Außerschulische Bildung 4/2021

Britta Schellenberg: Training Antidiskriminierung

Den Menschen im Blick. Schwerpunkt Rassismus

Alltagsdiskriminierungen haben an Relevanz deutlich zugenommen, nicht zuletzt durch die Social-Media-Kanäle zeigt sich, dass Abwertungen gegenüber anderen Menschen, Rassismus oder andere Formen von Diskriminierungen den gesellschaftlichen Diskurs stark beeinflussen und ihn verändert haben. Angesichts dieser fast bedrohlichen Situation ist vor allem die politische Bildung herausgefordert, darauf zu reagieren. Eine Möglichkeit sind Trainings zur Demokratie- und Menschenrechtsbildung. Das vorliegende „Training Antidiskriminierung: Den Menschen im Blick“ ist in einem Projekt der LMU München mit einem bundesweiten Netzwerk von Partner*innen entwickelt worden. Das Konzept greift Aspekte auf, die derzeit in der Gesellschaft (neu) diskutiert werden müssen und soll fit machen für das Leben und Arbeiten im pluralen Deutschland. Zielgruppe sind Mitarbeitende in staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen und Organisationen.

In einem Grundlagenteil werden als Einführung in das Konzept Ziele und Inhalte des Trainings beschrieben und mit praxistauglichen, eigens für das Programm entwickelten Arbeitsdefinitionen, die Begriffe „Diskriminierung“ und „Rassismus“ geklärt. Leitmotive, Haltungsaspekte sowie der methodische Zugang werden beschrieben und so eine kompakte und sehr hilfreiche Hinführung für das Verstehen des Konzeptes gegeben. Im Themenfeld erfahrene Trainer*innen bekommen einen guten Überblick, um was es im Training gehen soll und wie sich die Autorin das methodische Vorgehen vorstellt. Für Einsteiger*innen halte ich das Buch eher nicht geeignet, da der hohe fachliche Anspruch ein gehöriges Maß an Trainingserfahrungen voraussetzt. Das ist kein Nachteil des Bandes, sondern dient lediglich der Einordnung, für wen er wirklich geeignet scheint. Das Projektteam bietet auch Train-The-Trainer-Seminare an, was ich für eine sehr wertvolle Ergänzung halte.

Im zweiten Teil finden sich insgesamt 19 Übungen, die sehr detailliert beschrieben als Methodenbaukasten für die konkrete Zusammenstellung eines Trainings ausgewählt werden können. Es gibt keinen fertigen Vorschlag für eine vorgegebene Abfolge von Übungen und das ist ein sympathischer Ansatz, dieses Buch wirklich als Werkzeugkoffer für das individuelle Handeln und die Vorlieben von Trainer*innen zur Verfügung zu stellen. Jeder Übung ist ein inhaltliches Schlaglicht zugeordnet, in denen Herausforderungen beschrieben, fachliche Hintergründe fokussiert, weiterführende Informationen gegeben sowie Erfahrungen mit Thema und Übung dargestellt sind. Ein interessantes Konzept, Übungen mit Hintergrundinformationen zu koppeln. Insgesamt kommt mir die Auswahl der Übungen jedoch etwas verkopft vor. Auch wenn eine methodische Vielfalt angekündigt ist, setzen viele der Übungen vor allem auf Vermittlung von Wissen. Einige der Arbeitsmaterialien enthalten sehr umfangreiche Informationen, die von Teilnehmenden auch gelesen (und verstanden) werden müssen. Ich persönlich vermisse mehr die unmittelbar an individuellen Erfahrungen der Teilnehmenden anknüpfenden methodischen Zugänge, die auch die emotionale Ebene und damit verbundenen Prägungen mit in den Blick nehmen. Der Bedeutung von Emotionen sollte m. E. in der politischen Bildung und eben auch in der Antidiskriminierungsarbeit weitaus mehr Raum gegeben werden. Angesichts der jüngsten Veränderungen der gesellschaftlichen Debatten sind zudem manche Inhalte der Übungen durch die Zeitläufte schon wieder etwas überholt.

Ein kleiner Anhang mit einem Index wichtiger Begriffe und einer Darstellung des beeindruckenden Netzwerkes der Projektmitwirkenden und der Autor*innen des Trainingskonzeptes runden das Handbuch ab. Ergänzt wird das Buch um die Möglichkeit zum Download der Arbeitsmaterialien für die Übungen in einem PDF-Dokument sowie weiterer Zusatzmaterialien, die im Training genutzt werden können.