Außerschulische Bildung 1/2021

Jugendliches Erleben in Zeiten der Corona-Pandemie

Junge Menschen kommen zu Wort

Im Beitrag von Professorin Sophie Schmitt in dieser Ausgabe werden Jugendliche in der Arbeitswelt sowie die aktuellen Herausforderungen für junge Menschen angesichts der Corona-Pandemie aus Perspektive wissenschaftlicher Studien in den Blick genommen. Im Folgenden kommen nun einige von ihnen selbst zu Wort. Sie beschreiben, wie es ihnen zum Ende des herausfordernden Jahres 2020 erging, welche Gedanken und Sorgen sie umtreiben. Leider ist es nicht gelungen, auch junge Männer zum Schreiben eines Textes zu bewegen, sodass die Texte ausschließlich von jungen Frauen kommen.

Eigentlich studiere ich drei Stunden mit dem Zug entfernt von meiner Heimatstadt Berlin. Seit dem Beginn der Pandemie vor fast einem Jahr haben sich die Dimensionen jedoch komplett verdreht. Meine Familie und Freunde aus Berlin fühlen sich plötzlich viel weiter entfernt an, ganz zu schweigen von Freunden im Ausland. Aber nicht nur hier scheint sich eine neue Art Entfernung eingeschlichen zu haben, sondern auch an meinem Studienort. Einige Freunde sehe ich kaum bis gar nicht mehr, andere viel öfter als vorher. Neulich habe ich in einer der Werkstätten an meiner Uni angerufen und statt der Werkstattleiterin ist unerwarteter Weise mein Kommilitone drangegangen. Wir hatten bislang nie viel miteinander zu tun. In dem Moment habe ich mich aber so gefreut, endlich mal wieder mit jemand anderem als den Leuten aus meinem Corona-bedingten Freundeskreis ein Gespräch führen zu können, sodass wir bestimmt eine halbe Stunde lang telefoniert und uns auf den neusten Stand gebracht haben. Dabei ist mir wieder bewusstgeworden, wie inspirierend und unverzichtbar die spontanen Treffen in der Hochschule waren und wie sehr die Online-Lehre einschränkt.

Auch auf anderen Ebenen beobachte ich neuentstandene Entfernungen und Verschiebungen: Menschen, bei denen ich mir vorher sicher war, dass wir die gleichen Überzeugungen und Einstellungen haben, stehen zu der aktuellen Situation ganz unterschiedlich. Zu Corona haben politisch unterschiedlich eingestellte Leute auseinandergehende Meinungen. Ich habe das Gefühl, dass jede*r auf die eigene Art versucht mit der Situation zurechtzukommen.

Wir sind „On the edge of one world that doesn’t exist anymore and a world that doesn’t exist yet.” (Suely Rolnik, 01.07.2020, Vortragsreihe Freie Kunst, HfK Bremen)

Für mich fühlt es sich an, wie noch einmal Erwachsenwerden: Aufwachen. Feststellen, dass nichts so ist, wie es scheint. Wer hätte sich vor einem Jahr vorstellen können, dass das Jahr 2020 so wird, wie es kam? Das kann angsteinflößend sein und man braucht ein gutes Umfeld und Menschen, die einem Halt geben. Ich kann mir vorstellen, dass vielen von denen, die Corona leugnen, genau diese Stärke und Unterstützung fehlt. Wir leben in ganz schön schwierigen Zeiten und Menschen versuchen sich an unterschiedliche Ideen zu klammern, um mit diesen klarzukommen. Vor ein paar Monaten habe ich einen Vortrag von der brasilianischen Psychoanalytikerin Suely Rolnik gesehen, der mich sehr inspiriert hat: In unserer Gesellschaft gibt es die Tendenz, zu der alten Normalität so schnell wie möglich zurückkehren zu wollen. Diese alte Normalität existiert so aber nicht mehr, denn wir befinden uns in sich ständig wandelnden Zeiten. Wenn wir immer nur versuchen, zurück zur alten Welt zu gelangen, verschenken wir das Potenzial, uns eine neue, bessere Welt vorzustellen. Wir sind „On the edge of one world that doesn’t exist anymore and a world that doesn’t exist yet.” (Suely Rolnik, 01.07.2020, Vortragsreihe Freie Kunst, HfK Bremen). Wenn wir diesen fragilen Status jedoch aushalten, können wir vieles zum Positiven verändern.

