. Krämer 2021).
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach den Gelingensbedingungen für politische Bildung in Zeiten der Pandemie insbesondere als Frage nach Ein- und Ausschlüssen, bzw. nach Teilhabechancen und Teilhabebarrieren.