Praxiserfahrungen einer inklusiven politischen Bildungsarbeit mit Kindern im Grundschulalter
Die Muslimische Akademie Heidelberg i. G. – Teilseiend e. V. ist seit 2020 Pilotstandort im Modellprojekt „Demokratieprofis in Ausbildung – Politische Bildung mit Kindern“ (https://demokratie-profis.adb.de), das vom Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. realisiert wird. Die Muslimische Akademie Heidelberg i. G. ist eine zivilgesellschaftliche Einrichtung politischer Bildung, die sich als Ort der Demokratieförderung zum Ziel gesetzt hat, Antworten auf die Frage zu finden, wie wir in einer vielfältigen Gesellschaft zusammenleben wollen. Die Angebote richten sich an alle Interessierten unserer Gesellschaft. Im Rahmen des Projekts werden Ferienangebote mit pluralistischen Perspektiven erprobt, bei denen die im einleitenden Abschnitt gestellten Fragen eine zentrale Rolle spielen. Zielgruppe sind Kinder im Grundschulalter von der 1. bis zur 4. Klasse, die im Rahmen der Ferienangebote über eine Woche hinweg täglich in den Räumen der Christus-Luther-Markus-Gemeinde in Heidelberg zusammenkommen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass unterschiedliche Gelingensfaktoren dazu beitragen, einen inklusiven und pluralistischen Raum zu schaffen, der heterogenen Zielgruppen gemeinsame Lernerfahrungen ermöglicht und zugleich das Bewusstsein für individuelle und unterschiedliche Positionierungen erlaubt.
Inklusion wird hierbei als Ansatz verstanden, welcher nicht nur das Merkmal Behinderung, sondern auch Merkmale wie Religion, Herkunft, Sprache und Geschlecht berücksichtigt und somit intersektional angewendet wird.
Zu den von uns evaluierten Gelingensfaktoren zählen u. a. die fünf Aspekte „Diversitätssensible Elternarbeit“, „Aufsuchende Zielgruppenansprache“, „Kleingruppenzentrierte Reflexionsräume“, „Plurale Betreuungsteams“ und „Multireligiöse Begegnung“. Diese werden im Folgenden erläutert.
Diversitätssensible Elternarbeit
Die Bewerbung von Angeboten der politischen Bildung für Kinder braucht entweder die Kooperation mit Schule oder die Ansprache von Eltern und schließlich auch die Kooperation mit diesen, da die Kinder weniger selbstständig unterwegs sind, als wir es aus der Jugendbildung kennen. Ein explizit inklusiv-pluralisitisches Angebot braucht unserer Erfahrung nach daher auch eine diversitätssensible Elternarbeit.
Inklusion wird als Ansatz verstanden, welcher nicht nur das Merkmal Behinderung, sondern auch Merkmale wie Religion, Herkunft, Sprache und Geschlecht berücksichtigt und somit intersektional angewendet wird.
Diversitätssensible Elternarbeit hat zum einen das Ziel, nachhaltiges Vertrauen in die Angebote des Trägers und der politischen Bildung zu schaffen. Dies erfordert einen sehr intensiven und bilateralen Dialog mit den Familien der Kinder, die über das Bildungsangebot erreicht werden sollen. Zum anderen ist die Einbeziehung und Kommunikation mit den Eltern Voraussetzung dafür, dass die individuellen Bedarfe der Kinder sowie ihrer Familien von vornherein in die inhaltlich-konzeptionelle Planung des Angebots einbezogen werden können. Das umfasst beispielsweise die Klärung eines möglichen individuellen Betreuungsbedarfes, die Betreuungssituation der Kinder vor und nach dem Ferienangebot, die Klärung von Ankunft und Abholung bis hin zur Bereitstellung von Fahrmöglichkeiten, um Familien zu erreichen, die einen weiten Anfahrtsweg haben. Insbesondere in der Ansprache von Kindern in Fluchtunterkünften braucht es das Eins-zu-Eins-Gespräch mit den Eltern, da hier das Konzept von Jugendbildung und Ferienangebot sowie die dahinterstehenden Anmeldeprozesse zumeist gänzlich unbekannt sind. Über die persönliche Ansprache können Eltern mit Flucht- und Migrationsgeschichten ausgiebig informiert werden. So fassen sie Vertrauen zur pädagogischen Leitung und füllen im besten Fall das Anmeldeformular direkt vor Ort unter Begleitung aus. Neben der persönlichen Ansprache impliziert diversitätssensible Elternarbeit auch weitere, bereits erprobte niedrigschwellige Kommunikationswege, wie die Bewerbung des Angebots auf WhatsApp, Absprachen und Beantwortung von Fragen über Sprachnachrichten, Erreichbarkeit am Wochenende oder abends, um berufstätige Eltern zu erreichen.