Carla Anacker, 21 Jahre, Studentin

Unser Abiturjahrgang hatte in gewisser Weise Glück. Die Quarantänesituation nahm uns nur die letzte Woche Unterricht, zwar ausgerechnet die Zeit wo die Festivitäten beginnen sollten, aber wenigstens gingen wir ohne Wissenslücken in unsere Prüfungen. Wie viele andere in meinem Alter hatte ich Zuhause nur ein kleines Zimmer mit durchlässigen Wänden und einen täglichen Betrieb innerhalb der Familie, der zusätzlich ablenkte. Dort wäre ich vermutlich nur schwer zum Lernen gekommen. Anderen ging es besser, zum Beispiel meinem Freund Marten, er hat eine große Wohnung inklusive Balkon und genug Platz, um eine Grenze zwischen Lernen und Freizeit zu ziehen. Also zog ich zu ihm. Ein kleines schlechtes Gewissen hatte ich schon, weil ich meine Familie so schnell zurückließ, aber auch für sie war es entlastend, sich mit einer Person weniger die paar Quadratmeter zu teilen.

Das Lernen für das Abitur war nur machbar mit viel Disziplin und einer festgelegten Lernplanung, hilfreich waren auch große Videokonferenzen mit Freund*innen. Doch als das Abitur zu Ende war und die letzte Prüfung hinter mir lag, fühlte ich keinen Unterschied. Schließlich gab es keine großen Feste oder Abiturfeiern, die eine finale Realisierung hervorgerufen hätten. Also versank ich in diesem Schwebezustand, ich wusste nicht wohin mit mir und hatte nichts, worauf ich hinarbeiten konnte.

Das Interrailticket lag Zuhause und das geplante Abfahrtsdatum rückte näher, die Hoffnung war schon aufgegeben. Auch der Plan, im Herbst nach Südkorea zu fliegen wurde schnell verworfen. Also blieb der Sommer regional. Teilweise suchten wir uns eine Kleinstadt in Brandenburg raus und spazierten durch die Landschaft. Zwischendurch erlaubten die Fallzahlen, dass ich mit kleinen Gruppen von Freund*innen unterwegs sein konnte. Das waren die einzigen Momente, wo es sich so anfühlte wie der versprochene Sommer nach dem Abitur.

Als für viele der Alltag im Herbst wieder einkehrte, brauchten Marten und ich eine neue Routine und ein neues Umfeld und zogen kurzerhand nach Leipzig. Ich weiß noch nicht, was ich studieren will und alle Möglichkeiten, Studiengänge kennenzulernen, wurden abgesagt. Mein Kopf ist leer und obwohl mich so vieles begeistert, fehlt mir die Kraft es einfach anzugehen. Momentan suchen wir beide ein FSJ, aber viele Stellen wurden durch die Pandemie gestrichen und meine Hoffnung lässt langsam nach. Wir kennen hier fast niemanden und neue Leute kennenzulernen ist momentan unmöglich. Ich bin normalerweise eine sehr gesellschaftliche Person und liebe es, mich mit Menschen zu umgeben. Plötzlich kann ich mich nur mit mir selbst beschäftigen und das macht mir immer noch Angst. Ich habe das Gefühl die spannendste Zeit, um mich auszuprobieren, zu verpassen.

Was uns momentan Freude bereitet ist der selbstorganisierte Alltag in Leipzig. Wir nutzen die Zeit um viel und ausgiebig zu kochen, uns durch Onlinekurse verschiedener Universitäten weiterzubilden und die Umgebung zu erkunden. Ich hoffe trotzdem, dass wir unsere Vorstellungen und Pläne im nächsten Jahr verwirklichen können.

Fiona Dürr, 19 Jahre
Fiona: „Ich habe das Gefühl die spannendste Zeit, um mich auszuprobieren, zu verpassen.“ Foto: AdB

Ich erinnere mich noch gut an den Jahresanfang 2020: In den Nachrichten wurde über den Corona-Ausbruch in Wuhan berichtet. „Das ist so weit weg, das kriegen wir hier ja nicht.“ – Das dachte ich.

