im Erwachsenenalter
wbv Publikation von wbv media GmbH & Co. KG, 163 Seiten
Das vorliegende Werk gliedert sich in die Lehrbuchreihe des Deutschen Instituts für Erwachsenen- und Weiterbildung „Erwachsenen- und Weiterbildung. Befunde – Diskurse – Transfer“ ein. Ziel dieses Lehrbuchs ist es, den Blick auf Sozialisation und informelles Lernen im Erwachsenenalter zu richten, um letztlich „neue Herausforderungen und Perspektiven für eine theoretisch und empirisch reflektierende Erwachsenen- und Weiterbildungsforschung“ zu formulieren (S. 11). Tippelt und Schmidt-Hertha setzen sich mit diesen beiden Begrifflichkeiten konkret im Erwachsenenalter auseinander, obgleich die Sozialisation vorherrschend ein Thema der Kindheit und Jugend darstellt. Für eine Planung greifbarer Praxis der Erwachsenen- und Weiterbildung, ist das Wissen über solche Sozialisationsprozesse im Erwachsenenalter sowie über das informelle Lernen eine wichtige Basis.
Das vorliegende Werk besteht aus 13 Kapiteln, die sich in vier Teile aufgliedern. Neben einer Einleitung findet der/die Leser*in vorab einen Überblick bzw. Einblick in die vier Teile, welche sich wie folgt gliedern: Erkunden – Begriffe und theoretische Grundlagen (1); Erforschen und Vermitteln – Kontexte von Sozialisation und informellem Lernen und deren Bedeutung für die Erwachsenen- und Weiterbildung (2); Erforschen von sozialer Ungleichheit als Herausforderung für die Praxis der Erwachsenen- und Weiterbildung (3); Perspektiven für Forschung und Praxis (4). Dieser Aufbau bietet den Leser*innen die Möglichkeit, theoretische Grundlagen zu verstehen, ehe der Bezug bzw. ein Transfer in die Praxis – hier insbesondere in die Erwachsenen- und Weiterbildung – hergestellt werden. Die Charakteristik eines Lehrbuchs kommt dadurch zu Tage, dass die einzelnen Kapitel didaktisch und methodisch ansprechend aufbereitet sind: Es finden sich Lernziele, Merksätze sowie anschließende Fragen und Aufgaben und weiterführende Literatur. Darüber hinaus sind Einschübe unter der Überschrift „Wissenswertes“ zu finden.
Der erste Teil befasst sich mit Grundlagen und Begriffen, welche die Sozialisation tangieren. So werden die Bedeutung und die Funktion des Sozialisationsprozesses erläutert, wobei auf Emilie Durkheim Bezug genommen wird. Bourdieu und dessen Habitus- sowie Kapitalbegriff werden ebenfalls aufgegriffen. „Vor diesem Hintergrund werden (…) die Lebenswelt- und Weiterbildungsforschung sowie neuere Ansätze der Milieuforschung als sozialtheoretische Basis dargelegt und auf die (erwachsenen-) pädagogische Praxis angewendet.“ (S. 7) Sozialisation und die individuelle Entwicklung sind ebenso Thema wie das informelle Lernen und dessen Einbettung in pädagogische und politische Diskurse. Der zweite Teil stellt prägende Sozialisationsinstanzen und -kontexte vor. Dabei wird bspw. auf informelles Lernen in Bildungseinrichtungen oder im Beruf eingegangen. Aber auch die Geschlechtersozialisation wird berücksichtigt. Teil 3 befasst sich mit soziostrukturellen und soziokulturellen Aspekten. Erstere beleuchten Einflüsse wie Übergänge im Lebenslauf als auch alters- und generationsbedingte Einflussfaktoren. Die Milieuforschung wird im Kontext der soziokulturellen Aspekte vorgestellt. Teil 4 arbeitet mit neun Thesen, welche verdichtete Aussagen der verschiedenen Forschungsbefunde und -aspekte zu Sozialisation und informellem Lernen zusammenfassen.
Zusammenfassend werden am Ende Forschungsbedarfe aufgezeigt und Folgen für die Erwachsenensozialisation und das informelle Lernen konstatiert.
Bei dem vorliegenden Lehrbuch handelt es sich um ein sehr anschauliches und greifbares Werk, welches durch den Lehrbuchcharakter auch für Praktiker*innen geeignet ist. Bekannte und grundlegende Theorien bzw. Ansätze werden in ihrer Komplexität einfach erläutert. Bezüge zu diesen werden konstant in den jeweiligen Praxis- bzw. Transferkapiteln hergestellt. Das Werk liefert aktuelle Gesichtspunkte, welche für ein teilnehmerorientiertes Bildungsmanagement von Relevanz sind. Der milieuspezifische Ansatz ist in der erwachsenenpädagogischen Weiterbildungslandschaft recht bekannt; durch das Aufgreifen dieses Ansatzes wird seine Bedeutung und Praktikabilität bestätigt. Des Weiteren erweitert man sein Blickfeld, welche weiterführenden Aspekte für das Bildungsmanagement von Interesse und Relevanz sein können. So wird z. B. Übergängen (im Lebenslauf) eine Relevanz zu gesprochen, ein Bereich, dem die Erwachsenen- und Weiterbildung in der Praxis mehr Aufmerksamkeit schenken darf – insbesondere, wenn man den Übergang vom Berufs- in das Rentenleben in den Blick nimmt.