Vermittlung von Aspekten der Feministischen Ökonomie im Rahmen berufsorientierender und arbeitsweltbezogener politischer Jugendbildung
Daran ansetzen, was sich junge Menschen wünschen
Die SINUS-Jugendstudie aus dem Jahr 2020 macht deutlich, wie wichtig den Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren soziale Werte sind – Familie, Freunde und Vertrauen, um einige davon zu nennen. Dabei scheinen Beruf und Bildung für die meisten befragten Jugendlichen weniger wichtig zu sein, jedoch auch nicht ganz nachrangig. Besonders auffällig ist, dass ein „guter Job“ insbesondere bedeutet, neben der Arbeit ausreichend Freizeit und Raum für Privatleben zu haben sowie finanziell abgesichert zu sein. Dabei dominiert weiterhin der Glaube daran, dass gute Leistung im Beruf zu Wohlstand führt. Die Autor*innen der Studie merken gleichzeitig an, dass Leistung im Beruf als „intrinsisch-motivierter Wert“ eher selten genannt wird (vgl. Calmbach et al. 2020, S. 35). Die Berufswünsche der befragten Jugendlichen sind ebenfalls größtenteils eher bodenständig. Die sogenannte Work-Life-Balance ist inzwischen wohl auch für die meisten Befragten im Jugendalter ein Begriff, wobei „Life“ scheinbar vor allem soziale Beziehungen bedeutet. Frigga Haug brachte jenen Wunsch nach einem solchen Verhältnis zwischen Arbeit und Leben und zugleich die Problematik dessen auf den Punkt: „Die praktische Lösung, das Leben außerhalb der Arbeit zu suchen, stößt allenthalben an Grenzen und ebenso an Überschreitungen. Die theoretische Lösung, Arbeit und Lebensweise getrennt zu denken, verrät die Perspektive der freien Selbstbetätigung, indem sie sie außerhalb der entfremdeten Arbeit einzulösen verspricht.“ (Haug 2003, S. 264)
Die Erkenntnisse aus der SINUS-Jugendstudie werfen folglich mehrere Fragen auf: Warum betrachten Jugendliche den Beruf nur selten als Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe oder gar als eine sinnstiftende Tätigkeit? Lassen sich die hohen Anforderungen der Arbeitswelt wie das Doppelversorgermodell, eine 40-Stunden-Woche, Erhöhung des Renteneintrittsalters überhaupt mit den Ansprüchen der Jugendlichen – der Arbeitskräfte von morgen – ihren Familien und Freund*innen gerecht zu werden, verbinden? Und wenn ja, wie?