Außerschulische Bildung 2/2022

In die Irre geführt?

Psychologische Grundlagen des Glaubens an Verschwörungsmythen

Menschliches Denken ist komplex und effizient, es ist jedoch nicht davor gefeit, systematischen Täuschungen zu unterliegen. In diesem Beitrag wird den Fragen nachgegangen, inwieweit diese Täuschungen mit dem Glauben an Verschwörungsmythen zusammenhängen und wie Verschwörungsmythen auf zwischenmenschlicher Ebene begegnet werden kann. von Thea Zander-Schellenberg und Sarah Kuhn

Das Phänomen des Glaubens an Verschwörungsmythen

Menschliches Denken ist äußerst vielfältig und hochindividuell. Zunächst einmal nicht von außen einsehbar, ist es maßgeblich daran beteiligt, Informationen zu sammeln, neue Eindrücke zu strukturieren, Überzeugungen auszubilden, Urteile und Entscheidungen zu fällen sowie komplexe Probleme zu lösen und vieles mehr. Dabei ist es sehr effizient und kann Regeln der Logik anwenden (vgl. Markman/Gentner 2001). Darüber hinaus schließt menschliches Denken auch die Fantasie mit ein und kann in kreative Prozesse, das Erschaffen von Visionen und Utopien involviert sein (vgl. Hennessey/Amabile 2010; Smallwood/Schooler 2015). Das Zitat „Phantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, dem Wissen leider schon“ von Heike Odenhoven deutet an, dass durch lebhafte Denkprozesse innere Realitäten erschaffen werden können, die nicht unbedingt mit der Wirklichkeit und dem aktuellen Wissensstand einer Gesellschaft zu tun haben müssen. Dies kann beispielsweise beim Verfassen eines fiktiven Romans oder beim Komponieren eines Musikstückes äußerst adaptiv und von Nutzen sein; beim Abgleiten in eine extrem unrealistische Überzeugung, die nur schwer wieder aufgegeben werden kann, ist es jedoch eher Ausdruck eines maladaptiven psychischen Prozesses.

Charakteristika eines Verschwörungsmythos