Zu diesem Heft

Denken wir über Gesellschaftsreformen und politische Ziele nach, geht es oft sehr schnell um die ganz großen Entwürfe, die alles in Frage stellen und verändern wollen. Der politische und gesellschaftliche Alltag zeigt aber, dass ein langsamer Fortgang der Dinge zumeist realistischer ist. Umfassende gesellschaftspolitische Veränderungen und Weiterentwicklungen benötigen eine große Entschlossenheit und eine starke Motivation. So formulierte etwa Martin Luther King in seiner berühmten Rede von 1963 mit seinem „I have a dream“ beispielhaft politische Zukunftsideen mit visionärem Charakter, die deutlich über die Mühen der Ebenen hinausführten und schließlich auch gesellschaftliche Veränderungen bewirkt haben.

Doch gerade zeigt der brutale Krieg in der Ukraine auch, wie schnell sich beispielsweise der Traum von einem Europa als Friedensprojekt in ein dystopisches Szenario verwandeln kann.

Die Beiträge in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift sind nicht losgelöst von den aktuellen Entwicklungen zu lesen. Angesichts der umfassenden Krisenstimmung durch Pandemie, Klimakatastrophe und Krieg hinterfragt etwa Eva Marlene Hausteiner, ob alarmistische Zukunftsszenarien nützlich-mobilisieren oder manipulativ-entmündigen. Daniela Holzer zeigt Möglichkeiten auf, über gesellschaftliche Grenzen und das Vorhandene hinauszudenken. Ein weiterer Beitrag inspiriert und ermutigt die Leser*innen, visionär über Demokratie nachzudenken. Ein anderer hilft zu verstehen, wie Verschwörungsmythen entstehen und wie diesen auf zwischenmenschlicher Ebene begegnet werden kann.

Visionen, Utopien, aber auch die Auseinandersetzung mit Dystopien spielen in der politischen Bildung eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, gesellschaftliche Veränderungen zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie die Zukunft der Demokratie aussehen kann und wie sich die Mitwirkung an ihrer Weiterentwicklung gestalten lässt. Dafür bedarf es Freiräume und Zeit. Wie diese Auseinandersetzung gelingen kann, zeigen die Beiträge dieser Ausgabe.