Der UNESCO-Weltbildungsbericht (Global Education Monitoring Report) evaluiert die Fortschritte weltweit bei der Umsetzung der Agenda Bildung 2030, die als integraler Bestandteil der sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) im September 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Regierungen weltweit haben sich verpflichtet, die Globalen Nachhaltigkeitsziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Das Bildungsziel der Agenda lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern.“ Die UNESCO koordiniert die Umsetzung dieses Ziels und ist für das Monitoring verantwortlich. Der Weltbildungsbericht erscheint jährlich.
Der UNESCO-Weltbildungsbericht kommt zu dem Schluss, dass, obwohl sich die Weltgemeinschaft zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 inklusive und chancengerechte Bildung für alle sicherzustellen, mehr als eine Viertelmilliarde Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung haben. Millionen andere werden aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder einer Behinderung innerhalb des Bildungssystems ausgegrenzt und sind von den Folgen der COVID-19-Pandemie besonders betroffen.
Im Weltvergleich ist Armut auch heute noch die entscheidende Hürde für den Bildungserfolg. In allen Ländern, außer in den einkommensstarken Staaten Europas und Nordamerikas, schließen im Verhältnis zu 100 Jugendlichen aus den wohlhabendsten Haushalten nur 18 aus den ärmsten die Sekundarschule ab. Doch auch andere Faktoren limitieren den Zugang zu Bildung. So gaben junge LGBTI in den USA fast drei Mal häufiger als ihre Klassenkamerad*innen an, der Schule fernzubleiben, weil sie sich dort nicht sicher fühlten.
In einem Viertel aller Länder weltweit ist die getrennte Bildung von Kindern mit und ohne Behinderung gesetzlich vorgeschrieben. In Asien, Lateinamerika und der Karibik existieren in über 40 % der Staaten entsprechende Regelungen. Aber auch Minderheiten und Geflüchteten wird der Zugang zu hochwertiger Bildung in vielen Ländern der Welt noch immer nicht hinreichend gewährt. In mehreren mittel- und osteuropäischen Ländern lernen Kinder der Roma-Minderheit getrennt von der Mehrheitsgesellschaft. In den OECD-Staaten besuchen mehr als zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Schulen, an denen mindesten die Hälfte der Schüler*innen ebenfalls eine Zuwanderungsgeschichte hat.
Vielen Bildungssystemen liegt die Annahme zugrunde, dass alle Menschen dieselben Lernbedürfnisse haben. Das zeigt sich unter anderem daran, dass bis heute erst 41 Länder eine Form der Gebärdensprache offiziell anerkannt haben, darunter Deutschland. Doch nicht nur Staaten, sondern auch die Gesellschaft setzt der Inklusion Grenzen. So stellt der Weltbildungsbericht fest, dass 59 % aller Eltern in Hongkong und 15 % in Deutschland befürchten, dass Kinder mit Behinderungen das Lernen anderer Schüler*innen stören würden.
Bei der Umsetzung von Teilhabe im Bildungsbereich kommt insbesondere den Lehrkräften eine entscheidende Rolle zu. Sie sind der Schlüssel zu mehr Inklusion im Schulalltag, brauchen dafür aber das nötige Handwerkszeug. So gab ein Viertel aller Lehrkräfte in 48 untersuchten Ländern an, sich mehr Weiterbildungen zum Unterrichten von Schüler*innen mit besonderen Bedarfen zu wünschen.