Außerschulische Bildung 1/2022

Erleben von Alltagsrassismus bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) befragte 1.461 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 19 Jahren, darunter 491 mit Migrationshintergrund, zu ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Hinzu kommen 22 Fallstudien, in denen Kinder zwischen acht und 12 Jahren von ihren Erfahrungen und ihrem Erleben von Alltagsrassismus erzählten. Diese erlauben einen tieferen Blick in die Situation der Betroffenen und das Erleben von Alltagsrassismus.

Fast zwei von fünf Kindern und Jugendlichen in Deutschland (39 %) haben einen Migrationshintergrund, 70 % von ihnen haben einen deutschen Pass. Sie gehören zu Deutschland, doch nur 37 % würden sich selbst als „Deutsche“ bezeichnen. Heranwachsende mit Zuwanderungsgeschichte, insbesondere jene mit dunkler Hautfarbe, erfahren Alltagsrassismus. Was das im Einzelnen bedeutet, zeigt die IZI-Studie. Insgesamt haben sieben von zehn Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte Alltagsrassismus erfahren mit der Tendenz: Je dunkler die Hautfarbe, desto höher die Wahrscheinlichkeit, von Alltagsrassismus betroffen zu sein. Fast alle 6- bis 19-Jährigen mit dunklerer und dunkler Hautfarbe werden mit Formen von Alltagsrassismus betroffen. Hier ist dringend mehr Schulung und Sensibilität von Lehrkräften, aber auch von Schüler*innen, gefragt.

Im Folgenden einige ausgewählte Ergebnisse: Neun von zehn Kindern und Jugendlichen mit dunkler Hautfarbe empfinden z. B. die Frage, ob sie schon immer in Deutschland lebten bzw. wo sie wirklich herkämen, als sehr negativ und ausgrenzend. Während bei sieben von zehn weißen Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte die Aussage „Du kannst aber gut Deutsch sprechen!“ als Kompliment ankommt, empfinden acht von zehn Heranwachsenden mit dunkler Hautfarbe diese Aussage als negativ. Insbesondere dann, wenn Kinder und Jugendliche in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und Deutsch ihre Muttersprache ist, ist diese unreflektierte Aussage von Lehrkräften verletzend.

Fast sieben von zehn Kindern mit dunklerer Hautfarbe (67 %) wurde schon einmal gesagt, dass sie hässlich seien, meist aufgrund ihrer Hautfarbe und ihrer Haare. Auch Kinder ohne Zuwanderungsgeschichte erfahren solche Abwertungen, allerdings nur 23 % der Befragten. Mehr als neun von zehn Heranwachsenden mit sehr dunkler Hautfarbe fühlen sich als fremd wahrgenommen.

Äußerungen, dass die Kinder und Jugendlichen in das Land zurückgehen sollten, aus dem sie gekommen sind, stellen die häufigste Form von Beschimpfung dar. Die zweithäufigste Form sind Beleidigungen in Bezug auf eine türkische Zuwanderungsgeschichte, gefolgt von allgemeinen Beschimpfungen als „Ausländer“.