Außerschulische Bildung 3/2022

Wohnungslosenstudie des SOS-Kinderdorf e. V.

Rund 37.000 Menschen unter 27 Jahren leben in Deutschland auf der Straße oder gelten als wohnungslos. Die Wohnungslosenstudie des SOS-Kinderdorf e. V. zeigt, dass diese jungen Menschen nicht auf der Straße leben müssten, denn Wohnungslosigkeit ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein strukturelles Problem. Die Wissenschaftler*innen am Sozialpädagogischen Institut des SOS-Kinderdorf e. V., die die Studie von 2018 bis 2021 durchgeführt haben, fragen: Wie leben junge Menschen, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind? Vor welchen Herausforderungen stehen Sozialarbeiter*innen, die diese jungen Menschen im Rahmen der Jugendhilfe unterstützen? Welche Grundsätze, Haltungen und Erfahrungen prägen das fachliche Handeln? Und welche Rolle spielt dabei die Beziehungsarbeit?

Im Mittelpunkt der Studie steht die Praxis zweier Jugendhilfeeinrichtungen, die seit vielen Jahren wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte junge Erwachsene mit niedrigschwelligen Angeboten unterstützen und begleiten. In leitfadengestützten Interviews gaben Fach- und Leitungskräfte Einblick in ihren pädagogischen Alltag, in ihre Arbeitsweisen, Grundsätze und persönlichen Erfahrungen. Anhand der Interviewaussagen wurden Fallporträts erstellt, die die Lebensgeschichten, Problemlagen und Entwicklungswege der Klient*innen nachzeichnen.

Die Befunde machen nicht nur das Arbeitsfeld mit seinen Dynamiken, Möglichkeiten und Grenzen besser greifbar, sondern zeigen vor allem die zentrale Bedeutung der Beziehungsarbeit auf: Aus der Praxis heraus wird deutlich, wie in den Projekten pädagogische Beziehungen zu weitgehend beziehungslosen jungen Menschen konkret angebahnt und gestaltet werden. Damit bietet die Studie auch Anknüpfungspunkte für das fachliche Handeln in stationären Hilfen, in der Schulsozialarbeit und ähnlichen pädagogischen Kontexten.