Außerschulische Bildung 3/2021

Personalien

Im Alter von 93 Jahren ist C. Wolfgang Müller – ein Pionier der Gruppenpädagogik – in Berlin gestorben. Den Angehörigen jüngerer Generationen werden Person und Wirken wenig bekannt sein. Aber er war ein bedeutender Praktiker und Vordenker der Jugendbildungsarbeit und Jugendarbeit seit den 1950er Jahren. Als relativ junger Mann wurde er in den Vorstand des AdB gewählt, von 1961 bis 1965 arbeitete er dort mit und im Anschluss noch acht Jahre als Mitglied des pädagogischen Beirats. Er war ein pädagogischer Universalist, das meint: Er konnte alles irgendwie. Ganz typisch für die frühen Zeiten der politischen Jugendbildung, denn diese bildete sich erst allmählich aus der musischen Bildung heraus, die noch die Züge des jugendbewegten Gemeinschaftsgeistes trug.
Nach einem fachlich breiten Studium wurde er über das Thema politisches Kabarett promoviert. Danach war er kurz als Journalist tätig. Seine politischen Prägungen erfuhr er bei den Falken, zeitweise wirkte er als deren Kulturreferent in Berlin. Ab 1957 amtierte Müller zunächst als Dozent und später als Leiter des Hauses am Rupenhorn: der Bau ein bedeutendes Zeugnis der architektonischen Moderne und darin eine 1948 gegründete Jugendleiterschule und Einrichtung für Jugendgruppenarbeit, später eine sozialpädagogische Fortbildungsstätte, die 2003 an ihrem ursprünglichen Ort geschlossen und in das Institut im Jagdschloss Glienicke integriert wurde, wo vorher eine Internationale Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte residierte. In den letzten Jahren hat sich Müller auch ehrenamtlich für das Wannseeheim für Jugendarbeit (heute: Stiftung wannseeFORUM) engagiert.
Nach einem weiteren Studium der Soziologie und Erziehungswissenschaften mit einem längeren Studienaufenthalt in den USA wurde C. Wolfgang Müller Professor für Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule und dann an der Technischen Universität in Berlin.
Müllers pädagogisches Markenzeichen war die Gruppenpädagogik. Diese hat ganz verschiedene Wurzeln: Dazu gehören u. a. die Reformpädagogik der Weimarer Zeit, die Gemeinschaftsformen der Jugendbewegung, die Settlements, welche heute als Gemeinwesenprojekte bezeichnet werden können, u. a. m. In der Nachkriegszeit wurde die Gruppenpädagogik vor allem als praxisanleitendes Paradigma für die Einübung demokratischer Grundsätze und Fähigkeiten über die Gruppenleiterschulen, die Jugendhöfe und vor allem Haus Schwalbach im Taunus bekannt. Haus Schwalbach leitete Magda Kelber, in den 1960er Jahren die erste und einzige Frau im Vorstand des AdB, und hatte nach der Schließung 1963 ein Weiterleben z. B. über die Schwalbacher Spielekartei. Beeinflusst wurde die Konzeption auch von deutsch-jüdischen Emigrantinnen wie Gisela Konopka oder Ruth Cohn.
In den 1950er und 1960er Jahren galt die Gruppenpädagogik als Instrument der Reeducation und verkörperte eine – wie man es heute ausdrücken könnte – Variante der Demokratiepädagogik. Sie steht aber auch zwischen kreativer Jugendarbeit, politischer Jugendbildung und Jugendzentrumspädagogik. Seit den 1960er Jahren wurde die Gruppenpädagogik allerdings meist als unpolitisch kritisiert. Das mag dazu beigetragen haben, dass C. W. Müller kaum noch als Theoretiker politischer Jugendbildung bekannt ist. Die Zahl seiner Schüler*innen ist allerdings nicht gering und seine späten Schriften zur Geschichte der Sozialpädagogik wurden sehr beachtet.
Paul Ciupke

Nach 26 Jahren am Deutschen Jugendinstitut ist der Abteilungsleiter „Jugend und Jugendhilfe“, Dr. Christian Lüders, Anfang 2021 in den Ruhestand getreten. In seine Zuständigkeit fiel seit 1995 die Geschäftsführung für die Kinder- und Jugendberichte. Seine Nachfolge als Abteilungsleiter hat Dr. Jens Pothmann angetreten.

Außenminister a. D. Markus Meckel wurde im April 2021 als Ratsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bestätigt. Er hat dieses Amt seit Gründung der Bundesstiftung 1998 inne. Zu seinem Stellvertreter wurde der Parlamentarische Staatssekretär Marco Wanderwitz, Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, gewählt.

Kirsten Weis ist die neue Geschäftsführerin des Deutschen Bundejugendrings e. V. (DBJR). Sie wurde Anfang Juni 2021 vom DBJR-Hauptausschuss einstimmig gewählt. Sie folgt der bisherigen Geschäftsführerin, Clara Wengert, die Anfang Mai 2021 eine neue Aufgabe übernommen hat. Kirstin Weis leitete sechs Jahre den Bereich Freiwilligendienste beim AWO Landesverband Berlin e. V.

Peggy Piesche, Beiratsmitglied im AdB-Projekt „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ übernimmt die Leitung des Fachbereichs „Politische Bildung und plurale Demokratie“ am neuen Standort der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb in Gera.