Außerschulische Bildung 2/2022

Statement

Die Welt, in der wir leben, ist global und lokal von extremen Ungleichheiten und Machtgefällen geprägt. Das Leid, das Menschen zurzeit erleben, rührt fast ausschließlich aus diesen Ungleichheiten und der damit einhergehenden Ausbeutung. So hungern extrem viele Menschen, obwohl genug Essen produziert wird, um alle Menschen damit ausreichend zu versorgen. Menschen werden für ihre Arbeit so schlecht bezahlt, dass sie ihre Miete nicht mehr tragen können, während die Unternehmen, für die sie arbeiten, große Gewinne erzielen. Gleichzeitig ist die Gesellschaft von einem ständigen Wachstumszwang geprägt, wodurch entsprechend viel Energie benötigt wird, die hauptsächlich durch das Verbrennen fossiler Energien gewonnen wird und so die Klimakrise befeuert. Durch die Klimakrise werden die Ressourcen extrem verknappt und dazu auch noch ungerechter verteilt. Das ist zum Teil durch geographische Umstände bedingt. Aber die Gegenden, die von der Klimakrise beispielsweise in Form von Dürren am stärksten betroffen sind, sind außerdem in großen Teilen kolonialisiert worden und bis heute dadurch benachteiligt. Abgesehen davon ist es leider absehbar, dass die Ressourcen wie zurzeit auch, in Zukunft nicht nach Bedarf, sondern nach Durchsetzungsstärke verteilt werden, wodurch sich bestehende Machtverhältnisse verstärken können. Dieser Zustand wird als Klimaungerechtigkeit bezeichnet. Wir brauchen systemische Veränderungen, um die bestehende extreme (Klima-)Ungerechtigkeit überwinden und auch das Klima effektiv schützen zu können. Gleichzeitig haben wir nur noch wenig Zeit – laut dem neuen IPCC-Bericht bis 2050 – um die globalen Emissionen auf Nettonull zu senken und so unter 1,5°C Erhitzung zu bleiben, die bereits viel zu vielen Menschen das Leben nehmen werden. Es ist nicht absehbar, dass wir unser Wirtschaftssystem global bis 2050 derart umkrempeln, dass es keinen Profitzwang mehr gibt, der gerade die Klimakrise wie auch die Ungerechtigkeit befeuert, insbesondere, weil der politische Wille dazu noch nicht vorhanden ist. Trotzdem bräuchte es eine solches Umdenken, um echte Klimagerechtigkeit zu erreichen. Bis dahin sollten wir durch größere Anpassungen innerhalb dieses Wirtschaftssystems anfangen, das Klima möglichst umfassend zu schützen. Zudem muss sich die globale Zusammenarbeit deutlich verbessern. So müssen globale Verteilungskämpfe möglichst verhindert werden und die jetzt mächtigeren Länder und global player müssen aufhören, ihre Position zu nutzen, um sich möglichst viele Ressourcen zu sichern. Stattdessen sollte eine Ressourcenverteilung nach Grundbedürfnissen eingeleitet werden, die auch bei einer Ressourcenverknappung alle Menschen unabhängig von ihrem Einkommen und sozialem Status sicher versorgt. Wie Klimaschutz konkret aussehen kann, ist natürlich nicht global einheitlich. Von der deutschen Bundesregierung erwarte ich vor allem eine schnellstmögliche Energiewende, eine CO2-Steuer und eine Abkehr der auf motorisierten Individualverkehr (MIV) fokussierten Verkehrspolitik. Zuerst müssen alle Subventionen fossiler Energieträger gestoppt und stattdessen massiv in erneuerbare Energien investiert werden. Parallel muss es für Immobilienkonzerne Pflichten zur Sanierung und Ausstattung mit Photovoltaik geben und die Hürden für den Ausbau von Windrädern deutlich gesenkt werden. Es sollte eine CO2-Steuer geben, die zumindest den Kosten entspricht, die CO2 rein wirtschaftlich gesehen verursacht, nämlich nach UBA 180 EUR pro Tonne. Die eingenommenen Steuern sollten pro Kopf wieder ausgeschüttet werden, sodass es tendenziell eine soziale Umverteilung gäbe. Wir brauchen außerdem eine umfassende Verkehrswende ohne neue Autobahnen und stattdessen mit einer verstärkten Förderung des ÖPNV. Große Teile der bestehenden MIV-Infrastruktur sollten reduziert und durch Radinfrastruktur ersetzt werden.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der notwendigen Veränderungen, die – wie eingangs beschrieben – die wirklichen systemischen Probleme noch nicht mit einbeziehen. Trotzdem sind es wichtige Schritte, damit diese systemischen Veränderungen überhaupt noch abgestimmt passieren können, bevor die Klimakrise uns jeglichen Handlungsspielraum nimmt.