Außerschulische Bildung 3/2020

Stellungnahme und Zwischenruf des Bundesjugendkuratoriums

Das Bundesjugendkuratorium (BJK), ein von der Bundesregierung eingesetztes Sachverständigengremium, das die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendhilfe und in Querschnittsfragen der Kinder- und Jugendpolitik berät, hat im Juni 2020 die Stellungnahme „Junge Erwachsene – Soziale Teilhabe ermöglichen!“ veröffentlicht. Zentrales Anliegen der Stellungnahme ist es, die Jugendpolitik und die einzelnen Politikfelder zu einer systematischen Auseinandersetzung mit dem jungen Erwachsenenalter aufzufordern und gemeinsam eine Politik zu gestalten, die gleichberechtigte Formen sozialer Teilhabe für junge Erwachsene im institutionellen Gefüge unserer Gesellschaft ermöglicht. Auch die aktuelle Corona-Krise hat gezeigt, dass das junge Erwachsenenalter stärker in den Vordergrund der politischen Aufmerksamkeit gerückt werden muss.

Ausgangspunkt der Stellungnahme ist die bisher sehr segmentierte Betrachtung und Regulierung des jungen Erwachsenenalters in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen von Ausbildung, Bildung, Studium, Erwerbsarbeit, Familienförderung, Gesundheit etc. Dadurch entstehen Friktionen in der Förderung, Parallelstrukturen und konkurrierende Unterstützungslogiken in den Kommunen, Ländern und im Bund. Im Fokus der Stellungnahme stehen die Veränderungen in der sozialen Teilhabe von jungen Erwachsenen in unserer Gesellschaft und die sich dadurch ergebenden nachhaltigen Folgen für ihre weitere Lebensgestaltung.

Das Bundesjugendkuratorium zeichnet mit den formulierten Forderungen eine vielfältige Herausforderungsstruktur für die Jugendpolitik und alle darin involvierten Politikfelder. Um kohärente Lösungsansätze entwickeln zu können, empfiehlt das Bundesjugendkuratorium die Einrichtung einer Enquetekommission „Junge Erwachsene“, die auf der Grundlage einer umfassenden Analyse der Veränderungen und Flexibilisierungen im institutionellen Gefüge des Aufwachsens und ihrer Auswirkungen auf die Lebenslage der jungen Erwachsenen erstmalig einen systematischen politikfeldübergreifenden Entwurf für eine Jugendpolitik des jungen Erwachsenenalters erarbeitet.

Des Weiteren veröffentlichte des BJK einen Zwischenruf „Jugendpolitik in Europa jetzt stärken – Verantwortung der EU-Ratspräsidentschaft wahrnehmen“, in dem das Kuratorium auf die besondere Herausforderung eingeht, zentrale jugendpolitische Vereinbarungen wie geplant, auf den Weg zu bringen und dabei gleichsam auf die, durch die Corona-Krise entstandenen, neuen oder veränderten Situationen zu reagieren. So ist etwa die transnationale Jugendmobilität nahezu vollständig zum Erliegen gekommen, die Situation junger Menschen auf der Flucht hat sich noch mal verschärft und demokratische Grundrechte junger Menschen werden in einigen Ländern beschnitten. Zudem sind junge Menschen besonders stark von den ökonomischen Folgen der Krise betroffen, da ihnen wichtige Übergänge der Bildung, der Ausbildung oder des Berufs versperrt sind.

Aus Sicht des Bundesjugendkuratoriums ist es gerade jetzt wichtig, dass junge Menschen mehr Gehör finden, sie stärker an den europäischen und bundespolitischen Beratungen zum Weg aus der Krise beteiligt werden und die Möglichkeit erhalten, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten.