Außerschulische Bildung 2/2022

Angelika Beranek/Sebastian Ring/Martina Schuegraf (Hrsg.): Zwischen Utopie und Dystopie

Medienpädagogische Perspektiven für die digitale Gesellschaft

Der Band vereint Beiträge unterschiedlicher Form und Qualität. Die Rezension fokussiert auf konzeptionelle Anregungen für die Medienpädagogik.

Angelika Beranek und Sebastian Rink beschäftigen sich mit den Narrativen über Technologie, etwa in Filmen, die deutlich nicht der realen Entwicklung entsprechen. Sie fordern für die Medienpädagogik mehr Theorieleitung und normative Setzung. Wie kann normative Setzung und Theoriebildung so geschehen, dass sie nicht in einem bloßen ja oder nein zur Digitalisierung endet? Gerhard Tulodziecki geht hier einen Schritt weiter, indem er verlangt, dass Medienpädagogik die „hinter dem ‚medialen Interface‘“ liegenden Konzepte in den Blick nehmen müsse. Von der Medienpädagogik fordert er einen umfassenden Blick auf KI. Man müsse ein humanistisches Weltbild bewahren, aber: „Allerdings sollte der Leitgedanke des gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekts nicht als geschlossenes universalistisches Konzept, sondern als offener Entwurf verstanden werden, der es notwendig macht, sich über das wünschenswerte Verhältnis von Mensch und Maschine im Diskurs zu verständigen und dieses in humanistischer Weise zu gestalten – bei aller Unbestimmtheit und Unsicherheit und allen ökonomischen Widerständen zum Trotz.“ (S. 45) „Eine unreflektierte Vermischung von Normen mit empirischen Aussagen“ müsse vermieden werden.

Martin Geisslers Aufmerksamkeit und Werben gilt dem Potenzial des (digitalen) Spiels für die Entwicklung Lernender als homo ludens, gerade in Zeiten, in denen Lernende ihre Spielerfahrung vorrangig in datenökonomisch determinierten Game-Räumen machen. Roland Poellinger, Karina Fink-Gaudernak und Mareike Post berichteten in ihrem Beitrag über die Münchner Stadtbibliothek. Von Relevanz für das Thema ist ein Game-Schwerpunkt. Originell ist der Gedanke, dass Bibliotheken zusammen mit der Stadtgesellschaft gerade lokale Inhalte und kulturelle Güter digital unterstützt erschließen können.

Maya Götz berichtet aus einer Studie zur Selbstinszenierung von Mädchen auf Instagram. Die Forscher*innen bemerken eine zunehmende Normierung der Fotos: „Was bleibt, ist eine Maskerade, neoliberal und postfeministisch.“ (S. 125) Die ebenfalls in Instagram präsenten Gegeninszenierungen haben es in dieser Zielgruppe schwer (z. B. #bodypositivity). Götz kritisiert eine Medienpädagogik nach dem Motto „wir wertschätzen ihre Kreativität und verlassen uns darauf, dass Medienhandeln quasi wie von selbst Medienkompetenz“ nach sich ziehe. Sie fordert die Einbindung des Themas Identität, das Erlernen psychologischer Reflexions- und Bewältigungsstrategien und das Thematisieren der realen Vielfalt von Schönheits- und Körperbildern.