Außerschulische Bildung 4/2021
Auf alle Fälle PC? Zum Stellenwert von Political Correctness für die politische Bildung
Zu diesem Heft
Sich mit Political Correctness auseinanderzusetzen bedeutet, sich mit Gleichheit, Gerechtigkeit und Privilegien zu beschäftigen, ebenso mit dem Konflikt von Universalität und Partikularität, wie er in der Debatte um die Identitätspolitik zum Ausdruck kommt. Der einführende Beitrag fächert diese Aspekte weiter auf. Political Correctness wird dabei als ein notwendiges, wenn auch umstrittenes Charakteristikum demokratischer Auseinandersetzung beschrieben.
Spätestens mit dem Aufkommen rechtspopulistischer Kritik ist die Debatte um Political Correctness neu entbrannt. So werden Forderungen nach einer diskriminierungsfreien Sprache immer wieder als Ausdruck einer „repressiven Sprachzensur“ oder einer Freiheitseinschränkung verstanden. Hinter diesem politischen Meinungsstreit verbirgt sich die Frage, wie mit gesellschaftlicher Pluralität und bestehenden Benachteiligungen angemessen umgegangen werden kann. Welche Konsequenzen hat diese Frage für den demokratischen Diskurs? Ist eine diskriminierungsfreie Sprache eine Grundbedingung demokratischer und emanzipatorischer Politik? Oder geht das Beharren auf politisch korrekte Sprache an den Bedürfnissen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung vorbei und schießt über das Ziel hinaus? Führt diese Fokussierung dazu, dass die Auseinandersetzung mit den eigentlichen Problemen struktureller gesellschaftlicher Ungleichheiten und Diskriminierungen auf der Strecke bleibt? Oder kann eine verstärkte Sensibilisierung die Diskurse für die Belange benachteiligter Gruppen öffnen?
Die Chancen und Grenzen der Identitätspolitik werden im zweiten Beitrag sichtbar, der in kritischer Spiegelung ihr emanzipatorisches Kernanliegen deutlich macht. Weitere Beiträge nehmen in den Blick, in welcher Weise diese Debatte für die politische Bildung furchtbar gemacht werden kann und welchen Stellenwert Political Correctness für die politische Bildung hat. Die Gesprächspartner*innen des Streitgesprächs mit dem provokanten Titel „Brauchen wir Political Correctness?“ gehen auf Unsicherheiten und unterschiedliche Positionierungen ein, die sich mit diesem Thema verbinden.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen