Außerschulische Bildung 1/2023

Studie: Wie kreative Menschen das Leben in Dörfern und Kleinstädten neu gestalten

Bereits 2021 ist die Studie „Digital aufs Land – Wie kreative Menschen das Leben in Dörfern und Kleinstädten neu gestalten“ erschienen. Anlässlich des Schwerpunkts dieser Ausgabe soll hier noch einmal darauf hingewiesen werden.

Bislang sieht es so aus, als läge die Zukunft in den großen Städten. Während die urbanen Zentren vor allem junge Menschen und Wissensarbeiter*innen anziehen, verlieren abgelegene und strukturschwache Regionen weiterhin Einwohner*innen. Das Leben auf dem Land galt lange als rückständig – wer sich frei entwickeln wollte, zog in die Stadt. Seit geraumer Zeit deutet sich aber ein Wandel an, den die Corona-Pandemie zu verstärken scheint. Während die Städte immer voller und teurer werden und dabei die kreativen Freiräume verschwinden, entstehen auf dem Land Coworking Spaces, neuartige Unternehmensnetzwerke und Start-ups, digitale Kreativorte sowie gemeinschaftliche Wohnprojekte. Die Digitalisierung ermöglicht diese Orte und Initiativen, die man bislang eher aus den Großstädten kannte, auch in fernen ländlichen Gebieten.

Seit Anfang 2020 haben das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und die Wüstenrot Stiftung insgesamt 56 solcher Projekte, Initiativen und Netzwerke sowie deren Wirkung untersucht und in der Studie „Digital aufs Land“ beschrieben.

Die neuartigen Orte und Initiativen sind inspiriert von der Stadt, kopieren aber nicht die dortigen Modelle, sondern orientieren sich an den aktuellen Herausforderungen ländlicher Regionen. Auch wenn unter Städtern das Interesse am Land wächst, wollen nicht alle dauerhaft auf dem Dorf statt in der Stadt leben. Gerade Menschen, die in Kreativ- und Wissensberufen tätig sind, schätzen die Vorteile aus beiden Welten.

Ob Deutschland nun am Anfang einer neuen Landbewegung steht, lässt sich noch nicht abschließend beantworten. Einige Entwicklungen der letzten Jahre – vor allem seit Ausbruch der Coronapandemie – machen eine Trendwende aber wahrscheinlicher. Im Zuge des Lockdowns haben Städte zunehmend an Attraktivität verloren. Gleichzeitig verändern sich Arbeitswelten und Arbeitskulturen gerade in einer Geschwindigkeit, die lange nicht vorstellbar war. Das Leben auf dem Land wird plötzlich für mehr Menschen zu einer echten Alternative.