Ende 2021 ist die Broschüre „Gerüchte, Widersprüche, Desinformation. Eine Methodensammlung zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit“ erschienen. Sie wird herausgegeben von Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden e. V., einer Jugend- und Bildungsinitiative zur historisch-politischen Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft.
In den letzten beiden Jahrzehnten nahm die Verbreitung des Antisemitismus massiv zu. Durch die rasanten technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen werden die Ansprüche der Moderne und die komplexen politischen Vorgänge noch unüberschaubarer. Insbesondere in der fragilen Phase der Adoleszenz kann eine antisemitische Weltdeutung mit der damit einhergehenden Komplexitätsreduktion und manichäischen Einteilung in Gut und Böse vermeintliche Sicherheit, Sinnstiftung und emotionale Befriedigung bieten. Die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel spricht von einer „Omnipräsenz“ von Judenfeindschaft und Verschwörungsmythen im digitalen Zeitalter und in der Onlinekommunikation. Gleichzeitig ist das Internet die bedeutendste Informationsquelle, ein Freizeitort und ein elementarer Bestandteil der Lebenswelt von Jugendlichen. Angesichts dessen erscheint der Handlungsbedarf der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus offenkundig. Mit dem Projekt „world wide antisemitism“ ist ein Konzept entstanden, das die Entwicklungen des Antisemitismus im digitalen Zeitalter zum Gegenstand der pädagogischen Auseinandersetzung macht. Das Konzept besitzt mit den Modulen Diskriminierungssensibilität, Geschichte und Aktualität von Verschwörungsmythen, israelbezogener Antisemitismus, Onlinekommunikation und digitale Desinformation sowie jüdische Perspektiven auf Antisemitismus sehr unterschiedliche und dennoch eng miteinander verwobene und aufeinander aufbauende Themenschwerpunkte. Mit der Handreichung und dem dazugehörigen Fortbildungsangebot sollen Lehrkräfte motiviert werden, antisemitismuskritische Bildungsarbeit in den eigenen Unterricht einzubauen. Für aktuelle Erkenntnisse der Antisemitismusforschung und für Betroffenenperspektiven soll sensibilisiert werden.