Insbesondere für Familien, für die Deutsch nicht die Erstsprache ist, funktioniert eine Kommunikation über Schriftsprache nur bedingt, im Idealfall gibt es sogar Multiplikator*innen, die in den jeweiligen Familiensprachen kommunizieren können. So wird Mehrsprachigkeit als Ressource von Anfang an mitgedacht. Neben der Kommunikation und Vertrauensbildung vor dem Angebot spielt diese auch während des Angebots eine große Rolle. Nach jedem Angebotstag steht die pädagogische Leitung für „Tür- und Angelgespräche“ zur Verfügung und kann so Fragen oder Sorgen der Eltern auffangen und direkt vor Ort klären. Zugleich ist es uns nach jedem Tag wichtig, inhaltliche Impulse und Themen aus dem Bildungsangebot auch an die Eltern zu kommunizieren, sie so mitzunehmen und in die Reflexionsprozesse der Heranwachsenden einzubinden. Dabei wirken diese „Tür- und Angelgespräche“ vor und nach dem Angebot vor allem dann vertrauensbildend, wenn die Eltern Ansprechpersonen haben, mit welchen sie sich identifizieren können und von welchen sie sich verstanden fühlen, z. B. im Hinblick auf ihren Glauben oder ihre Herkunft. Entsprechend hilfreich ist deshalb auch ein plurales pädagogisches Team, das unterschiedliche Positionierungen abbildet und so im Gespräch mit den Familien auch einen geschützten Rahmen schaffen kann. So konnten wir in Heidelberg ein Eltern- und Familiennetzwerk von über 50 Personen aufbauen, das unterschiedliche Familien im Hinblick auf Herkunft, Religion, Klasse oder Bildungsstatus umfasst, die regelmäßig ihre Kinder zu unseren Ferienangeboten schicken.
Aufsuchende Zielgruppenansprache
Ergänzend zur diversitätssensiblen Elternarbeit soll die aufsuchende Zielgruppenansprache in den Blick genommen werden. Wie erwähnt braucht es für die Ansprache von beispielsweise Kindern aus Fluchtunterkünften eine aufsuchende und abholende Struktur. In Heidelberg findet deshalb eine Woche vor Beginn des Angebotes ein Besuch in den Fluchtunterkünften statt. Eltern werden hierbei ausgiebig informiert. Um Niedrigschwelligkeit und die Anwesenheit der Eltern sicherzustellen, ist dieser Infoabend mit einem bereits gesetzten, regulären Treffen der Familien und Kinder in der Unterkunft verknüpft. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieser Termin maximal eine Woche vor dem Angebot stattfinden darf. Da die Eltern mit Fluchterfahrungen in ihrem Alltag oft mit anderen Angelegenheiten belastet sind, hat das Ferienangebot keine Dringlichkeit für ihre aktuellen Lebensumstände. Um als Träger trotzdem Planungssicherheit zu haben, legen wir im Voraus eine Teilnehmendenzahl fest und halten diese Plätze im Rahmen der regulären Anmeldungen frei. Wenn die Nachfrage doch größer sein sollte, braucht es einen entsprechend flexiblen Umgang, wie z. B. die Erweiterung der Gruppengröße und die Einbindung einer zusätzlichen Betreuungskraft.
Um Familien zu erreichen, welche am Infoabend nicht teilnehmen können, finden außerdem „Haus- bzw. Türbesuche“ statt. Auch wenn diese Art der Ansprache sehr zeitintensiv ist, sind insbesondere die Hausbesuche sehr effektiv und erfolgreich, da hier das größte Vertrauen aufgebaut werden kann. Dieses „Abholen“ impliziert auch die direkte analoge Anmeldemöglichkeit, um Barrieren wie fehlende Sprachkenntnisse oder die Unbekanntheit von Strukturen der Jugendbildung und Ferienangebote zu überwinden.