Kurze Zeit später: Lockdown Nummer eins. Ich war gerade erst umgezogen und arbeitete seit zwei Wochen in einer Kita. Ich erinnere mich noch gut an diesen einen Tag. Das Kita-Team und die Familien erfuhren, dass wir uns auf unbestimmte Zeit nicht wiedersehen können – Tränen bei den Kindern, Hilflosigkeit bei den Eltern, Ratlosigkeit im Team. Zu diesem Zeitpunkt hatte man noch die Hoffnung, dass es bald wie gewohnt weitergehen kann. Nach meinem Umzug und dem Jobwechsel kam mir diese „Zwangspause“ offen gesagt ganz gelegen. Ich fühlte mich entschleunigt, atmete durch und versuchte, die Zeit positiv für mich zu nutzen. In der Kita wurde auch bald ohne die Anwesenheit der Kinder weitergearbeitet. Für das Team bedeutete dies, kreativ zu werden: Außenbereich umgestalten, auf- und umräumen, den Kindern und Familien regelmäßig Videos und Nachrichten mit Geschichten, Liedern und lieben Grüßen schicken. Doch auch die Unsicherheit der Familien, wie es mit der Betreuung weitergehen wird und die Traurigkeit der Kinder darüber, nicht mit ihren Freunden spielen zu können, konnten wir nur bedingt auffangen.

Die Situation im Sommer war etwas unbeschwerter. Ich begann die schulische Ausbildung zur Erzieherin. Sorgen, dass die Ausbildung durch Corona nicht stattfinden kann, hatte ich zu der Zeit nicht. Auch wenn Masken im Unterricht, das ständige Lüften und der Wechsel von Szenario A zu Szenario B und wieder zurück den Alltag erschwert haben, konnte ich mich soweit nicht beklagen. Alle in meinem Umfeld waren gesund und das war die Hauptsache.

Kurz vor Weihnachten: Lockdown Nummer zwei. Es war vorherzusehen und kam doch unerwartet. Immer mehr Menschen im nahen Umfeld erkranken. Viele Menschen sind frustriert, insbesondere diejenigen, deren Existenz auf dem Spiel steht. Beruflich blicke ich nicht ängstlich, aber mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Ich frage mich, ob die Arbeit mit Menschen generell wieder einmal so werden kann wie vor der Corona-Pandemie.

Ich blicke mit zwiespältigen Gefühlen auf die bisherige Zeit der Pandemie zurück: Hilflosigkeit, fehlende Routine, Unsicherheit, Angst vor eigener Ansteckung, Angst, jemanden anderes unwissentlich anzustecken, fehlende Umarmungen und Nähe sowie abgesagte Treffen mit Freunden stehen auf der einen Seite, Entschleunigung, Achtsamkeit, Hilfsbereitschaft unter Nachbarn und Freunden, kreative Lösungen wie Sport über Videokonferenzen sowie Zusammenhalt auf der anderen Seite. Aber eins ist klar: Das, was gerade passiert, geht uns alle was an. Und es wird vorbeigehen. Jeder sollte auf sich und seine Mitmenschen Acht geben und trotz der Maske sein Lächeln nicht verlieren. Wenn alles irgendwann wieder „normal“ ist, werden wir das, was normal war, wie eine liebevolle Umarmung, mehr zu schätzen wissen.

Ina Laubenstein, 28 Jahre, Schülerin

Das Stäbchen kratzt, „Stillhalten bitte!“, aber Würgen ist ein Reflex. Spätestens nach den Tests habe ich wirklich das Gefühl, Husten zu haben. Dass das so kommt, weiß ich inzwischen schon vorher. Ähnlich geht es Leuten, die sich genau ab dem Moment krank fühlen, da sie erfahren, dass einer ihrer Freunde „positiv“ ist. In meinem Freundeskreis werden das momentan immer mehr …

Was hätte man auch erwartet? Wir wurden nach den Herbstferien alle zusammen in die Schule gesteckt. Eine Massenveranstaltung, bei der es prinzipiell nicht möglich ist, die Richtlinien einzuhalten. Schon während der Herbstferien gab es in der Schülerschaft Bewegungen, die Schulen zur Sicherheit nicht wieder im Normalbetrieb zu öffnen. Doch wir wurden abgespeist mit der Bemerkung, man würde sich rechtzeitig um Einschränkungen kümmern, sobald die zweite Welle einträfe. Anscheinend ist dies Anfang Dezember noch nicht der Fall.

Wir stellen uns also in den Pausen auf Parkplätze vor dem Schulgebäude – die einzige Stelle, an der man keinen Mundschutz tragen muss – und verschlingen schnellstmöglich unsere Pausenbrote. Zu Klausuren werden inzwischen nicht mehr Müsliriegel mitgebracht, sondern Wolldecken und Steine, um beschriebene Seiten zu beschweren, damit sie im ständigen Zug nicht wegfliegen. Wer noch Kraft hat sich zu wundern, fragt, wozu die meisten Berliner Schulen ein Hybridmodell entwickelt haben, das auf die eigene Schule angepasst ist und deswegen tatsächlich mehr Sicherheit böte.

