Außerschulische Bildung 2/2024

Bundesweite Studie zeigt, wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht

Mitte Februar 2024 wurde die repräsentative Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht“ im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. Die Studie beleuchtet, wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht. Es geht um Wahrnehmung, Betroffenheit und Folgen von Hass im Netz in Deutschland. Die Studie wurde von Das NETTZ, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), HateAid und den Neuen deutschen Medienmacher*innen im Rahmen des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz durchgeführt. Das Kompetenznetzwerk wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert.

Das Internet ist der wichtigste Debattenraum unserer Zeit. Doch im Superwahljahr 2024 gerät die Demokratie auch online zunehmend unter Druck: Vor allem Rechtsextreme nutzen soziale Netzwerke systematisch, um vor den Landtags- und Europawahlen Hass und Desinformation zu verbreiten. Bereits jetzt sind Gewaltandrohungen, Diskriminierung, unverhohlener Rassismus und Antisemitismus an der Tagesordnung. Die Studie zeigt nun, dass sich eine Mehrheit aus Angst vor Hass im Netz aus dem Online-Diskurs zurückzieht. Hass im Netz gefährdet damit die Meinungsvielfalt im öffentlichen Raum und den demokratischen Diskurs: Hass ist im Netz alltäglich und nimmt weiter zu. Fast jede zweite Person in Deutschland (49 %) wurde schon einmal online beleidigt. Ein Viertel (25 %) der Befragten wurde mit körperlicher Gewalt und 13 % mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. Besonders häufig betroffen sind nach eigenen Angaben Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30 %), junge Frauen (30 %) und Menschen mit homosexueller (28 %) und bisexueller (36 %) Orientierung. Fast jede zweite junge Frau (42 %) erhielt bereits ungefragt ein Nacktfoto.

Das hat – so zeigt die Studie – auch Einfluss auf die freie Meinungsäußerung im Netz. Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 %), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55 %) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 %). 82 % der Befragten fürchten, dass Hass im Netz die Vielfalt im Internet gefährdet. Mehr als drei Viertel (76 %) sind besorgt, dass durch Hass im Netz auch die Gewalt im Alltag zunimmt. Der Großteil (89 %) stimmt zu, dass Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen hat.

Die Studie ist die in Deutschland seit 2019 umfangreichste Untersuchung zu Wahrnehmung, Betroffenheit und Folgen von Hass im Netz. Befragt wurden mehr als 3.000 Internetnutzer*innen ab 16 Jahren.