Zudem findet über unsere Kooperationspartner*innen in den Religionsgemeinden eine direkte Ansprache über Schlüsselpersonen in den jeweiligen Strukturen statt, sodass über die Nähe und Vertrautheit ein niedrigschwelliger Zugang möglich wird. Durch die Bewerbung der Ferienangebote über das öffentlich zugängliche Ferienportal der Stadt Heidelberg werden außerdem Kinder ohne Konfession und Familien erreicht, die mit Jugendbildungsstrukturen vertraut sind und den „offiziellen“ Anmeldeweg gehen.

Kleingruppenzentrierte Reflexionsräume als gesellschaftspolitischer Erfahrungsraum
Eine besondere Herausforderung inklusiver politischer Bildung unter Einbezug von pluralen Perspektiven ist die Frage nach der erfolgreichen Gemeinschaftsbildung. Die Rahmenbedingungen im Ferienangebot stellen sich hier als sehr herausfordernd dar: Eine Gruppe von bis zu 30 Kindern unterschiedlichen Alters (1. bis 4. Klasse) kommen für maximal 5 Tage zusammen, kennen sich vorher nicht und stammen aus sehr unterschiedlichen Familien und Lebensumständen. Wie kann es nun gelingen, trotz dieser Heterogenität schnell und kurzfristig eine Gemeinschaftsbildung zu ermöglichen, die eine tiefergehende Auseinandersetzung und Reflexion des gesetzten Schwerpunktthemas erlaubt?
Hier haben wir – neben den Angeboten für die gesamte Gruppe beispielweise in den Tagesaktionen am Vormittag, im Morgenkreis oder in den Abschlussrunden – mit kleingruppenzentriertem Arbeiten gute Erfahrungen gemacht und unser Konzept dazu aufgrund unserer Erfahrungen weiterentwickelt. Bereits im Vorfeld des Angebots bildet die pädagogische Leitung nach Alter sortierte Kleingruppen mit maximal fünf bis sechs Kindern. Diese kommen im Rahmen des Angebots regelmäßig, mindestens einmal täglich zum Abschluss des Tages zusammen und werden von einer festen Bezugsperson angeleitet. Im Rahmen dieser täglichen Reflexion wird ein lebensweltnaher Übertrag der inhaltlichen Inputs sowie der Transfer des Gelernten in den eigenen Alltag möglich. Die Kleingruppen schaffen so einen geschützten Raum, um in einer überschaubaren Gruppe über Erfahrungen, Gedanken, individuelle Bezüge und Gefühle des Tages nachzudenken und diese zur Sprache zu bringen. Hierzu wird eine konkrete praktische Fragestellung mit inhaltlichem Bezug zum Schwerpunktthema aufgegriffen, vertieft und daraus entstehende Ideen werden gemeinsam reflektiert und weiterentwickelt. Diese Reflexionsräume behandeln entsprechende Fragestellungen altersgerecht und werden für jede Kleingruppe individuell durch die Betreuungskraft angepasst.
Zum anderen stellen die Kleingruppen einen kontinuierlichen „Bezugsraum“ für die teilnehmenden Kinder dar. Hier lernen die Kinder von- und übereinander. Hierbei kommt den Betreuungskräften eine tragende Rolle zu. Sie begleiten als feste, pädagogische Bezugsperson die Kinder die ganze Woche über in unterschiedlichen Situationen. Das ermöglicht ein intensives Kennenlernen und erlaubt vor allem das Aufgreifen von individuellen Bedarfen der Kinder. So kann die Betreuungskraft die Entwicklung von eigenen Ideen und Handlungsoptionen der Kinder adäquat und zielgerichtet unterstützen und moderieren. Das erlaubt Vertrauensaufbau und damit auch die Grundlage, über sich hinauszuwachsen, sowie die nachhaltige Bearbeitung von Kontroversen und Konflikten in und über die Gruppenkonstellation hinaus. Verbunden wird diese Zeit auch mit einer kleinen Snackzeit, welche für eine lockere und herzliche Atmosphäre sorgt. Während der gesamten Kleingruppenzeit steht entsprechend im Mittelpunkt, dass die Kinder zu Wort kommen und selbsttätig agieren können. Darüber werden Erfahrungen der Selbstwirksamkeit gestärkt und anhand von spielerischen und die Kreativität fördernden Aufgaben gemeinsam Handlungsoptionen für die eigene Lebenswelt erarbeitet. Insbesondere für neuzugewanderte Kinder oder Kinder, die Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache lernen oder gelernt haben, ist dieses vertrauliche Zusammenkommen eine wichtige Erfahrung – auch mit Blick auf die Entwicklung ihrer personalen und sprachlichen Kompetenzen.
