Außerschulische Bildung 3/2022

Erste Ergebnisse des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors vorgestellt

Im Mai 2022 stellte Ministerin Lisa Paus die ersten Ergebnisse der Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) „Rassistische Realitäten – wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander?“ des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) vor: Rassistische Vorstellungen sind in Deutschland zwar noch immer weit verbreitet. Es gibt aber auch ein breites Bewusstsein, dass Rassismus existiert und viele Menschen sind bereit, sich aktiv gegen Rassismus zu engagieren.

Für die Auftaktstudie haben die Wissenschaftler*innen des DeZIM-Instituts untersucht, wie sich Deutschland mit Rassismus auseinandersetzt. Von April bis August 2021 haben sie dazu eine umfangreiche, repräsentative Befragung der deutschen Bevölkerung durchgeführt, für die rund 5.000 Personen telefonisch interviewt wurden.

Insgesamt sind zwei Drittel der Bevölkerung schon einmal mit Rassismus in Berührung gekommen – durch eigene Erfahrungen, Beobachtungen oder Schilderungen aus dem näheren Umfeld. Mehr als ein Fünftel der Gesamtbevölkerung (22 %) hat nach eigener Aussage selbst schon Rassismus erfahren. Fast die Hälfte (49 %) der Befragten gibt an, eine Person zu kennen, die ihnen von rassistischen Erfahrungen berichtet hat. 45 % der Befragten haben schon einmal einen rassistischen Vorfall beobachtet. Der Aussage „Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft“ stimmt die Hälfte (50 %) der Befragten zu. 90 % der Bevölkerung erkennen an, dass es Rassismus in Deutschland gibt. 81 % stimmen der Aussage zu, Menschen könnten sich auch ohne Absicht rassistisch verhalten.

Es gibt eine hohe Sensibilität für Rassismus im Alltag: Mehr als die Hälfte der Befragten beurteilt typische Situationen, in denen rassistische Diskriminierung eine Rolle spielt nicht als unfair, sondern als rassistisch. Eine Mehrheit (65 %) ist der Meinung, dass es in deutschen Behörden rassistische Diskriminierung gibt. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland (49 %) glaubt an die Existenz menschlicher Rassen; bei den über 65-Jährigen stimmen sogar 61 % der Aussage zu.

60 % sind der Ansicht, Rassismus gebe es vor allem bei Rechtsextremen. Fast die Hälfte (47 %) gibt an, in den vergangenen fünf Jahren schon einmal einer rassistischen Aussage im Alltag widersprochen zu haben. Mehr als ein weiteres Drittel (35 %) würde dies potenziell tun. Ein Großteil der Bevölkerung (70 %) ist potenziell bereit, sich auf unterschiedliche Weise gegen Rassismus zu engagieren. Das Engagementpotenzial ist vor allem in den jüngeren Altersgruppen besonders hoch.

Der Deutsche Bundestag hat 2020 ein bundesweites Diskriminierungs- und Rassismusmonitoring beschlossen, mit dem das DeZIM beauftragt wurde. Ziel ist es, den Grundstein für ein dauerhaftes Monitoring von Rassismus in Deutschland zu legen. Der NaDiRa soll verlässliche Aussagen über Ursachen, Ausmaß und Folgen von Rassismus treffen, um darauf aufbauend Maßnahmen gegen Rassismus entwickeln zu können. Dafür ist ein zivilgesellschaftlicher Begleitprozess vorgesehen, bei dem insbesondere auch die von Rassismus betroffenen Communities einbezogen werden.

Quelle: Pressemitteilung 039 des BMFSFJ vom 05.05.2022