Außerschulische Bildung 3/2021

Gespräche aus der Bildungsbehörde

Ein diskutables Podcast-Format

Der Podcast „Diskutabel – Gespräche aus der Bildungsbehörde“ ist eine Produktion des Europahaus Marienberg. Dieser Artikel liefert intime Blicke hinter die Kulissen und gibt Auskunft über die Multidimensionalität des Projektes. von Anselm M. Sellen

Als ich sechs Jahre alt war, habe ich im Wohnzimmer meiner Großmutter vor dem Schallplattenschrank gesessen und auf Vinyl gepresste Hörspiele gehört. Dornröschen. Die Irrfahrten des Odysseus. Fünf Freunde auf Schmugglerjagd. Dabei habe ich Lego-Raumschiffe gebaut und ihre Besatzungen in endlose Weiten reisen lassen. Später, als ich meinen ersten Kassettenrekorder hatte, sind dann Die Drei Fragezeichen dazugekommen. Ich erinnere mich an Bandsalat zum Mittagessen, daran, dass ich Tarzan, Karl und Klößchen richtig scheiße fand und an die vom Kabelfernsehen verseuchten Europa-Hörspiel-Sammlungen meiner Freunde. Alf. Knight Rider. Das A-Team. Es war furchtbar. Ich habe es geliebt.

Heute, 30 Jahre später, stellen Podcasts die vorläufig letzte Entwicklungsstufe meiner Hör-Evolution dar. Auf den Fahrten zur Arbeit, zu bewusstseinserweiternden Inspirationszwecken, beim Kochen, zum Einschlafen. Podcasts sind ein nicht wegzudenkender Bestandteil meines Alltags.

Der Schritt vom User zum Contentdesigner ist in einer Kultur der Digitalität nur ein kleiner. „Wenn die das können, dann können wir das auch!“, haben sich mein Kollege Karsten Lucke und ich in maßloser Selbstüberschätzung selbst gesagt und 2016 das zurecht wenig beachtete Podcast „Euducation“ gestartet. Zu zweit haben wir über politische Bildung, das Internet und Politik gesprochen. Und dabei einfach Spaß gehabt. Nach einer kritischen Sendung über die Bundeszentrale für politische Bildung bekamen wir aufgeregte Anrufe mit Nachfragen aus verschiedenen Büros. Dabei hatten wir nur das Nähkästchen geöffnet. Es war eine zaghafte Bestätigung für unseren verschämten Aktivismus. Aus Zeitmangel haben wir das Projekt nach 21 Sendungen eingestellt. „Euducation“ war nicht nur ein furchtbarer Titel, sondern auch unerhörter Luxus neben all der „richtigen“ Arbeit.