Um einen wirksamen Transfer des Gelernten zu schaffen und die Selbstwirksamkeit mit Erfahrungen der Partizipation zu ergänzen, wird in den Kleingruppen neben der täglichen Reflexion auch auf einen gemeinsamen Aktionstag zum Ende des Angebots hingearbeitet. An diesem setzen die Kinder ihre individuellen Gruppenergebnissen eigenständig um und erleben sich so als Gestalter*innen ihrer Mitwelt.
Bei der Zuordnung der Betreuungskräfte ist die Berücksichtigung jeweiliger pädagogischer Bedarfe unerlässlich, sei es im Hinblick auf Mehrsprachigkeit oder auf sonderpädagogische Kompetenzen.
Die Kleingruppen bilden so unter anderem die Voraussetzung für die Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls im Rahmen einer heterogenen Gruppe, die nur für eine Woche zusammenkommt. Politische Bildung verstehen wir daher auch als Bildung zur Gemeinschaftsbildung. In den regelmäßigen Evaluationen mit den teilnehmenden Kindern, deren Eltern sowie mit dem Betreuungsteam hat sich die Kleingruppenzeit als Highlight für die Kinder erwiesen, was als Zeichen für die erfolgreiche Gemeinschaftsbildung verstanden werden kann.
Plurale Betreuungsteams
Um der heterogenen Zielgruppe gerecht zu werden, braucht es auch eine entsprechende Pluralität im pädagogischen Team, welche unterschiedliche Positionierungen abbildet und entsprechende Perspektiven widerspiegelt.
Hierzu zählen neben Erfahrungen in der politischen Bildung u. a. religions- und diversitätssensible Kompetenzen, Mehrsprachigkeit sowie Expertise in sonderpädagogischen und sprachfördernden Ansätzen und Methoden. Insbesondere wenn Kinder mit individuellem Betreuungsbedarf teilnehmen sollen, braucht es die personellen Ressourcen, um gegebenenfalls eine Eins-zu-Eins-Betreuung umsetzen zu können.
Um der heterogenen Zielgruppe gerecht zu werden, braucht es auch eine entsprechende Pluralität im pädagogischen Team, welche unterschiedliche Positionierungen abbildet und entsprechende Perspektiven widerspiegelt.
Unsere Erfahrungen zeigen außerdem, dass es sinnvoll ist, die pädagogischen Fachkräfte so früh wie möglich in die inhaltlich-pädagogische Konzeption einzubinden, sodass sich die Kompetenzen auch in den Angeboten niederschlagen können und alle thematisch auf dem gleichen Stand sind.
Das Betreuungsteam gestaltet mit der pädagogischen Leitung außerdem die täglichen Vor- und Nachgespräche während des Angebots. Um entsprechende Konflikte oder Herausforderungen angesichts der heterogenen Zielgruppe im Verlaufe der Woche konstruktiv aufzufangen und die Gemeinschaftsbildung zu unterstützen, haben sich die täglichen Reflexionen im pädagogischen Team als unerlässlich erwiesen. So wird der Verlauf täglich evaluiert und die Angebote agil und bedarfsorientiert angepasst. Dadurch gelingt es, nicht nur der heterogenen Zielgruppe gerecht zu werden und das Feedback der Kinder direkt in die Tagesgestaltung einfließen zu lassen, sondern auch die Heterogenität im Betreuungsteam aufzufangen und kompetenzbasiert und lösungsorientiert das Teamgefüge zu stärken. Dies wiederum wirkt sich positiv auf den Zusammenhalt der gesamten Gruppe aus.
