Außerschulische Bildung 2/2024

Innovationen als Schlüssel für die sozial-ökologische Transformation

Wie innovativ ist Deutschland?

Der Klimawandel und die sich daraus ergebenden Folgen sind zweifelsohne eine der „Grand Challenges“ des 21. Jahrhunderts. Um ihn zu bekämpfen, benötigen wir eine umfassende Transformation der Gesellschaft, die sowohl ökologische Aspekte wie den Umstieg auf erneuerbare Energien und die Verringerung der Umweltverschmutzung als auch soziale Aspekte wie Gerechtigkeit, Bildung und Armutsbekämpfung berücksichtigt. Welche Rolle Innovationen für die Transformation spielen und wie sich die Innovationskraft Deutschlands steigern lässt, macht dieser Beitrag deutlich. von Marion A. Weissenberger-Eibl und Philipp Bauer

Was ist die sozial-ökologische Transformation und warum brauchen wir sie?

Der 2. August 2023 markierte den letzten Erdüberlastungstag. Der Erdüberlastungstag berechnet jährlich den Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres nachhaltig bereitstellen kann. Betrachten wir den Verlauf der Erdüberlastungstage, so lässt sich feststellen, dass dieser seit Jahrzehnten immer weiter nach vorne rückt. Während er 1971 erst am 25. Dezember erreicht wurde, liegt er mittlerweile schon Anfang August. Um unseren globalen Energiebedarf zu decken, benötigten wir im Jahr 2023 circa 1,7 Erden (vgl. Global Footprint Network 2023). Betrachtet man nur den deutschen Verbrauch, so würden sogar rund drei Erden benötigt (vgl. Bocksch 2023). Diese Zahlen verdeutlichen: Wir leben auf Pump. Und damit befördern wir den menschengemachten Klimawandel, dessen Folgen für uns alle verheerend sein können. Doch was können wir tun, um diese Entwicklungen umzukehren?

Einen Ansatz zur Beantwortung dieser Frage liefert der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) mit seinem Gutachten „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ aus dem Jahr 2011. Darin fordert er „tiefgreifende Änderungen von Infrastrukturen, Produktionsprozessen, Regulierungssystemen und Lebensstilen sowie ein neues Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft“ (WBGU 2011, S. 1). Es geht darum, die Art und Weise zu verändern, wie wir wirtschaften, wie wir wohnen und wie wir konsumieren – kurzum: Es geht darum, zu verändern, wie wir leben (vgl. Schneidewind 2019). Um das Ausmaß der geforderten Transformation zu verdeutlichen, vergleicht der Beirat sie mit der industriellen Revolution und weist darauf hin, dass im Zentrum des Transformationsbegriffs ein umfassender Wandel aller Gesellschaftsbereiche hin zu mehr sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit stehe (vgl. WBGU 2011, S. 66). Aus ökologischer Sicht gehe es vor allem darum, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, erneuerbare Energien zu fördern, ökologisch nachhaltige Produktions- und Konsummodelle zu entwickeln, die Biodiversität zu schützen und die Umweltverschmutzung zu verringern. Gleichzeitig sollen auch soziale Aspekte wie soziale Gerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Bildung, Gesundheitsversorgung und Armutsbekämpfung berücksichtigt werden, damit der Wandel gesellschaftlich akzeptiert und in Form eines „neuen globalen Gesellschaftsvertrags“ überregional und kontinuierlich vorangetrieben werden kann (vgl. ebd., S. 293 ff.). Ziel ist es, eine zukunftsfähige Gesellschaft zu schaffen, die ökologisch nachhaltig und sozial gerecht handelt. Damit skizziert der WBGU die Umrisse einer sozial-ökologischen Transformation, die dringend benötigt wird, um den Klimawandel und dessen Folgen zu bekämpfen. Doch wie ist es um die sozial-ökologische Transformation bestellt?