Eine große Mehrheit der Europäer*innen befürwortet die Aufnahme ukrainischer Geflüchteter. Allerdings könnte die Solidarität für die Ukraine durch die wirtschaftlichen und sozialen Folgekosten deutlich schrumpfen. Zudem erstreckt sich die Solidarität nicht auf alle Geflüchteten gleichermaßen. Zu diesen Ergebnissen kommt die neue Studie des Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM). Die Ergebnisse der in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführten repräsentativen Umfrage zeichnen ein gemischtes Bild der europäischen Einstellungen zu Migration und Ukraine.
Während die Aufnahme- und Hilfsbereitschaft für ukrainische Geflüchtete groß ist, überwiegt die Skepsis gegenüber Geflüchteten aus anderen Krisenregionen. Insbesondere gegenüber Zugewanderten aus vornehmlich muslimisch geprägten Ländern sind die Vorbehalte groß. Befragte äußerten hier stärkere Bedenken im Hinblick auf ihre Integrierbarkeit. Generell werden signifikante Unterschiede im Hinblick auf Krieg und Migration zwischen Ost- und Westdeutschland deutlich. So zeigt die Befragung, dass im Osten mehr als ein Drittel der Befragten eine Teilschuld für den Krieg bei der NATO sieht – ähnlich wie in Tschechien und Ungarn. Damit unterscheidet sich die Stimmungslage in Ostdeutschland deutlich vom EU-Durchschnitt. Auch die Zustimmung zu migrationskritischen Aussagen fällt im Osten Deutschlands stärker aus als im Westen.
Die Ergebnisse der quantitativen Untersuchung basieren auf einer Erhebung, die MIDEM in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zwischen dem 16. September und 12. Oktober 2022 durchgeführt hat. Dabei wurden in zehn Staaten der Europäischen Union (Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Tschechien und Ungarn) insgesamt 20.403 Personen mit Hilfe regionaler Online-Access-Panels befragt.