Außerschulische Bildung 1/2020

Transformationen. Globale Entwicklungen und die Neuvermessung der politischen Bildung

AdB-Jubiläumskongress zum Jahresthema 2020

Am 26. und 27. November 2019 fand in der Akademie für politische Bildung in Tutzing die diesjährige Fachtagung des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) zum Thema „Transformationen. Globale Entwicklungen und die Neuvermessung der politischen Bildung“ statt. Diese Tagung, die in Kooperation mit der Akademie für Politische Bildung durchgeführt wurde, war ein Höhepunkt des 60jährigen Jubiläumsjahrs und gleichzeitig Auftakt für die Aktivitäten zum AdB-Jahresthema 2020.

Ulrich Ballhausen eröffnete als amtierender AdB-Vorsitzender den Jubiläumskongress. Er begrüßte die 70 Teilnehmenden, die der Einladung trotz des abstrakten, sehr ambitionierten Themas gefolgt waren. Er hob hervor, wie wichtig es sei, dass sich die politische Bildung in der Weltgesellschaft verorte und sich mit diesem großen Thema beschäftige. Politische Bildung müsse angesichts der globalen Entwicklungen neue Kooperationen eingehen, selbstbewusst und selbstbestimmt agieren und sich gegen Angriffe zu Wehr setzen. Politische Bildung müsse politischer werden und sich als politischer Akteur verstehen.

Ebenso begrüßte Frau Professorin Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung, die Anwesenden. Sie erinnerte an den Gründungsort des AdB, an den er nun zu diesem Jubiläumskongress zurückgekehrt ist. Die Akademie verstehe sich als Ort des übergreifenden Austauschs und erfülle damit das, was Ulrich Ballhausen in seiner Begrüßung für die politische Bildung einforderte.

Mit dem ersten Vortrag zum Thema „Transformationen. Die neue Zerbrechlichkeit der Demokratie“, gab Professor Dr. Wolfgang Merkel vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung einen fundierten Einblick in die jüngere weltweite Entwicklung der Demokratie aus vergleichender Perspektive. Deutlich wurde, dass die Qualität der Demokratien heute zwar signifikant höher ist als in den 50er bis 70er Jahren, diese aber verwundbarer und fragiler geworden sind. Gründe dafür sind z. B. die Globalisierung der Märkte und die Individualisierung der Gesellschaft, die unerfüllten Versprechen der Demokratie und der Rückgang des Vertrauens in die politischen Eliten. Auch der Vertrauensverlust in die zentralen Institutionen der repräsentativen Demokratie (Parteien, Parlamente, Regierungen), der unaufhaltsame Abstieg der Volksparteien und die Fragmentierung und Polarisierung des Parteiensystems sind zu nennen. Sozioökonomische Ungleichheit führt zu politischer Ungleichheit, d. h. die Wahlbeteiligung nimmt ab und die soziale Selektivität nimmt zu – auch durch neuere (digitale) Partizipationsformen, die fast nur von den Mittelschichten wahrgenommen werden. Eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie bestehe darin, so der Referent, dass das untere Drittel der Gesellschaft aus der politischen Partizipation ausgestiegen sei. Werden Demokratien durch eine populistische Regierung in Gefahr gebracht, bedeute das aber nicht, dass auch die Demokratiezufriedenheit der Bevölkerung sinke.