Multireligiöse Begegnung als Methode politischer Bildung
Im Folgenden wird die Methodik der multireligiösen Begegnung in den Blick genommen. Diese umfasst zum einen die Einbeziehung und Anwesenheit unterschiedlicher weltanschaulicher Verortungen und Glaubensüberzeugungen sowohl in den Zielgruppen, den Träger-Kooperationen als auch im inhaltlichen Programm. Somit repräsentiert das inklusive Ferienangebot die Vielfalt unserer Gesellschaft und trägt sie in die Räume der außerschulischen politischen Bildung. Es ermöglicht eine Reflexion, welche Potenziale, aber auch Herausforderungen mit dieser Vielfalt und mit Religionen im Besonderen einhergehen. Die religiösen Überzeugungen werden dabei implizit zum Gegenstand politischer Bildungsprozesse. Sie werden im selbstverständlichen Umgang miteinander normalisiert, sodass religiöse und weltanschauliche Vielfalt als Ressource wahrgenommen werden kann. Insbesondere Glaubensvorstellungen von gesellschaftlichen Minderheiten bekommen so gleichberechtigt ihren Raum. Ziel ist es, Dichotomien zwischen „Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten“ aufzubrechen und gemeinsame, gesamtgesellschaftliche Perspektiven und Handlungsräume zu öffnen.

Schwerpunkte wie Freundschaft, Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Krieg werden als gesamtgesellschaftliche Themen herausgegriffen und unter anderem aus muslimischen, jüdischen, christlichen sowie nicht-konfessionellen Perspektiven bearbeitet. Im Zentrum steht hierbei immer die Frage: „Wie wollen wir gemeinsam leben?“
Religiöse Praktiken im Tagesverlauf, wie zum Beispiel ein Tischgebet, können hierbei selbstverständlich von den Kindern gelebt werden, sofern es ihrem Alltag entspricht. So findet eine Normalisierung von religiösen Haltungen und Praktiken statt, die selbstverständlich neben weiteren weltanschaulichen oder religiösen Positionen ihren Platz finden. Zugleich sehen sich die Kinder mit Fragen oder Glaubensvorstellungen konfrontiert, die ihnen unbekannt sind, und sind hier gefordert, in der Auseinandersetzung mit Pluralität eine eigene Haltung zu entwickeln.
Fazit
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass es sehr schwierig ist, im Kontext unserer Bildungsarbeit bereits erprobte, fertige Bildungsmaterialien zu übernehmen. Sie werden der Heterogenität der Gruppe mit der großen Alterspanne zumeist nicht gerecht. Neben der Gruppengröße sowie der Alterspanne ist außerdem der begrenzte zeitliche Rahmen von einer Woche und die Gemeinschaftsbildung zu berücksichtigen. Des Weiteren gibt es bisher sehr wenig bis keine Erfahrungen in der non-formalen politischen Jugendbildung mit Kindern im Grundschulalter unter Einbeziehung von interreligiösen Ansätzen. Das meiste pädagogische Material wird deshalb eigens für die Angebote neu konzipiert, angepasst oder überarbeitet.
Schwerpunkte wie Freundschaft, Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Krieg werden als gesamtgesellschaftliche Themen herausgegriffen und unter anderem aus muslimischen, jüdischen, christlichen sowie nicht-konfessionellen Perspektiven bearbeitet.
Eine weitere Erfahrung ist, dass einige der hier benannten Gelingensfaktoren leichter zu verstetigen sind als andere. Besonders der notwendige Betreuer*innenschlüssel und der hohe Zeitaufwand für die aufsuchende Elternarbeit bedarf einer angepassten Förderung.
In diesem Zusammenhang ist es als besonders positiv zu bewerten, dass sich das inklusive Ferienangebot als Möglichkeit für junge Menschen etabliert hat, praktische Erfahrungen in der politischen Jugendbildung zu sammeln. So gibt es immer viel Interesse von Jugendleiter*innen aus den Gemeinden oder von Studierenden der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Eine Herausforderung ist hierbei die langfristige Einbindung und Koordination des Betreuungskräfte-Teams. Hier gilt es für uns, Fortbildungen und Konzepte zur nachhaltigen Kompetenzentwicklung im Themenfeld zu entwickeln. Außerdem müssen zusätzliche Ressourcen für die Koordination mitgedacht werden.
Im Rahmen des Modellprojektes „Demokratieprofis in Ausbildung – Politische Bildung mit Kindern“ war es uns möglich, unsere Konzepte und Materialien für eine inklusive, pluralistische politische Bildung mit Kindern zu erproben und damit unsere Bildungsarbeit insgesamt weiterzuentwickeln.
Zu den Autorinnen

rumeysa.turna@teilseiend.de

yasemin.soylu@teilseiend.de
www.muslimische-akademie-heidelberg.de