Wir sind die erste junge Generation, die am eigenen Leibe erfährt, wie eine Gesellschaft per Anordnung kulturlos wird. Aber wir sind auch die ersten, die sich ein ganzes Semester so gut wie selbst unterrichtet haben. Was wir gelernt haben, wird uns in die Lage versetzen, demnächst eine stärkere Gesellschaft mitzugestalten!

Eltern schicken Kinder, die als Kontaktperson I gebrandmarkt wurden, trotzdem zur Schule. Sie hätten eine staatliche Infografik gefunden, nach der dies erlaubt wäre. Feste Sitzpläne werden erstellt und dokumentiert. Gruppenarbeit findet trotzdem statt. Wenn man in Quarantäne gehen muss, bekommt man sowohl von der Schule als auch von dem Bezirksamt Anweisungen und Informationen. Leider widersprechen sich diese.

Doch das Hinterfragen dieser Gesetze ist längst im Klausurstress untergegangen. Prüfungen erreichen einen besorgniserregend hohen Stellenwert, wenn sie eines der wenigen Dinge sind, die den Schüler*innen sicher bleiben. Denn Ausgleich zum Lernen gibt es immer weniger. Sportvereine dürfen nicht trainieren und mit dem Winter finden auch in Parks keine Fitnessveranstaltungen statt. Bands und Ensembles werden aus den Musikschulen verbannt. Viele suchen sich private Proberäume, doch auch dort werden sie vermehrt rausgeschmissen. Konzerte und Gottesdienste sind per se verboten. Was kann man noch tun, um Freunde zu treffen und eine Pause vom Lernen zu bekommen? Ob man es glaubt oder nicht, selbst junge Menschen haben es mittlerweile satt, nur noch vor Bildschirmen zu sitzen.

Wir sind die erste junge Generation, die am eigenen Leibe erfährt, wie eine Gesellschaft per Anordnung kulturlos wird. Aber wir sind auch die ersten, die sich ein ganzes Semester so gut wie selbst unterrichtet haben. Was wir gelernt haben, wird uns in die Lage versetzen, demnächst eine stärkere Gesellschaft mitzugestalten!

Maja, 17 Jahre, Schülerin

Der Ausbruch der Corona-Pandemie kam für mich plötzlich. Natürlich habe ich die Nachrichten verfolgt, aber es war immer sehr weit von einem selbst entfernt, bis es zur Entscheidung kam, vermehrt bevorstehende Veranstaltungen abzusagen, wie auch die Konfirmation meiner Schwester.

Einige Tage später wurden dann auch die Kitas und Schulen von „heute auf morgen“ geschlossen. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch als Sozialpädagogische Assistentin in einer Kita gearbeitet. Am letzten „normalen“ Kita-Tag lautete die Verabschiedung „Schöne Ostern“. Eigentlich total suspekt sich dies Mitte März zu sagen, wenn dies erst einen Monat später gefeiert wird.

Zu dem Zeitpunkt wusste man nicht, was auf einen zu kommt, ein sehr komisches Gefühl, denn wann hat man so etwas erlebt? Irgendwo herrscht auch eine gewisse „Angst“: Was kommt auf uns zu, welches Ausmaß hat das Virus? Welchen Verlauf nimmt es, wenn ich mich anstecke? Welche Folgen hat es für meine Familienmitglieder oder auch Freunde, genauso für die Wirtschaft? Wie wird es den Leuten finanziell gehen, die z. B. ihre Geschäfte schließen mussten?

Das Arbeiten in der Kita danach von Notbetreuung bis zum eingeschränkten Regelbetrieb, war nicht gerade angenehm. Mundschutz tragen, Abstand halten, alle 30 Minuten Stoßlüften, wie auch das Abwischen von Türklinken und Böden war nun Alltag.

Das ganze Leben hat sich von „heute auf morgen“ verändert, wie auch in der Freizeit. Kein Fußballtraining, keine Partys, aber auch ganz normal einen Abend mit Freunden oder auch Familie war und ist nicht mehr möglich.

Die Lockerungen im Sommer haben wieder ein paar Dinge ermöglicht, wie das Fußballtraining oder auch in größeren Gruppen einen schönen Grillabend verbringen, das war mal wieder Balsam für die Seele, nach der langen Zeit Zuhause. Es erhält einen viel größeren Wert, was vorher als selbstverständlich angesehen wurde.

