Außerschulische Bildung 4/2022

Vertrauensstudie 2022: Angst vor der Zukunft? Jugendliche zwischen gesunder Skepsis und gefährlicher Verschwörungsneigung

Wer vertraut, glaubt, dass er sich und anderen vertrauen darf und blickt damit zuversichtlich in die Welt. Ein hohes Maß an Vertrauen ist in der Regel von einem optimistischen Blick auf sich selbst und emotionaler Lebenszufriedenheit begleitet. Die Vertrauensstudie 2022, die im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung von der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, fragt deshalb: Wie sehr vertrauen Kinder und Jugendliche in sich, in andere und in ihre Zukunft? Teilgenommen an der Umfrage haben über 1.500 Kinder (6 bis 11 Jahre) und Jugendliche (12 bis 16 Jahre).

Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist, dass die deutliche Mehrheit der Jugendlichen Zeitungen (75,8 %) und Journalisten (71,6 %) nicht vertraut. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen vermutet, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten (37,9 %) und nur ihre eigene Meinung verbreiten (32,8 %). Auch das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen, wie z. B. Behörden oder politische Organisationen, ist unter Jugendlichen nur mäßig ausgeprägt. Nur jeder zweite Jugendliche vertraut der Bundesregierung (53,9 %) oder den Vereinten Nationen (54 %). Deutlich höheres Vertrauen genießen dagegen Wissenschaftler (76,1 %) und Polizei (79,9 %).

Von den Jugendlichen, die wenig in öffentliche Einrichtungen vertrauen, weisen mehr als ein Drittel (38,7 %) eine starke Anfälligkeit für Verschwörungsgedanken auf. Ebenso gibt es einen Zusammenhang von Medienkonsum und Verschwörungsneigung. Von den Jugendlichen, die ihre Informationen bevorzugt aus den sozialen Medien beziehen, zeigen 37,6 % eine starke Verschwörungsneigung. Von den Jugendlichen, die sich überdurchschnittlich viel über öffentlich-rechtliche Medien informieren, sind dies nur 5,4 %.

Die Bepanthen Kinderförderung setzt sich seit 2008 für Kinder und Jugendliche in Deutschland ein. Im zweijährlichen Rhythmus führt sie gemeinsam mit der Universität Bielefeld Sozialstudien durch, um aktuelle Problemfelder in der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zu identifizieren – beispielsweise zum Thema Achtsamkeit, Gewalt, Kinderarmut oder Gemeinschaftssinn. Die aus den Studien gewonnenen Erkenntnisse fließen in die praktische Kinderförderung des Kinderhilfswerks „Die Arche“ ein.