Außerschulische Bildung 4/2021

Eine Sommerakademie für Berufseinsteiger in die politische Jugendbildung

Thema Rassismus und Kolonialismus im Fokus

Eine Sommerakademie unter besonderen Bedingungen Foto: Edward Mulenga

Über 70 Studierende aus Weimar, Thüringen, und 13 anderen Bundesländern sind vom 16. bis 21. August 2021 zur „Sommerakademie Politische Jugendbildung“ der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW) angereist. Die Sommerakademie wird jährlich in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. angeboten und von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gefördert.

Die Sommerakademie hat zum Ziel, Studierende für einen Berufsweg in der politischen Bildung zu begeistern und ihnen dafür Grundlagen zu vermitteln. Die Teilnehmenden erfuhren, welche Ausbildung und Kompetenzen sie für den Berufseinstieg z. B. an einer Bildungsstätte mitbringen müssen, welche Qualitätsstandards in der Profession gelten, wie sie ein pädagogisches Konzept entwickeln und wie sie Stimme und Körper in der Seminarleitung effektiv einsetzen können.

In einem Einstiegsvortrag führte Finn Sörje (AdB) in die historische Entwicklung, Strukturen und Themen der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbildung in Deutschland ein. Auch wenn Ziele und Aufgaben der politischen Bildung im Feld nie unumstritten waren, ist man sich doch weitgehend darin einig, dass ihr ein weiter Politikbegriff zugrunde liegt. Dieser bezieht sich auf gesamtgesellschaftliche Aushandlungsprozesse (und nicht nur auf staatliches Handeln) und will Menschen zu politischem Engagement und Teilhabe an gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen befähigen. Um in diesem Sinne gleichberechtigte Teilhabe zu fördern, richtet sich politische Bildung an alle in der Gesellschaft lebenden Menschen und bietet vielfältige Zugänge und Formate sowie zeitgemäße Themen an.

In diesem Jahr hat sich die Sommerakademie mit den Schwerpunktthemen Rassismus und Kolonialismus auseinandergesetzt. Dazu wurde die Ausstellung des „Netzwerk Anti-Rassismus Weimar“ gezeigt, die zuvor in der Stadt mehrfach zerstört worden war. Außerdem fand eine Stadterkundung unter dem Titel „Koloniales Erbe Weimar“ statt. Sie suchte kolonialhistorisch geprägte Orte in Weimar auf. Die Stadterkundung wurde von Denise Lee, Studentin an der Bauhaus Universität Weimar, für die Bildungsarbeit didaktisiert und wird in Kürze auf der Webseite der EJBW zur Verfügung stehen.

Auch ein Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald gehörte mit zum Programm. Die Exkursion wurde mit den Teilnehmenden zuvor inhaltlich vorbereitet und anschließend aus verschiedenen Perspektiven reflektiert.

Die zweite Wochenhälfte widmete sich dann der Auseinandersetzung mit Fragen der eigenen Haltung, der Erarbeitung eigener Konzepte sowie in verschiedenen Workshops dem Handwerkzeug (Moderation, Körpersprache etc.) für die Umsetzung von Angeboten der politischen Bildung.

Als Abschluss der Sommerakademie hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen der politischen Bildung und unterschiedlichen Organisationen über ihre Werdegänge, Berufseinstiegsmöglichkeiten und gefragte Kompetenzen ins Gespräch zu kommen. Hier stellte u. a. Rebecca Arbter, zu diesem Zeitpunkt noch Leiterin des AdB-Projektes „Demokratie-Profis in Ausbildung! Politische Bildung mit Kindern“, ihre Arbeit vor. Auch Kolleg*innen der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und festangestellte sowie freie Bildungsreferent*innen standen den Teilnehmenden Rede und Antwort.