Mir persönlich, besonders jetzt zum zweiten Lockdown, macht es immer mehr Sorgen, dass viele Menschen die Achtsamkeit und Solidarität mit Füßen treten. Wir können nur gemeinsam da rauskommen und müssen die schützen, für die das Virus eine Gefahr sein kann.

Natürlich leben wir alle eingeschränkter und müssen uns zurücknehmen, aber dies zu tun, um andere Menschen vor schweren Verläufen oder sogar den Tod zu bewahren, ist das Größte was wir als Mensch tun können. Denn es gibt nichts Wertvolleres auf der Welt als Gesundheit und um die müssen wir uns alle kümmern. Genau dies sollten wir immer im Hinterkopf bewahren, besonders dann, wenn einen selbst das gesamte Thema mal wieder den letzten Nerv nimmt.

Ich blicke trotz einem mulmigen Gefühl, positiv in die Zukunft und freue mich auf den Tag, an dem endlich wieder Normalität eingekehrt und wir unsere Lieben alle ohne Bedenken wiedersehen können!!!

Lena Körner, 20 Jahre, Auszubildende zur Erzieherin

Ich bin Xaveria, 18 Jahre alt und habe im Frühjahr 2020 mein Abi gemacht. Zurzeit bereite ich mich auf die Aufnahmeprüfungen für mein Musikstudium im Hauptfach Horn vor. Daher gehe ich jeden Tag in die Musikschule zum Unterricht und übe mehrere Stunden am Tag Horn und Klavier. Darüber hinaus bessere ich mir mein Taschengeld mit einem Minijob auf. Die letzten Monate waren für mich die reinste Berg- und Talfahrt. Ich konnte keine Konzerte und Opern mehr besuchen und auch eigene Auftritte und Orchesterfahrten mussten abgesagt werden. Umso größer die Freude, wenn dann doch mal eine Probenfahrt oder ein Auftritt stattfinden konnte! Nachdem im ersten Lockdown die Musikschulen schließen mussten und für mich dort der ganze Unterricht ausfiel, bin ich sehr dankbar, dass sie seit dem Sommer wieder geöffnet waren und Präsenzunterricht ermöglicht werden konnte. Allerdings sind die Infektionszahlen inzwischen so hochgestiegen, dass aktuell kein Gesangs- und Blasunterricht stattfinden kann und es noch unklar ist, wann dieser Unterricht im nächsten Frühjahr fortgeführt wird. Aber die Corona-Pandemie hat auch große Auswirkungen auf alle anderen Bereiche meines Lebens. Ich versuche meine Kontakte soweit es geht einzuschränken. Mit meinen Freunden bin ich seit Sommer nur per Telefon in Kontakt. Runde Geburtstage werden nur im engsten Familienkreis gefeiert und auch sonstige Treffen, die man plant, müssen aufgrund der Infektionslage abgesagt werden. Wenn ich dann sehe, dass sich andere so gar nicht an die Maßnahmen halten, bekomme ich schlechte Laune, weil genau durch solches Verhalten die Fallzahlen steigen, die Situation sich dadurch nicht bessert und ein Lockdown Light kaum Wirkung zeigen kann. Trotzdem versuche ich dann mit gutem Beispiel voran zu gehen, auch wenn das bedeutet, dass man die einzige Person ist, die auf Arbeit eine Maske trägt.

In meine berufliche Zukunft schaue ich mit gemischten Gefühlen. Die Kulturszene wurde von den Maßnahmen hart getroffen. Viele Kunstschaffende mussten Hartz IV beantragen, weil sie ihren Beruf nicht ausüben können. Hinzu kommt, dass Kultureinrichtungen wie Theater weiterhin Unterhaltungskosten wie Miete etc. zahlen müssen. Wenn wir also so weitermachen, wird nicht mehr viel von der kulturreichen Landschaft übrigbleiben. Aber ich hoffe, dass durch den Impfstoff die Maßnahmen drastisch gelockert werden können und bis dahin noch mehr Menschen zur Einsicht kommen, dass die Einhaltung der AHA-Regeln wichtig ist, damit wir wieder ein einigermaßen normales Leben führen können. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage in den nächsten Jahren verbessert, die Kunstszene sich gut erholt und Kunst wieder ausgeübt und vor allem genossen werden kann.

Xaveria, 18 Jahre, Abiturientin