Außerschulische Bildung 1/2022

Analyse der Amadeu Antonio Stiftung zur Online-Verbreitung von Antisemitismus

Antisemitismus ist längst Teil der digitalen Popkultur. Doch mitunter ist er nicht leicht zu erkennen und dadurch steigt vor allem die Gefahr für Kinder und Jugendliche in Sozialen Netzwerken, unerkannt damit in Kontakt zu kommen. Das zeigt sich vor allem beim israelbezogenen Antisemitismus, der durch die erneute Eskalation im Nahost-Konflikt im Mai 2021 aufblühte. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sahen sich Influencer*innen oft einem Positionierungsdruck durch die Follower*innen ausgesetzt. Ohne hinreichende Kenntnis über den Nahost-Konflikt wurden dadurch Positionen bezogen, die potenziell antisemitische Narrative aufgriffen und somit verbreiteten. Unter Umständen teilten Influencer*innen aber auch bewusst klar israelfeindliche Positionen. Zum anderen wurde aber auch die Funktionsweise der Plattformen genutzt, um Antisemitismus codiert und spielerisch zu verbreiten. Vor allem Inhalte auf der Plattform TikTok, die eine sehr junge Zielgruppe anspricht, wurde zum Schauplatz für einen codierten Antisemitismus und Desinformationen rund um den Nahost-Konflikt – mit dem Ziel, eindeutige „Freund-“ und „Feind-“ Zuschreibungen zu treffen.

Der de:hate report #3 zeigt, dass in der digitalen Popkultur Antisemitismus in Sozialen Netzwerken präsent ist und oft codiert wird, um nicht als offen antisemitisch aufzufallen oder gar gelöscht zu werden. Dadurch können vor allem junge Nutzer*innen erreicht werden, die bisher mit Themen wie dem Nahost-Konflikt keine Berührungspunkte hatten. Der Report zeigt nicht nur, wie diese Codierungen erkannt werden können, sondern er bietet auch Handlungsempfehlungen im Umgang damit.