Außerschulische Bildung 1/2021

Auch online ein starkes Netzwerk!

Erste virtuelle Mitgliederversammlung des AdB mit Rekordbeteiligung durchgeführt

Foto: AdB

Am 25. und 26. November 2020 fand die Mitgliederversammlung des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e. V. statt. Anstatt wie gewohnt in einer Mitgliedseinrichtung zusammenzukommen, versammelten sich die AdB-Mitglieder, der Vorstand und die Geschäftsstelle vor ihren heimischen Computern, um sich virtuell miteinander zu verbinden.

Im Haus der Jugendarbeit und Jugendhilfe e. V. (HdJ), dem Sitz der AdB-Geschäftsstelle, wurde ein zentrales Studio eingerichtet, aus dem heraus „gesendet“ werden konnte. Alles hat hervorragend geklappt – dank einer sehr guten Vorbereitung, eines kompetenten und flexiblen Teams, gut ausgewählten digitalen Tools und unterstützt von einem professionellen Technikdienstleister.

Die Mitglieder haben sich auf dieses Experiment eingelassen und waren zahlreich erschienen: Mehr als 80 Personen hatten sich im Vorfeld der Mitgliederversammlung registriert.

Eine Mitgliederversammlung hat notwendigerweise eine Reihe von Formalien zu bearbeiten: Berichte müssen entgegengenommen, Arbeits- und Haushaltspläne verabschiedet werden. Für den AdB gab es darüber hinaus einen besonderen Tagesordnungspunkt, denn zwei Organisationen hatten einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Der AdB und seine Mitgliedseinrichtungen freuen sich, nach einer eindeutigen Abstimmung die Kreisau-Initiative e. V. und das Centre Français de Berlin gGmbH im AdB begrüßen zu können. Beide Einrichtungen bringen besondere Expertise in der internationalen politischen Bildung mit. Die Mitglieder des Verbandes freuen sich auf die Zusammenarbeit und die gemeinsame Gestaltung der politischen Bildung.

Das Centre Français de Berlin gGmbH ist eine internationale Jugend- und Begegnungsstätte in Berlin-Wedding mit Unterkunft, Seminarbetrieb, Gemeinschaftsgarten, Gastronomie, Kulturbetrieb mit eigenem Kino und einem Schwerpunkt in der internationalen Jugendarbeit. Das Mobilitätsbüro hilft jungen Menschen bei der beruflichen Erfahrung im Ausland, insbesondere für Auszubildende und im handwerklichen Bereich. Darüber hinaus organisieren das Tandem Paris-Berlin und das Kompetenzzentrum für internationale Jugendarbeit jedes Jahr zahlreiche Jugendbegegnungen und setzen diese auch um. Zudem führt das Centre das Schüleraustauschprogramm Voltaire für das DFJW durch. Ferner verfügt es über ein eigenes Kulturangebot, Räumlichkeiten für Künstler*innen und eine tolle Infrastruktur für Gruppen von Schüler*innen und Jugendlichen, die in Berlin ein pädagogisches Projekt umsetzen möchten. Das denkmalgeschützte Gebäude feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Es wurde von den Französischen Alliierten als Begegnungsstätte konzipiert.

Die Kreisau-Initiative schafft Lern- und Begegnungsräume, damit insbesondere junge Menschen ein demokratisches, solidarisches und zukunftsfähiges Miteinander in Europa gestalten können. Die inhaltlichen Arbeitsbereiche des Vereins sind Zeitgeschichte und Menschenrechte, Inklusion sowie die sozial-ökologische Transformation.

Die Bildungsarbeit der Kreisau-Initiative hat einen europäischen Charakter mit einem Fokus auf die deutsch-polnische Zusammenarbeit. Ihre Schwerpunkte sind internationale und inklusive Jugendbegegnungen sowie Fortbildungen und Seminare für Multiplikator*innen und Fachkräfte der Jugendarbeit.

Die Kreisau-Initiative wurde 1989 gegründet, um den Aufbau und die Arbeit einer internationalen Begegnungsstätte in Krzyżowa/Kreisau (Polen) zu unterstützen. Heute wird die Begegnungsstätte von der polnischen Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung verwaltet, mit der der Verein eine enge Partnerschaft pflegt – rund 80 % seiner Veranstaltungen finden dort statt.

Für einen Austausch über jugend- und bildungspolitische Entwicklungen konnten als Gäste der AdB-Mitgliederversammlung Dr. Sabine Dengel von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb sowie Dr. Philipp Laurenz Rogge, Referatsleiter im BMFSFJ, gewonnen werden. Themen waren sowohl die Förderbedingungen in Coronazeiten als auch der diskursive Rückenwind, den die politische Bildung derzeit durch die Veröffentlichung des 16. Kinder- und Jugendberichts erfährt. Diesen Rückenwind gilt es nun, aktiv für die Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter zu nutzen.

Da in diesem Jahr aufgrund der besonderen Bedingungen keine Fachtagung zum Auftakt des Jahresthemas 2021 „Was WEISS ich? Rassismuskritisch denken lernen! Eine Kernaufgabe für Gesellschaft und Politische Bildung“ stattfinden konnte, wurde für den zweiten Tag der Mitgliederversammlung eine Referentin eingeladen. ManuEla Ritz, Schwarze deutsche Diplom-Sozialpädagogin und langjährige Teamerin in der politischen Bildung gegen Diskriminierung und für machtkritische Diversifizierung, hielt einen Vortrag zum Thema „Rassismus und Rassismus-Kritik. Worüber sprechen wir (nicht)?“ Neben einem Blick in die (Kolonial-)Geschichte und die NS-Zeit zeigte sie konkrete Beispiele Schwarzer Selbstbehauptung und Schwarzen Widerstands. Sie machte auf die 208 Mordopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalttaten aufmerksam, die seit 1990 bekannt geworden sind.

Die Referentin regte die Teilnehmenden an, sich ihrer eigenen Privilegien bewusst zu werden und sich darüber auszutauschen, wie diese Privilegien genutzt werden können, um eine rassismuskritische Öffnung in der eigenen Einrichtung anzustoßen.

Mit diesem inhaltlichen Einstieg und der Diskussion und Verabschiedung der Stellungnahme zum AdB-Jahresthema 2021, wurden die Aktivitäten des Verbands im Kontext des Jahresthemas eröffnet. Ziel ist es, das Thema Rassismuskritik und politische Bildung in diesem Jahr stärker im Verband zu verankern, sowohl als Thema politischer Bildung, als auch als Anregung zur Selbstreflexion und als Anstoß für eine rassismuskritische Organisationsentwicklung. Dass diese Aufgabe ein Prozess ist, der weit über das Jahr hinausgeht und im Grunde sogar unabschließbar ist, ist allen bewusst. Für den AdB ist dieses Jahresthema ein wichtiger Baustein für den laufenden Verbandsentwicklungsprozess, der vor nunmehr drei Jahren angestoßen wurde.

Die Aktualität und Dringlichkeit des AdB-Jahresthemas wird unterstrichen durch den Maßnahmenkatalog des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus, der ebenfalls am 25. November 2020 veröffentlicht wurde. Er fordert ebenso ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen und will Maßnahmen politischer Bildung zu Phänomenen wie Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Antiziganismus und Anti-Schwarzen-Rassismus stärken, was von der AdB-Mitgliederversammlung ausdrücklich begrüßt wurde.