Außerschulische Bildung 3/2023

Welche Rolle kommt politischer Bildung im Umgang mit rechtem Terror zu?

AdB-Einrichtungen tauschen sich in Denkfabrik über Erfahrungen und Herausforderungen aus

Anfang Mai 2023 kamen Vertreter*innen aus neun AdB-Mitgliedseinrichtungen zur Denkfabrik zusammen, die im Freizeitwerk Welper in Hattingen stattfand. Die neunte Ausgabe des Formats widmete sich dem Umgang politischer Bildung mit rechtem Terror in Deutschland nach 1948 und nahm mit einem erinnerungspolitischen Stadtrundgang durch Solingen besonders Bezug auf den Brandanschlag am 29. Mai vor dreißig Jahren. Bei dem Anschlag wurden fünf Menschen ermordet: Gürsün Ince (27 Jahre); Hatice Genç (18 Jahre); Gülüstan Öztürk (12 Jahre); Hülya Genç (9 Jahre) und Saime Genç (4 Jahre).

Die Denkfabrik startete mit einem Workshop zu Fällen rechten Terrors in Deutschland seit 1980, bei dem zunächst in Kleingruppen zu verschiedenen rechtsextremen Terroranschlägen gearbeitet wurde. Der Workshop diente einer ersten Auseinandersetzung mit Taten rechten Terrors in Deutschland, deren gesellschaftlichen Bedingungen und der öffentlichen Auseinandersetzung damit.

Vor dem Hintergrund des 30-jährigen Gedenkens an den Brandanschlag in Solingen fand am zweiten Tag eine Exkursion nach Solingen statt. Im Rahmen eines erinnerungspolitischen Stadtrundgangs mit Winfried Borowski von der Jugendhilfe-Werkstatt Solingen e. V. besuchte die Gruppe die Leerstelle des ehemaligen Wohnhauses der Familie Genç – bis heute der zentrale Trauer- und Gedenkort der Angehörigen – und das von der Jugendhilfe-Werkstatt initiierten Solinger Mahnmal.

Am Nachmittag traf die Gruppe auf die Solinger Zeitzeugin Birgül Demirtaş. Sie las Passagen aus dem von ihr mit herausgegebenen und soeben erschienen Buch „Solingen 30 Jahre nach dem Brandanschlag“, in dem unter anderem Interviews mit Angehörigen der Mordopfer enthalten sind, die sich bisher nicht öffentlich zu den Folgen des Brandanschlags für sich und ihre Familie geäußert hatten.