Strukturelle Dimensionen für die Entwicklung von Gender und Diversity
Die Themen Gender und Diversity wurden bisher innerhalb der non-formalen Ich gehe davon aus, dass ausgewählte Aspekte dieses Artikels auf die formale politische Bildung übertragen werden können. Aufgrund meiner Praxiserfahrungen beschränke ich mich allerdings auf die non-formale politische Bildung. politischen Bildung wenig ernst genommen. Gender und Diversity blieben über Jahrzehnte beharrlich ein unbequemes Randthema. Erst seit wenigen Jahren öffnen sich Türen für eine stärkere Beachtung in Theorie und Praxis. Die Auseinandersetzung mit Gender und Diversity fand bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich in der kritischen politischen Bildung statt. Nach Lösch/Thimmel (2011) sind die fachlichen Bezüge feministische und postkoloniale Theorien, Cultural Studies, Theorien der politischen Ökonomie oder Analysen der Gouvernementalität (vgl. ebd., S. 10 f.). Beispielsweise zählt „Diversität“ auf der Webseite beim Bundesausschuss Politische Bildung (bap) zu den Grundbegriffen (https://profession-politischebildung.de/grundlagen/grundbegriffe/diversitaet) und „Politische Bildung im Zeichen der pluralen Gesellschaft: Diversitätsorientierung“ wurde als Fortbildungsreihe angeboten (www.bap-politischebildung.de/wp-content/uploads/2020/09/Modul-3-TN-Bericht.pdf), der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) hat sich mit dem Projekt „Polyphon – Diversität in der politischen Bildung stärken“ (www.adb.de/projekte/polyphon) dem Thema genähert und im Programm „Politische Jugendbildung im AdB“ wurden diversitätssensible Schwerpunktthemen gesetzt. Die Fachgruppen dieses Programms im Zyklus 2023–2028 setzen die Schwerpunkte auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt, Rassismus und Antisemitismus, Klimakrise und sozial-ökologische Transformation, Soziale Frage und politische Teilhabe. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) befasst sich an ihrem Standort in Gera u. a. mit intersektionalem Transformations- und Erinnerungswissen, Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität.
Diversifizierungen und Komplexität im gesellschaftlichen Alltag und der aktuelle Diskurs verweisen auf die Notwendigkeiten von „neuen“, diversitätssensiblen Transformationen innerhalb der politischen Bildung. Das „neue“ steht in Anführungsstrichen, weil die Bemühungen, die Ansätze politischer Bildung im Kontext von Gender und Diversity zu transformieren, nicht neu sind. Es gilt, die bisherigen Ansätze und ihre Debatten anzuerkennen, sie im Wissenskanon einzubauen und sie so zu verstetigen. Dazu zählen z. B. antirassistische, gendersensible Ansätze politischer Bildung von und/oder mit BIPoC*, mit Menschen die behindert werden, mit mehrfachpositionierten Menschen, politische Bildung von und mit Kindern, politische Bildung gegen Antisemitismus, wie alle weiteren Bemühungen um dekolonialisierende, klassismuskritische und intersektionale Konzepte.
Im Folgenden blicke ich vor diesem Hintergrund auf Gender und Diversity als eine notwendige Basis (non-formaler) politischer Bildung. Meine Perspektive ist dabei die einer weiß-deutsch positionierten, Cis-Queer-Feministin, die seit Mitte der 1990er Jahre in der geschlechter- und diversitätssensiblen politischen Bildung tätig ist.