Außerschulische Bildung 2/2023

Jugendpolitische Strategien gegen ungleiche Lebenslagen junger Menschen

Für eine vollständige Teilhabe brauchen junge Menschen Sichtbarkeit, Ressourcen und Beteiligungsrechte

Das Achte Buch des Sozialgesetzes (SGB VIII) garantiert jedem jungen Menschen ein Recht auf Förderung. Der Staat verspricht, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen und positive Lebensbedingungen für junge Menschen zu erhalten oder zu schaffen. Dennoch prägen soziale Ungleichheiten den Alltag von Millionen junger Menschen. Politische Strategien im Kampf gegen Ungleichheit sind noch wenig ausgereift und kohärent. Im Text werden Ursachen beleuchtet und Lösungen skizziert, die politische und gesellschaftliche Teilhabe stärken und dem Anspruch des SGB VIII nahekommen können. von Tom Urig und Michael Scholl

Ressourcen sind in Gesellschaften ungleich verteilt. Soziale Gruppen verfügen in Deutschland über unterschiedliche Zugänge zu Einkommen und Eigentum, schulischer Bildung, Berufsausbildung, Arbeitsbedingungen, zur Nutzung kultureller Angebote, zu Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, Mobilität und Chancen zur politischen Beteiligung. Die Aufzählung ist unvollständig, konzentriert sich aber zunächst auf sozio-ökonomische Faktoren.

In einer ökonomisch geprägten Gesellschaft sind Einkommen und Eigentum entscheidende Faktoren, die Einfluss auf alle anderen sozio-ökonomischen Faktoren haben: auf formale Bildung und Schulabschluss, Ausbildung und Studium sowie den Beruf als wesentliche Grundlage für die finanzielle Lage. Als äußere Umstände kommen die Lage des Wohnortes (ländlich oder urban), die Wohnsituation sowie die Herkunft hinzu. Der Besitz von Kulturgütern und die kulturelle Praxis sind ebenfalls sozio-ökonomische Faktoren, zunehmend verbunden mit den Möglichkeiten der Digitalisierung.

Zu Gruppen, die einen schlechteren Zugang haben oder denen ein solcher droht, gehören insbesondere Haushalte mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der von der BAG Katholische Jugendsozialarbeit regelmäßig veröffentlichte Monitor Jugendarmut zeigt seit Jahren auf: Jugendliche und junge Erwachsene, die von Armut und Ausgrenzung betroffen oder bedroht sind, sind dies vor allem durch das Elternhaus und dessen Haushalts-Nettoeinkommen. Statistisch korreliert das Einkommen mit dem Bildungsstand. Deswegen wachsen diese jungen Menschen schon als Kleinkind mit geringeren Startchancen auf (vgl. BAG KJS 2022b).